FC Ukraine United - Burlington SC 0:0 (Canadian Soccer League, 2nd Division, 23.7.2017)

Centennial Park Stadium in Toronto

Zwischen zwei Flüge passt manchmal ein ganzer Kick: Landung in Toronto um 18.40 Uhr, Weiterflug um 23.45 Uhr? Zufall und Glück bescherten uns passgenau ein Spiel in der Stadt, die wir 2014 noch ohne Fußball verlassen hatten.

Tribüne im Centennial Stadium
Das mit dem Soccer in Kanada ist allerdings auch so eine Sache. Sämtliche Profiklubs vom Toronto FC bis zum FC Edmonton, aber auch unterklassige Teams wie die Calgary Foothills oder Victoria Highlanders sind an das Ligasystem der USA angedockt. Daneben galt lange Zeit die Canadian Soccer League (CSL) als einzig relevante, rein kanadische Liga, die sogar vom Verband anerkannt wurde. Das ist seit 2013 anders: Unter anderem nach mehreren Manipulations-Skandalen wanderte die CSL unter das Dach der nicht "offiziellen" Soccer Federation of Canada (SFC) ab.

Klein-Ukraine in Toronto

Immerhin existiert die CSL somit weiter. Trotz des pompösen Namens ist die Liga aber auf Ontario und hier auf den Großraum Toronto beschränkt. Insgesamt ein ziemlich unbefriedigender Zustand. Immerhin: Für 2018 ist die Einführung einer Canadian Premier League geplant. Die CSL dürfte dann weiter an Bedeutung verlieren.

Anzeigetafel im Centennial Stadium
Viele der weiterhin teilnehmenden CSL-Klubs sind von Einwanderern gegründet, so auch der heutige, 2006 aus der Taufe gehobene Gastgeber mit dem schönen Namen Ukraine United. Etwa 1,2 Millionen Menschen mit ukrainischen Wurzeln bilden in Kanada die neuntgrößte ethnische Gruppe, besonders viele leben in und um Toronto - und haben Spaß am Fußball. Prominentestes Beispiel sind die Toronto Ukrainians, die zwischen 1953 und 1965 fünfmal die 70 Jahre existierende National Soccer League (NSL) gewannen. Auch der Toronto Atomic FC, vergangenes Jahr noch CSL-Mitglied, repräsentiert die ukrainische Gemeinde.

Stadion beim Flughafen

Heimat des Ukrainer ist das Centennial Park Stadium (manchmal auch nur "Centennial Stadium") in der gleichnamigen Grünanlage, die nur wenige Kilometer vom Flughafen entfernt liegt - was heute ein ausgesprochener Vorteil für uns ist. In der 1967 zum 100. Geburtstag Kanadas (was den Namen erklärt) eröffneten Spielstätte fand unter anderem die Schlussfeier der Paralympics 1976 statt. Geboten wird eine Tribüne mit 2200 Plätzen und Pressebox, rundherum ein Graswall sowie eine Anzeigetafel, die ganz auf Football ausgerichtet ist. Vor dem Stadion fällt zudem eine Gedenktafel für den 1972 in Toronto gestorbenen kanadischen Ruderer Jack Guest (Olympia-Zweiter 1928) ins Auge. Insgesamt also eine nette, kleine Anlage, mehr aber auch nicht.

Ticket to ride
Immerhin zehn kanadische Dollar (ca. 7 Euro) kostet der heutige Spaß, dafür gibt es ein Ticket, auf dem die Begegnung vom ukrainischen und kaum Englisch sprechenden Kassenwart per Hand notiert ist. Handgezählte 32 Zuschauer sehen schließlich den Kick zwischen dem Ersten und Zweiten der Second Division. Das Niveau ist eher mäßig, Höhepunkt des Spiels ist ein verschossener Elfmeter vor der Pause. Dabei sollte man doch selbst in Kanada (bzw. der Ukraine) wissen, dass der Gefoulte nicht schießen darf...

Warten aufs Taxi

Für uns wird es anschließend noch einmal kribbelig, da der zwei Stunden zuvor engagierte Taxifahrer anders als abgemacht nicht auftaucht. Auch der nach einer Wartezeit telefonisch georderte Ersatzmann findet uns nicht, und der Rückflug rückt langsam näher. Der Zufall lässt dann doch noch ein Taxi auftauchen, und am Ende geht alles ganz entspannt über die Bühne. Also husch-husch nach Amsterdam und von da ins schöne Mönchengladbach.

Fazit: Statt stundenlanger Warterei am Flughafen mal eben ein schneller Kick ganz in der Nähe - das darf gerne häufiger vorkommen.

TRibüne  Schriftzug im Kunstrasen  Cengtennial Stadium Toronto