1.FC Nürnberg - Borussia 1:0 (18.8.06)

Eine Fahne... Die WM ist endgültig Geschichte. Schon am 2. Bundesliga-Spieltag ist nichts mehr zu spüren von erfolgreicher Deeskalations-Taktik. Weit und breit kein zurückhaltender Polizist, kein freundlicher Ordner mehr zu sehen. Ganz im Gegenteil: In Nürnberg schien es fastso, also ob die bayerische Staatsmacht endlich nachholen wollte, was sie vier Wochen lang krampfhaft unterdrücken musste. Wie sonst ist es zu erklären, dass Polizisten nach einem Spiel wahllos nach Fahnen greifen und energisch "Die bleibt hier!" behaupten? Gezielte Demonstration der eigenen Macht? Sucht da etwa jemand Streit? Wenig überraschend wollte niemand auch nur eine der selbstgemalten Fahnen der Nürnberger Polizei für ihre Weihnachts-Tombola überlassen, der Streit war vorprogrammiert - mit dem Ergebnis, dass die Fahne nicht in Nürnberg blieb. Wäre ja auch noch schöner gewesen.

Etwas mehr Gegenwehr hätte vielleicht auch der Borussia auf dem Feld gut getan. Obwohl der Wille den Spielern nicht abzusprechen war. Denn nach dem frühen 0:1 machte die Mannschaft die Ankündigung des Trainers wahr ("wenn wir in Rückstand geraten, gibt es kein 2:5 wie noch im Mai") und erarbeitete sich sogar ein Übergewicht an Chancen. Weder Oliver Neuville noch Federico Insúa nutzen jedoch die besten dieser Gelegenheiten, und so beginnt die neue Saison, wie die alte endete: Zuhause hui, auswärts pfui.

Streik im Fanblock

...und noch mehr FahnenDas erste "richtige" Freitagspiel in der Bundesliga seit Jahren - Saisoneröffnungsspiele einmal nicht mitgezählt - fand vor ausverkauftem Haus statt. Gerade in Nürnberg sicher keine Alltäglichkeit. Die Stimmung auf der Heimseite litt dennoch (unter anderem) unter dem kurzfristig ausgesprochenen Choreoverbot, in der Halbzeit nahmen Ultras und Co. gar ihre Zaunfahnen ab. Das entstandene Vakuum nutzten nicht zuletzt die Gästeanhänger, die in der zweiten Halbzeit einen ordentlichen Dauersupport aufs Parkett legten. Warum auch nicht.

Während die Franken also um 22.20 Uhr sich selbst, Hans Meyer und die Tabellenführung feierten, die Fans die Klamottenfrage für den Ausflug nach Mailand im Sommer 2007 diskutierten und im Gästeblock endlich sämtliche Fahnen-Fragen mit der übermotivierten Polizei geklärt waren, trottete die schwarz-weiß-grüne Meute gen Heimat. Nicht jedoch, ohne unterwegs der Burger-King-Belegschaft ein Ständchen zu singen und auf die schlecht gelaunte Frage nach dem Busfahrer munter "Ich bin der Busfahrer" - "Nein, ich" - "Quatsch, ICH fahre den Bus" zu antworten. Immer wieder schön.