Erzgebirge Aue - Borussia 2:3 (17.9.07)

Der Begriff "Umlandfans" ist in Deutschland in der Regel negativ besetzt - "die verwässern die Stimmung", heißt es meistens, oder "das sind Rosinenpicker". Ganz falsch ist das nicht, dennoch darf jeder Verein irgendwie auch stolz sein auf seine Anhänger fern der Heimat. Das gilt nicht zuletzt für Borussia Mönchengladbach und die neuen Bundesländer: Der VfL durfte schon vor 1990 zu den beliebtesten Vereinen der DDR gezählt werden, was sich noch heute in schöner Regelmäßigigkeit bei Auswärtsspielen im Osten niederschlägt. Eben jenen "Umlandfans" war es dann auch zu verdanken, dass der Gästeblock in Aue an einem Montagabend mit 1000 Mann ordentlich gefüllt war.

Dass die Borussia im Osten recht beliebt ist, zeigt auch das Beispiel von "Jupp", einem in diesem Jahr verstorbenen Fan aus Aue, dessen Herz auch für die Fohlen schlug. Sein großes Ziel - das direkte Duell seiner beiden Lieblingsklubs zu erleben - blieb ihm leider verwehrt. Im Stadion anwesend war er dennoch irgendwie. "Heute geht sein größter Traum in Erfüllung“, stand auf einem Spruchband der Veilchen, zum Intro gab es eine gemeinsame Aktion mit den Gladbachfans, als Banner mit der Aufschrift: "Einer von uns, einer von Euch“ bzw. "Einer von euch, einer von uns" gezeigt wurden. Sehr schöne Aktion, die der Express peinlicherweise völlig umdeutete. "Sie meinen Gerd Schädlich – ein Fohlen-Fan!", ist dort am nächsten Tag zu lesen. Peinlich, peinlich...

Starke erste Halbzeit

Ebenfalls im Gästeblock tummeln sich mehr oder weniger befreundete Jenaer und Chemnitzer, wobei letztere durch eher sportliche Typen vertreten sind. Recht überflüssig also. Die Stimmung während des Spiels ist dank dieser Rosinen pickenden Umlandfans verwässert ;-), was zumindest der ersten Halbzeit nicht gerecht wird. Nach den besten 45 Minuten der Saison steht es 2:0, selbst den Luxus eines verschossenen Elfmeters leistet sich der VfL. Doch noch stand eine Spielhälfte bevor, und nicht wenige ahnten bereits, was kommen würde: Quasi im Handumdrehen glich der FCE aus. Dass die Borussia jedoch noch einmal zurückkam, erstmals seit November 2003 wieder drei Auswärtstore erzielte (3:1 in Wolfsburg) und am Ende gewann, spricht für die Mannschaft. Das macht Hoffnung für die kommenden Wochen!

Ein paar Worte vielleicht noch zum Stadion - immerhin Neuland für mich, was bei Borussia-Spielen eher selten passiert. Das 1928 eröffnete Erzgebirgsstadion fasst nach mehrfachen Umbauten (zuletzt 2004) 16.400 Zuschauer und ist trotz der "lila Laufbahn" (klingt wie eine Sendung des Kinderkanals...) ein echtes Schmuckstück. Besonders die idyllische Lage im waldreichen Lößnitztal gefällt, und nicht zuletzt die in den Blöcken A und B die Treppen umschließenden Bäume geben dem ehemligen Otto-Grotewohl-Stadion einen eigenen, sympathischen Charakter.