"Ser de Coimbra é apoiar a Academica" steht an den Wänden der weltbekannten Universität von Coimbra, also in etwa "Aus Coimbra zu sein, bedeutet Academica zu unterstützen." Es klingt fast wie ein verzweifelter Aufruf an die mehr als 20.000 Studenten, einmal im Stadion vorbei zu schauen.

Legendäres Pokalfinale 1969

Denn die Zuschauerzahlen sind schlecht. Am heutigen Samstagnachmittag kommen ganze 2352 Fans in das 30.210 Zuschauer fassende Estadio Cidade de Coimbra. Das ist gelinde gesagt eine krasse Enttäuschung. Denn einst war die Bindung zwischen dem ältesten noch bestehenden Sportverein Portugals und der 1290 (!) gegründeten ältesten Universität des Landes enorm.

Oft erzählt und sogar verflimt ist die Geschichte rund um das (verlorene) Pokalfinale 1969 (--> Trailer) gegen Benfica. Coimbra war damals zum Zentrum des Widerstandes gegen das Estado-Novo-Regime geworden, die aus Studenten bestehende Amateur-Mannschaft von Academica wurde von Querdenkern und Widerständlern unterstützt.

Glockenturm im Wappen

Das Pokalfinale im Nationalstadion wurde zur größten Protestdemonstration gegen das Regime in seiner Geschichte, doch erst fünf Jahre später beendete die Nelkenrevolution die Diktatur. Im Taumel der erfolgreichen Revolution und in Abwesenheit der Spieler lösten die Studenten daraufhin die Profi-Fußballabteilung kurzerhand auf, wenig später musste die Sektion neu gegründet werden. Verrückt.

Übrigens: Der "Cabra" genannte Glockenturm der Universität findet sich bis heute im Wappen von Academica. Und die Spielkleidung ist in der Regel ganz in Schwarz, der traditionellen Kleidung der Studenten nachempfunden - bei einer kurzen Stippvisite an jener Uni lief tatsächlich jeder Student ganz in Schwarz herum.

Nur Ultras Mancha Negra in guter Form

Zuletzt hat die Verbundenheit der Studenten mit Academica wie erwähnt ganz offensichtlich gelitten, trotz des Pokalsieges 2012, dem größten Erfolg der Vereinsgeschichte. Immerhin zeigen die Ultras Mancha Negra ("Schwarzer Fleck") sowohl Präsenz wie auch Engagement, neben Dauer-Gesang gibt es während der ersten Halbzeit auch ein Spruchband, auf dem für den Ultra-Lebensstil geworben wird.

Das Estadio Cidade de Coimbra liegt recht zentral, erbaut wurde es zur EM 2004 an der Stelle des 1940 errichteten Estadio Municipal. Gespielt wurden hier 2004 ganze zwei Vorrundenspiele - womit wir, mal wieder, bei der Sinnfrage wären. Das Stadion ist bis auf die Glasfassade und das ästhetische, U-förmige Dach ziemlich unspektakulär. Besonders die Laufbahn stört doch arg.

Enttäuschende Nullnummer

Das heutige Spiel wird zum mit Abstand schlechtesten meiner Tour. Beim Schlusspfiff werden beide Mannschaften vom Publikum mit einem Pfeifkonzert bedacht, und könnte ich pfeifen, ich hätte mit voller Lautstärke mitgemacht. Himmel, war das langweilig. So jedenfalls können die Studenten Coimbras kaum in Stadion gelockt werden.

Für mich ging es noch am Abend in Richtung Porto, um am Sonntag eine kurze Anreise nach Vigo zu haben, wo schon um 12 Uhr Ortszeit der Ball rollte.