Atletico Madrid - FC Barcelona 1:1 (Primera Division, 14.10.2017)

Wanda Metropolitano von Atletico Madrid

"Super-Samstag" in Madrid, Teil 2: Von Getafe kommend dauerte es etwa 75 Minuten mit S- und U-Bahn, bis wir wieder das Tageslicht erblickten und sich vor uns das Wanda Metropolitano auftürmte. In der brandneuen Arena sollte Atletico Madrid heute sein erst viertes Heimspiel austragen, mit dem FC Barcelona als sportlich sowie politisch derzeit höchst attraktivem Gegner.

Wanda Metropolitano von Atletico
Die größte Schwierigkeit hatten wir bereits zuhause erledigt - den Ticketkauf. An einem Samstag um 10.00 Uhr startete die Verkaufsphase für jedermann, um 10:01 hingen wir in einer Warteschleife, und als wir um 10.30 eingeloggt waren, begann ein ziemliches Chaos. Erst hieß es "keine Tickets mehr", dann tauchten ab und zu in verschiedenen Blöcken doch einzelne freie Sitze auf, die nach dem Anklicken jedoch schon wieder verkauft waren. Was für ein Chaos. Vor allem ein völlig unverständliches, denn warum sind diese Plätze nicht von Anfang an zu haben?

Das Ticketsystem stinkt

Volle zwei Stunden dauerte es, bis endlich ein Platz zur Verfügung stand, den wir auch in den Warenkorb legen konnten. Der Preis? Puuh. Ich sag mal so: Das bisher teuerste Ticket meiner Fußballreisen kostete 105 Euro, gezahlt 2003 beim Mailänder Derby im Champions-League-Halbfinale. Diesen "Rekord" musste ich nun brechen, und zwar deutlich. Besonders ärgerlich war aber, dass an den nächsten Wochen bis kurz vorm Spieltag immer wieder Karten im System auftauchten, teilweise in deutlich günstigeren Blöcken, die vorher nie angezeigt worden waren. Ein ganz klein wenig fühlten wir uns verarscht!

Spanien-Fahnen bei Atletico Madrid gegen FC Barcelona
Nun gut, es ändert ja nichts, also hinein in die gute Stube. Offiziell passen 67.703 Zuschauer in die Arena, die riesigen Dimensionen lassen fast noch mehr vermuten. Architektonisch ist das Ding wahrlich beeindruckend, als Fußball-Stadion aber nur bedingt. Passend dazu bestimmte die Show eindeutig das Geschehen. Fünf Minuten vor Anpfiff wurde beispielsweise das Licht ausgemacht, um ein wenig wie beim Boxen die Aufstellungen zu brüllen und bei jedem Namen zusätzlich die Scheinwerfer glühen zu lassen. Für meinen Geschmack alles ein wenig zu viel.

Das nächste Stadion, bitte

Gebaut wurde die Arena an der Stelle des erst 1994 eröffneten Estadio Olimpico de Madrid, das nie so recht seinen Zweck erfüllte und am Ende leer stand. Sein Name soll an das Estadio Metropolitano erinnern, in dem Atletico von 1923 bis zu seinem Umzug ins Vicente Calderon im Jahr 1966 spielte.

Das heutige vierte Heimspiel in der neuen Arena ist mit 64.393 Zuschauern genau wie die ersten drei Begegnungen nicht ausverkauft - so viel zum wahrlich fragwürdigen Online-Ticketsystem.

Wanda Metropolitano bei Atletico Madrid
In der Heimkurve gibt es zum Intro unzählige Spanien-Flaggen zu sehen, garniert wird das Ganze mit dem Gesang "Viva Espana" - eine klare Reaktion auf die jüngsten Abspaltungsgedanken Kataloniens, als deren "Nationalmannschaft" der FC Barcelona manchmal bezeichnet wird. Die Stimmung ist besonders nach der Führung richtig gut, lässt dann aber ebenso schnell wieder nach. Naja. Ein Gästeblock ist übrigens nicht auszumachen - keine Ahnung, warum.

Ter Stegen!

Auf dem Rasen zeigt Marc-Andre ter Stegen zu Beginn zwei Glanzparaden, was mein Gladbacher Herz doch ein wenig höher schlagen lässt. Nach dem etwas überraschenden Rückstand spielt nur noch Barca, mit einem beeindruckenden Pressing luchsen Messi und Co. Atletico den Ball teilweise in deren Hälfte ab, wirklich sehenswert. Am Ende reicht es dennoch "nur" zu einem 1:1. Für Barca ist es der erste Punktverlust der Saison, für Atletico ist es im dritten Liga-Heimspiel das erste Gegentor.

Direkt neben mir wird das Geschehen von einem hyperaktiven Japaner beobachtet, der das Spiel allen Ernstes mit seinem auf einem Selfiestick befestigten Smartphone aufzeichnet und nach jeder halbwegs guten Szene hektisch auf dem Ding rumtippt. Auf das Spielfeld richtet er seinen Blick während der 90 Minuten gefühlt kein einziges Mal, sein ständiges Gehampel macht wiederum mich völlig kirre. Unglaublich nervig.

Wenig später ist dann auch der "Super-Samstag" vorbei, doch schon am nächsten Morgen geht es mit dem Zug weiter. Das Ziel: Saragossa.

Estadio Wanda Metropolitano Von außen  Marc Andre ter Stegen auf der Anzeigetafel  Neues Stadion von Atletico Madrid

Spanien-Fahnen gegen Barcelona