Fort Lauderdale Strikers - Indy Eleven 7:1 (NASL, 29.8.2015)

Lockhart Stadium der Fort Lauderdale Strikers

Florida in der Hurricane-Saison ist nur bedingt eine gute Idee. "Wird schon gutgehen", dachten wir, flogen nach Miami, schalteten nach der Landung das Handy an und lasen: "Viele Tote durch Wirbelsturm 'Erika' – Notstand in Florida". Na, vielen Dank.

Welcome to historic Lockhart Stadium
Auch das für den folgenden Abend angesetzte Heimspiel des Kultklubs Fort Lauderdale Strikers war in der Schwebe, am Ende ging aber doch alles glatt. Erika tobte sich "nur" in der Karibik aus und erreichte Florida als tropisches Tiefdruckgebiet. Übrigens, wie passend, exakt während der US-Nationalhymne beim oben genannten Spiel. Was die Fans mit der Hand auf der Brust tapfer ertrugen, ehe sie plitschnass die Flucht ergriffen und die ersten Minuten des Spiels Schutz unter den Tribünen suchten.

Gerd Müllers Erbe: Apple Strudel und Apfelkuecherl

Fort Lauderdale also. Fußball-Fans denken bei der Küstenstadt nördlich von Miami vor allem an Gerd Müller. Von 1979 bis 1981 kickte der Bomber der Nation für die Strikers, geblieben sind aus dieser Zeit eine Menge herrlicher Fotos mit geilen Trikots. Und natürlich das "German-American Restaurant Ambry", das Müller dort einst mit einem Freund eröffnete und noch immer von jenem Freund geführt wird. Auf der Speisekarte: Hot Apple Strudel und Apfelkuecherl.

Haupttribüne bei den Fort Lauderdale Strikers
Etwa fünf Kilometer westlich des Restaurants steht - ebenfalls noch immer - das Lockhart Stadium. Dort kickte einst schon eben jener Gerd Müller (ebenso wie George Best oder Bernd Hölzenbein), und wohl aus diesem Grund steht groß "Welcome to historic Lockhart Stadium" an der Tribüne. Dabei haben, streng genommen, die heutigen Strikers mit den damaligen nichts mehr gemein. Tatsächlich firmierten die heutigen Strikers bis 2010 als "Miami FC". Aber wen interessiert das schon.

Comic-Ronaldo - und der echte

"Fort Lauderdale Strikers" klingt schließlich besser. Ähnliches gab es ja auch bei Cosmos New York zu erleben, dem zweiten Glamour-Klub des US-Fußballs. Auch die Liga heißt wie einst "North American Soccer Leauge" - ist allerdings nur noch die Nummer zwei des Landes. Aufstiegschancen zur MLS? Keine.

Flight 19
Einen großen Namen haben die Strikers aber noch immer zu bieten: Ronaldo - der Brasilianer, nicht der Portugiese - ist seit September 2014 Mitbesitzer der Strikers und tatsächlich heute auch im Stadion. Lustigerweise wird vor Anpfiff auf der Videoleinwand auch jene Szene aus den Simpsons gezeigt, in der Ronaldo einen Gastauftritt hatte. Für gute Laune ist also gesorgt.

Sieben Gegentore für Kristian Nicht

Offiziell 3819 Zuschauer sind in das 20.450 Plätze bietende Stadion gekommen, getippt hätte ich auf maximal 2000. Besonders populär sind die Strikers also nicht. Vielleicht lag es aber auch am erwähnten Sauwetter. Immerhin bekommen die Fans einiges geboten: Die Strikers schenken Gästetorhüter Kristian Nicht (genau, der Ex-Aachener) gleich sieben Tore ein, allesamt übrigens zur Freude von Ronaldo durch die Brasilianer Stefano Pinho, Marlon Freitas und PC (sic!). Am Ende steht somit der höchste Sieg in der "neuen Ära" der Strikers zu Buche. Immerhin.

Lockhart Stadium in Fort Lauderdale
Für ein wenig Stimmung sorgen hinter einem Tor die Ultras mit dem schönen Namen "Flight 19". Für die ebenso wie ich militärisch Ahnungslosen: Als "Flight 19" werden jene fünf Torpedobomber bezeichnet, die im Dezember 1945 über dem Bermuda-Dreieck verschwanden. Gestartet war die Gruppe auf dem Marinestützpunkt Fort Lauderdale, wenige Meter vom Lockhart Stadium entfernt. Eine Trommel und ein paar Fähnchen haben die Ultras im Gepäck, ein wenig gesungen wird auch - das war es dann aber auch.

Kein Dach überm Kopf

Das Lockhart Stadium stand wie erwähnt schon zu Gerd Müllers Zeiten, genau genommen wurde es sogar schon 1959 erbaut. Rein äußerlich ist es ein typisches Football-Stadion: Provisorisch wirkende Stahlrohrtribünen und eine markante Pressebox, das war es. Auch ein Dach fehlt - was heute ein wenig übel ist. Ach so: Auch die MLS war hier durch Miami Fusion mal für eine paar Jahre (1998 bis 2001) zu Gast. Jetzt gibt es immerhin wieder zweitklassigen Fußball - ist doch auch was.

Apropos Regen: Nach dem Stopp in Fort Lauderdale ging es über unzählige Brücken nach Key West und von dort an Floridas Westküste nach Fort Myers, wo ein zweites Fußballspiel wartete. Auch dort sollte sich wieder zeigen: Florida in der Hurricane-Saison ist leider nur bedingt eine gute Idee...

Ronaldo und Homer Simpson  Lockhart Stadium bei Nacht  Florida Keys