SC Farense - SC Braga B 3:2 (Segunda Liga, 16.9.2015)

Estadio de Sao Luis in Faro

Einen Tag nach Borussias Gastspiel in Sevilla war noch Zeit für ein "Nachspiel", genau genommen wären sogar zwei möglich gewesen: Zwei Viertligaspiele rund um Sevilla verloren aber das Wettrennen um meine Gunst gegen einen Zweitligakick in Portugal. Das Ziel: Faro.

Außenansicht in Faro
Der Spieltag war zunächst (wie alle folgenden) komplett auf 16 Uhr terminiert, was ich für einen Platzhalter bis zur exakten Ansetzung hielt. Also checkte ich immer mal wieder die Anstoßzeit, musste aber irgendwann feststellen: Die meinen das ernst. Ein kompletter Spieltag am Mittwoch, um 16 Uhr? Ein wenig bekloppt sind die Portugiesen ja schon. Ich erinnere nur an den September 2013, als an einem Mittwoch und am folgenden Montag jeweils ein Doppler drin war. Na dann.

Einmal abwärts und zurück

Der SC Farense könnte im Lexikon unter "A" wie "Abstürze, heftige" als Beispiel aufgeführt sein. Bis 2002 waren die Löwen durchgehend erstklassig, vier Jahre später hieß die Realität sechste (!) Liga. Grund waren ein zunächst sportliches und später finanzielles Chaos. 2005/2006 wurde Farense sogar komplett vom Spielbetrieb ausgeschlossen. Aber, immerhin, es ging wieder bergauf und seit 2013 ist Faro wieder zweitklassig. Geht doch.

Estadio de Sao Luis des SC Farense
Gekickt hat der Verein auch in düsteren Zeiten unglaublicherweise im riesigen EM-Stadion "Estadio Algarve". 2004 war Farense nach 94 Jahren vom Estadio de Sao Luis in die Arena vor den Toren der Stadt gezogen, kehrte 2013 beim Zweitliga-Aufstieg aber in die alte Heimat zurück. Das Estadio Algarve steht seither weitgehend leer - ganz so wie die Stadien in Aveiro oder Leira. Irgendwie dumm gelaufen.

786 Zuschauer im Sao Luis

Allerdings passt das Sao Luis auch viel besser zum Klub: Es liegt mitten in der Stadt - wenn auch nicht im allerbesten Bezirk -, ist mit seinen 15.000 Plätzen völlig ausreichend dimensioniert und zudem auch nach einer gründlichen Renovierung 2013 noch recht schnuckelig.

Außenansicht in Faro
Und ein paar treue Fans gibt es auch: Heute sind es trotz der bescheidenen Anstoßzeit 786 Zuschauer, darunter übrigens auch ein paar versprengte Gladbacher. Wie es der Zufall so will, stehen schon am Kassenhäuschen die ersten bekannten Gesichter genau vor mir. Sehr schön.

South Side Boys

Ebenfalls gekommen sind die Ultras der Heimseite: Die South Side Boys kürzen sich mit "SS" ab, die Graffiti am Stadion lassen ein paar rechte Weichbirnen erwarten. Tatsächlich aber stehen auch Farbige mit "SS"-Shirts im Block, und eigentlich sehen auch die Umstehenden ganz "normal" aus. Nun denn. Zwei Schwenkfahnen und eine Trommel sind auch im Einsatz, für Stimmung ist also gesorgt, und belohnt wird der Fanblock auch noch: Nach einem 1:2-Rückstand gegen den Tabellenführer gelingt mit zwei Treffern genau vor dem Block noch die Wende. Schöner Torpogo inklusive.

Das Kapitel Faro ist damit beendet, am Abend geht es die wenigen Kilometer bis zu einem Flughafenhotel und von dort am nächsten Morgen um 5 Uhr (...) per pedes zum Terminal. Zurück in Deutschland dann: Dauerregen. Seufz.

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