SC Amiens - EA Guingamp 3:3 (Ligue 2, 15.5.2009)

Das Stade De La Licorne in Amiens

Und wieder ist die "Schwarze Liste" um ein Stadion ärmer. Seit dem Spielausfall im Dezember 2007 fand sich das Stade De La Licorne in jener Auflistung der auszuradierenden Pannen. Also hieß es zum zweiten Mal: Auf in die Picardie!

Das Stade De La Licorne von Außen
Fabelwesen als Namensgeber

Diesmal schien sogar die Sonne - was bei einem Besuch des 1999 eröffneten Stadions durchaus von Vorteil ist. Denn das Dach ist nicht nur groß, sondern auch komplett durchsichtig. So freuen sich Rasen und Zuschauer über viel Licht im Rund. Ist doch viel schöner, als wenn man wie auf Schalke den blauen Himmel quasi suchen muss. Einzig einen Hochdruckeiniger könnten die Flächen mal gebrauchen.

12.000 (ausschließlich sitzende) Zuschauer passen in das Stadion, bei einem Aufstieg ist eine Erweiterung auf 20.000 möglich. Benannt ist die insgesamt sehr kompakte Arena, die das alte Stade du Moulonguet ersetzte, nach dem Wappentier der Stadt: einem Einhorn. Das ist gleichzeitig das Maskottchen des Vereins und läuft folglich auch ständig um das Spielfeld. Na, wer's mag...

Von Europapokal-Teilnehmern und seltsamen Ranglisten

Für ermäßigte 4,50 Euro (immer wieder ein Traum) ging es in das Rund, insgesamt 10.301 Zuschauer wollten das Duell der beiden noch vom Abstieg bedrohten Klubs sehen. Etwa 80 Anhänger hatten den Weg aus der Bretagne gefunden und waren bester Laune. Kein Wunder: sechs Tage zuvor hatte ihr Verein als erster Zweitligist seit 50 Jahren den französischen Pokal gewonnen und sich damit für die Europa League qualifiziert.

Lasst Licht herein!
Die wenigen aktiven Heimfans dagegen, die sich auch noch auf beide Kurven verteilen, hielten sich recht zurück. Keine Ahnung, wie es die Supporter auf Platz zwei der ohnehin fragwürdigen Championnat des Tribunes geschafft haben. Die lautstarken Pfiffe beim Rückstand werden jedenfalls kaum Pluspunkte bringen.

Ein Name, den man sich merken sollte

Nachdem Ex-Radprofi Bernard Hinault den Anstoß ausgeführt hat, entwickelt sich bei bestem Fußball-Wetter ein äußerst kurzweiliger Kick. Besonders in Halbzeit zwei fallen die Tore wie reife Früchte, wobei ein Mann heraussticht: Bakaye Traore aus Mali gelingt nach dem Seitenwechsel ein lupenreiner Hattrick und sichert somit den wichtigen Punkt. Wenn nichts außergewöhnliches passiert, sollten somit beide Klubs die Klasse halten.*

Bleibt der Blick auf die Stadionmusik. Auch in französischen Arenen gibt es scheinbar so etwas wie eine Sprach-Quote, was die Sache nicht gerade vereinfacht. Aber seht selbst.

Die Setlist des SC Amiens:

1. Phil Collins - Do you remember. Wenn man es negativ ausdrücken will, ist Kollege Collins absoluter Mainstream. Positiv: Im Stadien eine Seltenheit.
2. ? - ?. Da geht es schon los. Dance-Musik mit französischen Texten. Noch nie gehört, aber ganz nett.
3. Pink - So what. Na, gegen Pink kann man nicht viel sagen. Vielleicht etwas inflationär im Auskoppeln von Singles, aber (fast) immer hörenswert.
4. ? - ?. Disco-Dance auf Französisch. Hab ein paar Zeilen mitgeschrieben, Interpret war trotzdem nicht auszumachen.
5. ? - ?. Siehe 4. Aber unter dem Strich alles hörbar.
6. ? - ?. Diesmal sogar mit englischen Texten. Half mir aber auch nicht.
7. MGMT - Kids. Ah, wieder was Vertrautes. Erst vor einem Monat in Aalen gehört. Inzwischen noch ausgelutschter. Aber ganz nett.
8. Lady Gaga - Pokerface. Hm. Zu der Dame und ihrer Musik hab ich mir irgendwie noch keine abschließende Meinung gebildet. Kann mal vorkommen.
9. ? - ?. Das alte Lied...
10. Rihanna - Disturbia. Zu Umbrella-Zeiten fand ich die noch klasse. Inzwischen dermaßen gehypt, dass es beinahe unerträglich ist.

Fazit: Positiv: Viel Abwechslung und nicht nur Chart-Kram. Negativ: Der Chart-Kram. Macht ne 2-. Zum Gesamtstand.

* Oder auch nicht: Amiens gab an den letzten zwei Spieltagen seinen Vier-Punkte-Vorsprung aus der Hand und stieg ab.

Fans des SC AmiensTheke im StadionFans aus Guingamp