Koninklijk Berchem Sport - KSV Temse 1:0 (3e nationale A Belgien, 22.8.2012)

Ludo Coeckstadion in Berchem

"Guter Wein braucht keine Empfehlung", schreibt der KSV Temse auf seiner Homepage. Gemeint ist der kommende Gegner Berchem Sport, ein Traditionsklub erster Güte, Stammnummer 28, und Besitzer eines der schönsten Stadien Belgiens. Ein Verein für Feinschmecker, um mal im Bild zu bleiben.

Marathontor im Ludo Coeckstadion von Berchem Sport
"Ludo Coeckstadion" heißt das Kleinod, das sich im Antwerpener Stadtteil Berchem versteckt und den Eindruck vermittelt, die Zeit sei stehen geblieben. Baubeginn war 1928, Fertigstellung 1931, und seither scheint nicht viel passiert. Was zum Glück nicht stimmt, denn dann wäre dieses Stadion kaum erhalten geblieben.

Bröckelnde Wellenbrecher, Tribüne mit Giebel

Die kleine Zeitreise beginnt schon am Marathontor, das "einem römischen Triumphbogen" nachempfunden wurde, wie diverse Quellen verraten. Ursprünglich sah es übrigens so aus. Wer eintritt, weiß gar nicht, wohin er zuerst schauen soll: Auf die bewachsenen Stufen mit ihren Wellenbrechern, die bereits zu bröckeln beginnen? Auf die Haupttribüne mit ihrem Giebeldach? Auf die überdachte, ebenfalls etwas angestaubte Stehtribüne gegenüber? Oder auf die gesperrten, überwucherten Stehplätze auf der anderen Seite? Zeit für einen Seufzer.

Haupttribüne im Het Rooi
Berchem Sport heißt der Klub, der hier spielt. Zwischen 1949 und 1951 wurden die Gelb-Schwarzen dreimal in Folge Vizemeister, spielten insgesamt 41 Jahre erstklassig, zuletzt 1987. Dann ging es abwärts, bis in die Viertklassigkeit. Zumindest dieses Kapitel hat Berchem vorerst hinter sich gelassen: "Mit dem heutigen Spiel kehrt nach acht Jahren endlich wieder Drittliga-Fußball ins Ludo Coeckstadion zurück", heißt es auf der Homepage.

"Sure feels great supporting No 28"

Zurück zum Marathontor. Wer sich hier gleich links hält, kann fast komplett um das Stadion herumgehen. Hinter der gesperrten Kurve wird der Weg zwar etwas beschwerlich, aber es ist möglich. Und, besonders schön: Auch die Aufgänge sind dort zwar zugewachsen, aber nicht gesperrt. Sogar die alten "Vak C"-Schilder stehen noch, wenn auch stark angerostet. Innen wachsen die Spinnenweben und Grasbüschel um die Wette. Herrlich.

Zugewachsener Eingang zum stadion
Eigentlich beträgt das Fassungsvermögen des lange als "Het Rooi" bekannten Stadions 20.000. Zugelassen sind nach der Teil-Sperrung der Stehplätze aber derzeit nur 13.607. Das reicht freilich: Zum ersten Drittliga-Heimspiel kommen etwa 700 Zuschauer, die ordentlich Lärm machen und sich besonders auf englisches Gesangsgut verstehen. Viele tragen ein Hemd mit dem schönen Spruch "Sure feels great supporting No 28" auf dem Rücken. Tradition eben.

Benannt ist das Stadion nach Ludo Coeck, der in Berchem seine Karriere begann, es zur WM 1982 und bis zu Inter Mailand schaffte. Mit nur 30 Jahren kam Coeck 1985 bei einem Autounfall ums Leben, sein Porträt hängt neben anderen Erinnerungsstücken in der Stadionkneipe.

Wo sind die Adler?

Und dann ist da noch die Geschichte mit den Steinadlern. Die stolzen Tiere zierten noch im März 2011 den Eingangsbereich am Marathontor, wie Fotos zeigen. Wenig später war einer der Adler leider schon flügellos, und bei unserem Besuch waren die Plätze leider leer. Hoffentlich werden beide derzeit nur restauriert. Sachdienliche Hinweise zum Verbleib nimmt baedw.de gerne entgegen.

Ludo Coeckstadion, Berchem Sport
Bleibt der Blick auf die Stadion-Musik. Tanzmusik aus den 20ern? "Glory Days" von Bruce Springsteen? Leider nicht...

Die Setlist von Berchem Sport:

1. Black Eyed Peas - Just Can't Get Enough. Um noch einmal Kraftklub zu zitieren: "Das ist keine Musik, das sind die Black Eyed Peas".
2. Enrique Iglesias - Tonight (I'm loving you). Heißt eigentlich "Tonight I'm fuckin you". Macht den Song auch nicht besser.
3. Avril Lavigne - What The Hell. Ääh, kannte ich gar nicht? Viel verpasst hab ich aber nicht, auch wenn die gute Avril ganz okay ist.
4. Usher - More. Usher wird es in diesem Leben nicht mehr schaffen, dass ich ein gutes Wort über ihn schreibe.
5. Jason Derulo - Tonight. Puuh, auch nicht viel besser. Wahrscheinlich bin ich zu uncool für so Musik.
6. David Guetta feat. Rihanna - Who's That Chick. Richtig: Der blöde Guetta fehlte noch in der Reihe... Nee, nee, das nervt mich alles kolossal.

Fazit: Wenn man es positiv ausdrücken will: Die Musik war einheitlich. Leider einheitlich kacke. 5+, setzen. Zum Gesamtstand.

Heute auf dem Programm  Berchems Yellow Army On Tour  Marathontor bei Berchem Sport

Ludo Coeckstadion Panorama