Zimbru Chisinau 2 - Gagauziya 3:3 (Divizia "A" Moldawien, 2.5.2008)

Anzeigetafel am Bahnhof in Bukarest
Korrupte Polizisten, Sonnenbäder am Schwarzen Meer und Fußball vor einer Handvoll Zuschauern: Die 14-tägige Zugreise durch den Osten des Kontinents bot ziemlich genau das, was wir uns erwartet hatten. Und dennoch war es durchaus das kleine Abenteuer, das unsere dreiköpfige Reisegruppe sich erhofft hatte.

Doch von vorne. Als bequemen Einstieg in die Tour wählten wir den Flug nach Bukarest, wo bei bestem Wetter und einem Kurzbesuch im Dinamo-Stadion (wo bereits die Choreo-Vorbereitungen für das bevorstehende Derby liefen) noch ein wenig Kraft getankt wurde. Denn schon am Abend wurde es eher ungemütlich: Um exakt 20.00 Uhr startete am Gara du Nord der Nachtzug in Richtung Chisinau. Das Vierer-Abteil erwies sich - im Gegensatz zur Toilette - als gar nicht so übel, die ersten Stunden wurden noch mit einem gepflegten Skat verbracht, doch dann kam die Nacht...

Das Stadion Baza Zimbru artificial in ChisinauSchlaflos in Moldawien

Das ewige Geratter der Schienen: geschenkt. Die Befürchtung, aus dem Hochbett zu fallen: Passt schon. Doch kaum waren die Äuglein endlich einmal geschlossen, klopfte es auch schon an der Tür. Erst verlangten die rumänischen Grenzer den Reisepass, dann die moldawischen, und schließlich meldete auch noch der Zoll sein Interesse an unserem Gepäck an. Als endlich alles überstanden schien, folgte der endgültige Schlaf-Killer: Da Moldawien noch über das alte sowjetische Gleissystem mit größerer Spurbreite verfügt, wurden um 5 Uhr alle Waggongs angehoben und mit neuem Fahrgestell versehen. Dass das nicht lautlos vonstatten geht, versteht sich von selbst.

Vier Stunden später erreichten wir endlich und naturgemäß übermüdet die Hauptstadt der Republik Moldau. Der einzige Bankautomat des Bahnhofs erwies sich natürlich als defekt... Also einen Teil der Euro-Reserven in Lei getauscht, das Zugticket für die kommende Nacht gekauft, das Gepäck verstaut und ab in die Stadt. Chisinau erwies sich zumindest im Stadtzentrum als ansehnlicher als gedacht, und so ging es am Nachmittag gut gelaunt und gestärkt zum ersten neuen Länderpunkt der Tour.

Manuelle Anzeigetafel im Stadion Baza Zimbru artificial in ChisinauSechs Tore und 67 Zuschauer im "Baza Zimbru artificial"

Dieser fiel leider "nur" bei einem Zweitligaspiel: Im Mittelfeld-Duell der Divizia "A" traf am Freitagabend die zweite Mannschaft des einstigen Serien-Meisters Zimbru Chisinau auf Gagauziya, einen Verein aus dem autonomen Gebiet Gagausien. Spielort war - noch einmal "leider" - nicht das große Stadionul Zimbru, sondern der benachbarte Nebenplatz. Hiervon gibt es im Übrigen gleich zwei: Einen mit Natur-, einen mit Kunstrasen. Beide verfügen über einen nahezu identischen Ausbau, nämlich eine Stahlrohrkonstruktion mit sieben Reihen grüner Plastikschalen auf der "Haupttribüne" sowie drei bzw. vier Reihen gegenüber. Der heutige Spielort - nämlich der Kunstrasenplatz Baza Zimbru artificial - hat dabei mit 2142 gegenüber 2034 Sitzen sogar das leicht größere Fassungsvermögen zu bieten.

Das Zuschauerinteresse hielt sich wenig überraschend in Grenzen: Abgesehen von uns verirrten sich handgezählte 64 Moldawier in das Stadion, die Sympathien waren dabei in etwa gleich verteilt. Immerhin bot das Spiel Kurzweil: Den 2:0-Halbzeitstand für die Gastgeber verwandelte Gagauziya innerhalb von nur fünf Minuten in eine 3:2-Führung, um sich in der 80. Minute doch noch den Ausgleich zu fangen. Viel Arbeit also für den Mann an der manuellen Anzeigetafel. Pünktlich zum Beginn eines ordentlichen Gewitters pfiff der Schiedsrichter ab, und um 23 Uhr bestiegen wir auch schon den nächsten Nachtzug. Ziel: Odessa.

Zwiebeltürme in ChisinauDas Stadion Baza Zimbru artificial in ChisinauSchlaflos in Moldawien