Fortuna Düsseldorf - Borussia 0:1 (DFB-Pokal, 24.10.2017)

Bengalos in Düsseldorf

In Düsseldorf wird die Nase bekanntlich ein wenig höher getragen. Wer's braucht – bitte. Im Fußball jedoch spielt das Dorf nur die zweite Geige, ausgerechnet der so gerne belächelte Nachbar Mönchengladbach war - und ist - erheblich erfolgreicher. Über die Jahre ist so eine seltsame Beziehung entstanden, die mit "einseitiger Neid" wohl am besten zu erklären ist. Bestes Beispiel: Während auf Fortuna-Seite nach der Pokalauslosung das "Derby"-Fieber ausbrach, gab es bei den meisten Borussia-Fans eher ein müdes Achselzucken. Derby ist Köln, Punkt.

Teenage kicks!

Nicht verhehlen will ich aber eine Sympathie für Düsseldorf, sobald es um Musik geht. Wahrscheinlich ist es kein Zufall, dass ausgerechnet in der Schicki-Micki-Stadt in den 80er Jahren eine alternative Szene entstand, die sich sehen und vor allem hören lassen kann. Und die sogar bis heute ein wenig nachklingt, wenn "DJ Opa" im Fortuna-Stadion freie Hand gewährt wird. In diesem Fall geht mein einseitiger Neid voll uns ganz in Richtung Düsseldorf.

Borussia

Wie zum Beweis lief in der Halbzeitpause "Teenage kicks" von den Undertones. 2:26 Minuten pure Power, die ich leider erst 2006 entdeckte, als die Fans von Derry City nach dem irischen Pokalfinale diesen Song lauthals in der Kurve grölten - die Undertones stammen aus Derry. Der legendäre BBC-Radiomoderator John Peel spielte "Teenage kicks" in seiner Show einst einfach zweimal hintereinander, weil er eben so gut ist. Die erste Zeile, "Teenage dreams, so hard to beat", steht heute auf Peels Grabstein.

Vaffanculo - solo Borussia

Sieg!

Leider war ich zu spät im Stadion, um eine Bewertung für meine DJ-Ötzi-Wertung vorzunehmen, aber wer "Teenage kicks", Motörhead ("Ace of spades"), "Eisgekühlter Bommerlunder" und zum Einlaufen "Alles aus Liebe" spielt, hat zweifellos Platz eins verdient. Sogar, wenn er wie angekündigt die niederländische Nationalhymne und "Me And The Farmer" aufgelegt haben sollte :-) "Mit was für einer Musik in anderen Stadien die Fans teilweise gequält werden, ist schrecklich. Auf Stimmung gebolzte Hits waren nie mein Ding", sagte Opa vor dem Spiel. Ach, würde er doch nur erhört werden.

Ach so, Fußball. Zum Intro gab es bei Fortuna ein "Vaffanculo – Solo Fortuna"-Spruchband, bei dem ich irgendwie das Gefühl hatte, da würde etwas fehlen. Naja. Im Gästeblock derweil einen Haufen Pyro und (später) gezocktes Material. Naja. Insgesamt entwickelte sich ein hübscher Pokalfight, in dem am Ende das Gute gewann :-) Weiter geht’s im Achtelfinale, dann vielleicht mit dem richtigen Derby – dafür aber mit der grausamsten Musik, die es in deutschen Fußball-Stadien gibt.