Borussia - Bayer Leverkusen 1:3 (23.05.2020)

Pappkameraden im Borussia-Park

Endlich wieder Fußball! Ja, "endlich". Fast drei Monate lang rollte nirgendwo der Ball. Die eigentlich unvorstellbare Folge: Man freut sich sogar auf Geisterspiele - selbst, wenn man vor Ort arbeiten muss.

Und, klar: Alles war anders an diesem Tag. Schon der leere Parkplatz war seltsam, nie zuvor habe ich so nah am Borussia-Park geparkt. Und dann das Fiebermessen am Eingang. Das vierseite Erklärung, sich topfit zu fühlen, die unterschrieben werden musste. Die Maske, die Pflicht war. Die verwaisten Gänge. Die verschlossenen Toiletten. Die abgeriegelten Bierbuden. Alles seltsam.

12.993 Pappkameraden

Und alles doof, ganz klar. Aber: Es rollte der Ball. Soll man das nun gut finden oder nicht? Darüber lässt sich trefflich streiten. Am Ende bleibt der "Notbetrieb" wohl das Szenario, durch das wir alle durchmüssen. Spannend wird, wie der Fußball in der hoffentlich nicht allzu fernen Nach-Corona-Zeit aussehen wird. Mein Tipp: Nicht viel anders. Und werden wir dann trotzdem ins Stadion gehen? Mein Tipp: Aber natürlich.

Noch mehr Pappkameraden im Borussia-Park

Aber zurück in die Gegenwart. Ein Lichtblick waren die exakt 12.993 Pappkameraden im weiten Rund. Für mich eine großartige Aktion, zumal immer wieder betont wurde, dass die Pappfiguren zeigen sollen, dass echte Fans niemals zu ersetzen sein werden. Schade, dass die Ultras nicht mitmachten. Das beeindruckende und wunderbar bunte Bild der Pappkameraden - hinter denen wohlgemerkt echte Fans stehen - machte letztlich äußerst anschaulich deutlich, dass Ultras eben nur ein kleiner Teil des Publikums - und sogar der Kurve - sind.

"Die Ein- und Auswechslungen werden Ihnen präsentiert von..."

Irgendwann ging es dann auch los, mit teilweise recht seltsamen Momenten. Dass etwa die Ein- und Auswechslungen weiter von einem Sponsor präsentiert werden, macht nun wirklich nicht viel Sinn. Aber immerhin verzichete die Borussia im Gegensatz zu anderen Klubs auf einen Stadionsprecher, der bei Toren wild rumbrüllt. Irgendwann ist auch mal gut.

Ach ja, das Spiel. Tatsächlich lässt sich die eine oder andere Aktion auf dem Rasen durchaus genießen - letztlich ist der Sport an sich eben auch genial, wer hat das nicht schon auf diversen Bolzplätzen gespürt? Aber Fans bleiben eben das berühmte Salz in der Suppe. Ohne die Emotionen, die Wut, das Bier, den Jubel, die Wurst, die Gerüche macht es nur halb so viel Spaß. Die Sehnsucht wächst mit jedem Tag. Fick dich, Corona!