AS Saint-Etienne - OGC Nizza 2:1 (Ligue 1, 18.11.06)

Wir sind quadratisch aufgepustetMit der Frage nach dem französischen Rekordmeister ist schon an so manchem Tresen eine Runde Bier gewonnen worden. Nicht etwa Olympique Marseille (8), der AS Monaco (7) oder Emporkömmling Olympique Lyon (5) führt die Liste der Champions an, sondern die "Association Sportive de Saint-Étienne Loire", kurz AS Saint-Étienne oder für ganz Eilige ASSE. Stolze zehn Titel sammelte der Klub von 1957 bis 1981, alleine sieben davon zwischen 1967 und 1976.

Wer sich da an Borussia Mönchengladbach erinnert fühlt, ist mit seiner Meinung nicht ganz alleine. Auch der fulminante Reiseführer 1000 Tips Europacup erinnert an Saint-Etiennes goldene Zeit und fügt an: "Von damals rührt auch die immer noch sehr große Anhängerschaft im ganzen Lande her - fast so`n bißchen wie Gladbach". Sehr nett. Etwas später heißt es dann: "Trotz Abstiegsgefahr (in den 80ern) hielt Präsident Laurent am Trainer fest. Auch so`n bißchen wie früher in Gladbach". Bedenkt man den späteren Gang des Traditionsvereins in die Zweitklassigkeit sowie die Farben Schwarz, Weiß und Grün, scheint Borussias Zwilling endgültig gefunden.

 
Viele freie PlätzeDas Stadion mit dem Spitznamen "le chaudron vert" (der grüne Kessel) ist seit 1931 Heimstätte von Saint-Etienne. Nach diversen Baumaßnahmen - unter anderem wurde 1957 die Laufbahn entfernt, zur EM 1984 bzw. WM 1998 folgten neue Tribünen, Sitzplätze und der übliche Kram - bietet das Stadion nunmehr 35.616 Menschen Platz. Bei der WM vor acht Jahren fanden hier fünf Vorrundenspiele sowie das Achtelfinale Argentinien - England (6:5 n.E.) statt, bei dem Michael Owen bekanntlich zum Star aufstieg und David Beckham zum Gespött der Yellow Press wurde. Eine bestens bebilderte Zeitreise durch 75 Jahre Stade Geoffroy Guichard findet sich hier.

26.707 Zuschauer im "grünen Kessel"

Heute spielt Saint-Etienne im französischen Fußball wieder eine gewichtige Rolle und hält sich in der neuen Saison sogar im oberen Tabellendrittel. Spätestens hier haben die Parallelen zum Niederrhein also leider ein Ende. Den Aufwärtstrend fortsetzen will ASSE auch am 14. Spieltag, wo mit OGC Nizza ein Verein aus dem Tabellenkeller zu Gast ist. 26.707 Zuschauer lockt diese Begegnung ins Stade Geoffroy Guichard, immerhin ca. 800 davon tragen die Farben des Gastes.

Schalparade bei den Magic FansWie von uns erhofft ging Saint-Etienne in Führung und ermöglichte uns einen Blick auf den bisher nur von Eurosport bekannten Torpogo a la ASSE - und das gleich doppelt, legten die Grün-Weißen doch schnell das 2:0 nach. Dass auch die Nicoise ein Tor zu feiern wissen, bewiesen sie beim Anschluss unmittelbar vor der Pause, als kurzerhand der Zaun gestürmt und einige nette Gesten an die benachbarten Magic Fans gerichtet wurden. Der von uns erwünschte Ausgleich fiel nach der Pause leider nicht mehr, aber man kann ja nicht alles haben. Kurz vor Schluss betrat dann noch ein bekanntes Gesicht die Bühne: In der 88. Minute wurde bei den Gastgebern ein gewisser Marek Heinz eingewechselt. Wirklich durchsetzen kann der sich scheinbar auch in Saint-Etienne nicht. Womit wir wieder bei den Parallelen zum Niederrhein wären...

Bekannt ist das drei Kilometer vom Stadtzentrum entfernt gelegene Viereck aber nicht nur durch seine von Michel Platini angeführten Protagonisten, sondern auch dank seiner kreativen, einzigartigen Fans. Sowohl auf der Nordtribüne (benannt nach Charles Paret) als auch im Süden (Jean Snella) finden sich Kurven, die auch für sich alleine stehend in Europa keinen Vergleich scheuen müssten.

Stade Geoffray GuichardDas Stadion mit dem Spitznamen "le chaudron vert" (der grüne Kessel) ist seit 1931 Heimstätte von Saint-Etienne. Nach diversen Baumaßnahmen - unter anderem wurde 1957 die Laufbahn entfernt, zur EM 1984 bzw. WM 1998 folgten neue Tribünen, Sitzplätze und der übliche Kram - bietet das Stadion nunmehr 35.616 Menschen Platz. Bei der WM vor acht Jahren fanden hier fünf Vorrundenspiele sowie das Achtelfinale Argentinien - England (6:5 n.E.) statt, bei dem Michael Owen bekanntlich zum Star aufstieg und David Beckham zum Gespött der Yellow Press wurde. Eine bestens bebilderte Zeitreise durch 75 Jahre Stade Geoffroy Guichard findet sich hier.

Choreo, Torpogo und ein alter Bekannter

Auch wenn es sicher bessere Spiele als gegen Nizza gibt, zeigten beide Kurven ihr Potenzial. Zu erwähnen ist das Intro der Green Angels im Süden: Grüne und Weiße Luftballons bildeten auf der gesamten Tribüne Quadrate, passend dazu lautete das Spruchband "Ce soir on est gonfle a bloc" (Holprig übersetzt: "Heute Abend sind wir quadratisch aufgepustet", wobei "gonfle" aber auch "mutig" und "a bloc" auch "im Block" bedeuten kann). Zwei Minuten später folgte ein "Explosez-Les" ("Explodiert!"), woraufhin alle Ballons quasi zeitgleich zerplatzten. Die Magic Fans auf der Tribune Sud beließen er derweil bei den üblichen Doppelhaltern und einer Schalparade.

Apropos: Für Nostalgiker sei noch erwähnt, dass Saint-Etienne und Borussia beinahe zwangsläufig schon aufeinandertrafen: Im UEFA-Pokal-Viertelfinale 1979/80 nämlich. Das Hinspiel in Frankreich gewann Borussia 4:1, schon zur Halbzeit führte der VfL dank Carsten Nielsen (15., 21.), Harald Nickel (18.) und Ewald Lienen (36.) 4:0. Andere Zeiten halt.... Das Rückspiel endete dann 2:0 für Borussia.