Olympic Charleroi - Verbroedering Geel 3:1 (Tweede Klasse, 2.2.2008)

Das Stade Neuville in Charleroi

Fan der größten Gurkentruppe der Liga zu sein, ist hart. Gladbach-Anhänger kennen das Gefühl noch aus der Saison 1998/1999, als Borussia mit ganzen vier Siegen, aber 21 Niederlagen aus der Bundesliga abstieg. Eine ähnliche Saison erleben derzeit die Fans des belgischen Zweitligisten Verbroedering Geel, der erst spät die Lizenz erhielt und nun nach 21 Spieltagen bereits 17 (!) Niederlagen auf dem Konto hat. Selten war das Thema Klassenerhalt so früh abgehakt.

Umso erstaunlicher, dass noch immer ein ordentlicher Haufen Fans mit zu den Auswärtsspielen fährt. Immerhin 200 machten sich auf den für belgische Verhältnisse weiten Weg nach Charleroi, feuerten dort lautstark ihre Elf an und rieben sich verwundert die Augen, als besagte Gurkentruppe in der dritten Minute in Führung ging. Leider war es das aber auch mit den guten Nachrichten: Olympic glich schon in der 12. Minute aus, Geels Domien Leys sah in der 17. Rot, und in der 18. legte der im gesicherten Mittelfeld der Tabelle platzierte Aufsteiger auch schon das 2:1 nach. Wer nun jedoch ein Schützenfest erwartete, sah sich getäuscht. Erst fünf Minuten vor Schluss sorgte Charleroi, inzwischen ebenfalls nur noch mit zehn Mann auf dem Platz, für die Entscheidung. Pflicht erfüllt, sagt man da wohl.

Das Stade Neuville in Charleroi Nach Aufstieg drohte der Umzug ins Stade Mambour

Ein paar Worte noch zu den Gastgebern. Wer ohne Vorwarnung auf die offizielle Homepage von Olympic Charleroi klickt, meint zunächst, auf der Seite der örtlichen Ultras gelandet zu sein - blickt dem Besucher doch eine grimmige Bulldogge entgegen. In Wahrheit ist jenes possierliche Tierchen jedoch das Symbol von "De Doggen", und Ultras hat der Klub schon mal gar nicht. Tatsächlich finden sich unter den 1000 Zuschauern kaum Jugendliche - diese zieht es wohl eher zum großen Lokalrivalen SC. Stattdessen versammeln sich auf den Stehplätzen hinter dem Tor ein paar Rentner, die tatsächlich auch recht viel brüllen, von einem wirklichen Fanblock kann allerdings nicht die Rede sein.

Das Stade Neuville ist nicht etwa nach Borussias Wunderstürmer benannt (Tätää, tätää, es lebe der Karneval...), sondern nach der Neustadt Charlerois, wo dieses Schmuckstück steht. "Neu" ist am Neuville allerdings kaum etwas - Gott sei Dank. Denn das Viereck, auf Stadtplänen meist als "Olympic Stadion" bezeichnet, ist mit seiner Old-School-Haupttribüne (daran können auch die inzwischen eingebauten VIP-Plätze nichts ändern) ein wahres Kleinod. Besonders das spitze Dach ist eine Augenweide. Gegenüber findet sich eine kleinere, aber ebenfalls überdachte Stehtribüne. Hinter den Toren schließlich thronen etwa 30 Stufen, versehen mit einigen Wellenbrechern - die bekanntlich ebenfalls vom Aussterben bedroht sind. 12.164 Zuschauer passen insgesamt in das Stadion, das vor der Saison noch einmal überholt werden musste, da nach dem Aufstieg ein Umzug ins Stade Mambour drohte. Und das wollte dann doch keiner.