ADO Den Haag - PEC Zwolle 1:2 (Eredivisie, 21.1.2017)

SKyocera Stadion in Den Haag

Die Niederlande gehören - besonders im Vergleich zu Belgien - trotz der Nähe nicht gerade zu meinen beliebtesten Zielen. ADO Den Haag ist ein gutes Beispiel dafür, warum das so ist. Schon der Blick auf die Wiki-Seite des Kyocera-Stadions reicht, um die Lust zu verlieren, gibt es dort doch so wenig einladende Sätze zu lesen wie:

Kyocera Stadion von ADO Den Haag
- "Zu den nicht unumstrittenen Sicherheitsmaßnahmen gehört, dass man nur mit einer Clubcard von ADO Den Haag Tickets für die Heimspiele erwerben darf, auf der biometrische Daten gespeichert sind und mit dem Erwerb eines Tickets einer Videoüberwachung mit biometrischen Methoden zustimmt."
- "... generelle Maßnahme, die neutralen Besuchern den Zugang zum Spiel völlig unmöglich macht."
- "Im Eingangsbereich findet die Einlasskontrolle durch Happy-Crowd-Schleusen statt. Diese Schleusen machen von jedem einzelnen Zuschauer bei Betreten des Stadions ein biometrisches Foto des Gesichts."

Na, vielen Dank auch. Die gute Nachricht: Bei vielen Vereinen der Eredivisie scheint es in der Ticketfrage mehr und mehr lockerer zuzugehen. Sogar bei ADO: Für das heutige "normale" Heimspiel gegen Zwolle war die Clubcard-Verpflichtung aufgehoben, und zusammen mit dem Vorspiel in Katwijk war das Paket dann doch reizvoll genug, um mal wieder in die Niederlande zu düsen.

Das "Millwall der Niederlande"

Kyocera Stadion  Den Haag
Die strengen Maßnahmen in Den Haag haben freilich ihren Grund: Einst galt der Verein wegen seiner notorischen Fans als "Millwall der Niederlande". Seit dem Umzug vom Zuiderpark ins moderne Kyocera Stadion im Jahr 2007 hat sich die Lage allerdings spürbar beruhigt. Im heutigen - zugegebenermaßen nicht repräsentativen - Spiel bei Minusgeraden im Januar enttäuscht die Kurve sogar ziemlich. Eine Block- und viele Schwenkfahnen, okay, aber Gesänge? Kaum.

Umso präsenter sind dagegen die vielen Fanfreundschaften. Im Fanblock auf der Gegeneraden werden Fahnen mit den Wappen von Legia, Juventus, Swansea und Club Brugge geschwenkt, auch auf den Graffiti im Umlauf des Stadions sind die Freunde aüßerst häufig vertreten, teilweise sogar in eigenen "Schaukästen".

Tegen alle Stadionverboden

9130 Zuschauer sorgen in der 15.000-Mann-Arena für einen eher mäßigen Besuch des Kellerduells, aus Zwolle sind etwa 600 Anhänger mitgereist und präsentieren zum Intro das keiner Übersetzung bedürfende Spruchband "Tegen alle Stadionverboden". Wenn es doch so einfach wäre.

Fankurve in Den Haag
Immerhin drei Spieler wecken unser Interesse: Bei ADO stehen in Tom Trybull (ehemals Bremen, St. Pauli, Hansa) und Thomas Meißner (Mainz II, BVB II, Duisburg) zwei Deutsche in der Startelf, zudem stürmt der angegeblich von Mainz umworbene Gervane Kastaneer. Letzterer köpft prompt das frühe 1:0, muss aber schon in der 21. Minute verletzt ausgewechselt werden. Schon zu diesem Zeitpunkt ist eigentlich der Gast aus Zwolle deutlich besser und holt sich nach der Pause mit zwei Toren den völlig verdienten Auswärtssieg ab.

Das Kyocera Stadion ist von außen durchaus hübsch anzusehen, von innen dann aber doch recht eintönig. Auf der Gegengerade bildet die Bestuhlung immerhin das Logo des Klubs inklusive "Storky", also dem Storch, der das Wappen des Vereins ziert. Heizstrahler gibt es leider (...) nicht, und so ging es tiefgefronen zurück nach Deutschland, wo nach dem Überqueren der Grenze in Venlo mal wieder die Polizei mit Blaulicht hinter uns auftauchte und zum Verlassen der Autobahn zwecks Kontrolle bat.

"Wir waren beim Fußball" ging offenbar als akzeptabler Grund für den Holland-Besuch durch, und so durften wir nach kurzem Check der Ausweise weiterreisen. Geht doch.

Zwolle-Fans in Den Haag  Graffito  Storch im Kyocera Stadion