AIK Stockholm - Hammarby 0:2 (Allsvenskan, 26.9.06)

Choreo der AIK-Anhänger Auf dem Weg zur erhofften Meisterschaft steht Aufsteiger und Tabellenführer AIK Stockholm am 20. Spieltag ein dicker Brocken im Weg: Zu Gast im Rasunda-Stadion ist Lokalrivale Hammarby. Die Grün-Weißen dümpeln zwar im Mittelfeld der Tabelle herum, Derbys haben aber bekanntlich ihre eigenen Gesetze. Was natürlich nicht stimmt, denn einzig der Pokal hat seine eigenen Gesetze, aber der Satz passte gerade so schön.

Vorweg eine schöne und wenig bekannte Anekdote rund um das Duell der beiden Klubs, die von einem höchst sonderbaren Geschäft handelt. Im Jahre 1918, 21 Jahre nach seiner Gründung, fusionierte Hammarby IF mit dem Stockholmer Verein Johanneshofs. Hammarby durfte seinen Namen zwar behalten, dafür zwang der Johanneshofs-Präsident den neuen Klub aber zu einer kuriosen Abmachung: Exakt 60 Jahre lang sollte Hammarby die Farben Schwarz und Gelb tragen. Hammarby hielt sich - trotz der Verwechslungsgefahr mit AIK - an den Kontrakt und wechselte erst pünktlich im Jahr 1978 zu seinen alten Farben zurück. Seither hat jeder der drei Stockholmer Großklubs wieder sein eigenes, unverwechselbares Outfit.

Schalparade im Hammarby-Block"Unser Glaube - Unser Tempel - Unser Schöpfer"

Deutlich in der Überzahl unter den 29.117 Zuschauern im Rasunda-Stadion sind die Schon-Immer-Gelb-Schwarzen von AIK, die ihre Kurve im Gegensatz zu den Grün-Weißen vollständig füllen. Da bereits im Vorfeld zu erfahren war, dass die Bajen-Fans nach der jüngten Talfahrt und den Differenzen mit der Klubführung auf eine Choreographie verzichten, richten sich die Augen zum Intro voll und ganz auf die gegenüberliegende Kurve. Kurz vor Anpfiff lassen die dortigen Anhänger drei schwarze Folien vom Oberrang, auf denen das AIK-Wappen, das Rasunda-Stadion und ein gesetzterer Herr zu sehen sind. "Var tro - vart tempel - vart skapare" ("Unser Glaube - Unser Tempel - Unser Schöpfer") lautet das dazu passende Spruchband. Zwar sind die Buchstaben nur schwer zu entziffern, und auch beim Ausrollen der goldenen Banderolen zwischen den Folien gibt es Probleme, dennoch darf man die Aktion als gelungen bezeichnen.

Nach dem Anpfiff vefliegt die gute Laune der AIK-Anhänger jedoch schnell. Der Tabellenführer agiert sichtlich nervös, Hammarby dagegen spielt frei auf und kommt schon in der vierten Minute durch Sebastian Eguren zum 1:0. Auch in der Folge ist der Gast die stärkere Mannschaft, erneut Eguren (33.) erhöht zum 2:0-Halbzeitstand, auch nach der Pause hat AIK nichts mehr zu melden. Da Verfolger Elfsborg gleichzeitig durch ein 2:0 gegen Örgryte die Tabellenspitze übernimmt, ist die Stimmung im Heimblock auf dem Nullpunkt, während die Hammarby-Fans immer lauter werden und das Rasunda fest in ihrer Hand haben.

Bengalos hinter dem TempelAusschreitungen nach der Begegnung

Nach der Partie kommt es noch zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Fans und Polizei, in deren Verlauf 24 Randalierer festgenommen werden. "Nach Polizei-Angaben beteiligten sich rund 300 Hooligans an den Ausschreitungen und warfen mit Steinen auf die Polizisten. Ein Beamter wurde mit einer Platzwunde ins Krankenhaus eingeliefert", heißt es in der entsprechenden sid-Meldung.

Auch beim vierten Stockholmer Derby nach 2002, 2005 und 2006 prsäentiert sich das Rasunda-Stadion quasi unverändert, daher sei einmal mehr aus dem alten Bericht zitiert:
An der Stelle des Rasunda Stadion wird bereits seit 1910 gekickt, erst mit dem umfassenden Umbau 1937 ist das Rund jedoch ein echtes Großstadion. Der Rekordbesuch (52.943) stammt übrigens vom Länderspiel Schweden gegen Deutschland am 26. September 1965, heute passen 36.000 Besucher in das Stadion, das auch Sitz des schwedischen Fußball-Verbandes ist. Auch eine Besonderheit kann das Rasunda für sich reklamieren: Es war das erste Stadion, in dem WM-Enspiele der Männer (1958) und Frauen (1995) stattfanden. Die gleiche Ehre wurde ansonsten nur der Rose Bowl in Pasadena (1994 und 1999) zuteil.