Fortuna Bonn - SC Volmershoven-Heidgen 2:3 (27.09.2020, Kreisliga A)

Stadion Wasserland von Fortuna Bonn

"Die künftigen Spiele werden wieder im Stadion ausgetragen", teilte Fortuna Bonn vor der Saison auf seiner zufällig von mir besuchten Homepage mit. Bei solchen Sätzen wird man ja hellhörig. Und tatsächlich: Das Stadion Wasserland wurde zuletzt nur von den Footballern der Bonn Gamecocks genutzt, die Fußballer spielten nebenan auf dem Kunstrasen. Dann mal hin da.

Wasserland-Stadion in Bonn
"Ein Juwel"

Ok, ich gebe zu: Mindestens genauso attraktiv war die frühe Anstoßzeit von 13.15 Uhr, da ich um 16.00 Uhr in Köln sein musste. Passte also genau.

Das Stadion Wasserland schaffte es zu Zeiten der Bonner Republik als gelegentliche Spielstätte des FC Bundestag durchaus zu einer gewissen Berühmtheit. Erbaut worden sein müsste es irgendwann in den 1970ern. In der 1979 erschienenen Festschrift des Vereins heißt es jedenfalls: "Die Sportanlage Wasserland ist ein Juwel, um das uns andere Vereine beneiden."

Stufen im Stadion Wasserland
Wer sich fragt, was dieser seltsame Name soll: Bis in die 1950er Jahre lag zwischen dem (ehemaligen) Regierungsviertel und dem Ortsteil Kessenich das unbebaute Gebiet Wasserland. "Der Name erinnerte an die Zeit, in welcher der Rhein noch unzählige Nebenarme hatte", verrät Wiki. Wer hier also ein Spaßbad mit Zehn-Meter-Turm und Looping-Rutsche erwartet, wird leider enttäuscht (obwohl ironischerweise etwas in dieser Art gerade geplant wird).

Stufen und Masten

Das Stadion Wasserland wird bei Europlan mit einer Kapazität von 6000 angegeben, was ein wenig hoch gegriffen scheint. Immerhin gibt es auf einer Seite ein paar hübsche und ziemlich breite Stufen mit ein wenig Unkraut. Und, was dann doch ein wenig überrascht, ein paar Fahnenmasten. Wahrscheinlich wurden hier einst die Siege des FC Bundestag gegen Hapoel Knesset oder Dinamo Duma zelebriert. Lassen wir das.

Heimat von Fortuna Bonn
30 Zuschauer haben sich hierhin verirrt, und eine mit der Fortuna offensichtlich durchaus vertraute Dame meint zu ihrem Nachbarn, sie habe in diesem Stadion "noch nie ein Spiel gesehen". Sehr schön. Auf dem Kunstrasen nebenan spielt übrigens ebenfalls seit 13.15 Uhr die zweite Mannschaft der Fortuna aus der Kreisliga B. Wer also entweder auf Bäume klettert oder sich in das Klubheim begibt, das genau zwischen beiden Plätzen steht, kann beide Spiele gleichzeitig sehen. Aber mit so nem Quatsch fangen wir gar nicht erst an.

Meckern wie die Weltmeister

Irgendwann kommt eine Dame herum und sammelt vier Euro Eintritt ein, und ansonsten lümmel ich halt ein wenig auf den Stufen rum und bemitleide den Schiedsrichter, der sich ständig von allen Seiten beschimpfen lassen muss, als wäre das hier das WM-Endspiel. Halleluja, das ist Kreisliga B, und man sollte sich echt nicht wundern, wenn die Schiris irgendwann keinen Bock mehr haben, sich an ihren Sonntagmittagen mit irgendwelchen rotzfrechen Adoleszenten rumzuschlagen. Ganz schön peinlich.

Weil das Spiel dummerweise mit gehöriger Verspätung angepfiffen wurde und sich überhaupt ziemlich zieht, muss ich in der 80. Minute gehen, um rechtzeitig in Köln zu sein (s.o.). Ich höre schon das Martinshorn der Groundhopping-Polizei trompeten. Schande über mich! Dummerweise verpasse ich so den 2:2-Ausgleich in der 85. und das 2:3 per Elfmeter in der 89. Minute. Ich geh mal stark davon aus, dass der Pfiff klaglos hingenommen wurde...

Fazit: Erst am Donnerstag maulte ich ja, dass immer mehr Klubs auf sinnlose Kunstrasenplätze umziehen. Schön, dass es auch andersrum geht.

Im Stadion Wasserland wird wieder gekickt  Fortuna Bonn gegen den SC Volmershoven-Heidgen  Bäume, Bäume, Bäume