FC Brügge- KVC Westerlo 2:2 (7.4.2001)

Stadion in Brügge Meine Eltern haben es mittlerweile aufgegeben, mich nach dem Wohin? und dem Warum überhaupt? meiner Fußballtouren am Wochenende zu fragen, ihnen reicht ein "Ich komm spät zurück, lasst was Essbares in der Mikrowelle", um zu wissen, dass ich mich irgendwo in der Republik aufhalte und von Brotchips ernähre. Mein Freundeskreis dagegen quittiert meine montäglichen Berichte noch immer mit einem einhelligen Kopfschütteln, und, ehrlich gesagt, bin ich da auch froh drüber.

Trotzdem wage ich ab und zu den aussichtslosen Versuch, ihnen meine Beweggründe für stundenlange Fahrten zu irgendwelchen Kicks nahe zu bringen. Dann erzähle ich von unterhaltsamen Autofahrten, vom höher schlagendem Herz beim ersten Erblicken der Flutlichtmasten am Horizont, vom Versuch, in einer mir fremder Sprache ein Ticket zu erwerben und schließlich von dem ersten Blick in das Innere des Stadionrundes und dem anschließendem Aufsaugen der Stadionathmosphäre. Zu guter Letzt sehe ich dann trotzdem in große, fragende Augen, und als letzte Alternative biete ich an dieser Stelle noch an, doch einmal mitzufahren, selbst dabei zu sein.

Die Antwort sind meist rollende Augen, ein kurzes Grinsen, um dann wieder zum Tagesgeschehen überzugehen - schließlich müssen die neuesten Big Brother Nominierungen ja noch besprochen werden. Aber, siehe da: Im März bahnte sich mein Stadionpunkt Nr. 100 an, und dieses "Ereignis" wollten gleich zwei Kumpels - die allerdings auch ein gewisses Grundinteresse für Fußball schon mit sich bringen - mit mir erleben! Solch ein Angebot vergisst man natürlich nicht so schnell, und so saßen wenige Wochen später jene zwei Opfer in meinem Auto, um 300 km nach Brügge zu fahren - bloß, um ein Fußballspiel zu sehen.

Mit der Auswahl des Spiels war ich auf der sicheren Seite: Mit dem Jan Breydel-Stadion eine moderne EM-Spielstätte, und mit dem FC Brügge eine spielstarke Truppe mit lautstarken Fans. Auch das Spiel war kein schlechtes: Brügge erspielte sich unzählige Gelegenheiten, ging zweimal in Führung - doch irgendwie erzielten die schwachen Gäste aus Ost-Belgien aus einer Chance gleich zwei Tore (wo ist das Phrasenschwein?) und klauten dem großen Favoriten damit wichtige Punkte im Kampf um den nationalen Titel, was die mitgereisten 300 Gelb-Schwarzen in wahre Freudentaumel versetzte. Zufrieden mit der heutigen Dosis Fußball verließen wir das Rund - was blieb war natürlich die Frage nach dem Fazit der beiden Mitfahrer. Für die nächsten drei Wochen hätten sie genug gesehen, meinten sie. Aber danach könnte ich sie gerne wieder zu einer Tour einladen. Aber dann in ein anderes Land. Länderpunkte sammeln. (ER)