Blackburn Rovers - FC Liverpool 2:3 (Premier League, 10.4.2012)

Ewood Park, Blackburn Rovers

Nick Hornby hat in Fever Pitch sieben Merkmale aufgelistet, von denen ein "denkwürdiges" Fußball-Spiel möglichst viele aufweisen sollte. Was soll ich sagen: Der Abschluss unserer England-Tour in Blackburn kam dem Hornby-Ideal ziemlich nahe:

Blackburn Rovers Ewood Park
1. Tore. So viele wie irgend geht:
Fünf sind doch gar nicht schlecht. Und die Torfolge erfüllte ebenfalls die Kriterien: 0:2 nach 15 Minuten, 2:2 nach 60 Minuten, und schließlich das 2:3 in der Nachspielzeit. Ein Traum.
2. Empörend schlechte Schiedsrichterentscheidungen:
Naja, nicht ganz. Beide Elfmeter gingen in Ordnung, im Großen und Ganzen lag er richtig.
3. Eine lautstarke Zuschauermenge:
Zumindest für die Gäste traf das zu. 5000 Liverpool-Fans füllten fast die gesamte Hintertortribüne, allein der Jubel beim Siegtor war das Eintrittsgeld wert.
4. Regen, ein glitschiger Boden, etc.:
Die Ausmaße von Freitag erreichte der Regen zwar nicht, aber nass war es durchaus. So wie übrigens an jedem unserer fünf Tage auf der Insel...
5. Der Gegner vergibt einen Elfmeter:
Punkt erfüllt, sogar mit Sternchen: Liverpools dritter Torhüter Bradley Jones war nach dem Platzverweis gegen Doni noch gar nicht warm, da hielt er schon den Strafstoß.
6. Ein Spieler des gegnerischen Teams sieht die Rote Karte:
Nun, der erwähnte Doni ist zwar vom "eigenen" Team, aber den Roten Karton gab's.
7. Irgendein "unangenehmer" Zwischenfall:
Was Hornby hier höflich ausdrückt, meint eine nette Keilerei auf dem Platz oder den Rängen. Nun, dazu kam es nicht - was aber auch nicht anders zu erwarten war.

Flutlicht im Ewood Park
Stadion mit Weltrekord

Gar keine so schlechte Bilanz, oder? Zu allem Überfluss schickte uns gleichzeitig auch die Borussia mit ihrem 2:2 in Bremen auf eine Achterbahnfahrt. Als uns die SMS mit der 2:1-Führung einen Freudenschrei ausstoßen ließ, wunderte sich jedenfalls so mancher Sitznachbar, was genau am Einwurf von Blackburn so besonders gewesen sein soll.

Schauplatz dieses netten Kicks war der Ewood Park, der einen einsamen Rekord hält: Seit 1881 kicken die Rovers hier, kein anderer Profiverein der Welt hat es so lange an einem einzigen Ort ausgehalten. Offene Ecken, Flutlichtmasten (nur zwei, aber immerhin) und drei wirklich schicke Tribünen bilden zusammen ein richtig schmuckes Stadion, das noch ausbaufähig ist: Doch der Riverside Stand, hinter dem das Flüsschen Darwen plätschert, wird erst bei steigendem Zuschauerschnitt auf das Niveau der übrigen Tribünen angehoben.

Ex-Meister auf dem Weg in die Zweitklassigkeit

Danach sieht es derzeit nicht aus: "Nur" 23.571 Zuschauer kommen in die 31.367-Mann-Arena, und zu allem Überfluss stehen die Rovers nach der Last-Minute-Niederlage auf dem 18. Platz. Der Abstieg wäre wahrlich bitter für den Ex-Klub von Martin Dahlin und Patrik Andersson, der 1995 als bislang letzter "kleiner" Verein die Premier League gewann - seither haben nur die "großen drei" ManUnited, Arsenal und Chelsea den Titel geholt.

Für uns beginnt nach Schlusspfiff der lange Rückweg: Um 3.30 Uhr stellen wir am Flughafen Stansted nach ewiger Fahrt den Mietwagen ab, um 6.55 geht der Flieger nach Eindhoven, und um 10.30 sind wir nach sieben Spielen an fünf Tagen wieder zurück in Mönchengladbach. Schön war's.

Heimkurve  Ecke zum Riverside Stand (links)  You'll never walk alone

Panorama des Ewood Park in Blackburn