FC Hennef 05 - 1. FC Köln II 1:0 (Regionalliga West, 15.11.2014)

Stadion im Sportzentrum Hennef
"Home attack, Away throw in, Throw in taken, Away attack danger": Der Typ neben mir im Sportzentrum Hennef laberte ohne Pause in sein Handy, 90 Minuten lang. Letzteres nehme ich zumindest an, denn nach 30 Minuten schwenkte ich die weiße Fahne und suchte mir einen anderen Platz.

Zuhause schnell gegoogelt: Männer wie jener Quasselkopp geben die Spieldaten live an Wettanbieter weiter, um "Daytrader" auszubremsen. Diese sitzen nämlich manchmal ebenfalls im Stadion und platzieren Wetten zu Beispiel in dem Moment, in dem ein Spieler alleine auf den Torwart zugeht - also kurz bevor sich die Quote durch ein Tor möglicherweise deutlich ändert. Und sobald nun unser Quatschkopf das Wort "danger" fallen lässt, werden keine Wetten angenommen. Verrückte neue Fußball-Welt...

Stadion im Sportzentrum Hennef
Fast schon historisch

Dabei war die Sache für jeden Zocker eigentlich klar: 15 Spiele hat der FC Hennef nach dem Aufstieg in die Regionalliga West bislang absolviert. Bilanz: 0 Siege, 3 Remis, 12 Niederlagen. Wer tippt da schon auf einen Heimsieg? Nun, wohl nur besonders kluge Köpfe, denn tatsächlich gab es heute den ersten Erfolg des Aufsteigers zu sehen, sogar Tränen flossen nach Schlusspfiff.

Jener Aufstieg machte auch eine gründliche Renovierung des Stadions in der Sportschule Hennef notwendig. Wichtigste Neuerung war der eingezäunte Gästeblock auf der Gegengeraden, wo zuvor fröhlich Büsche und Bäume wuchsen. Laut Stadionzeitung wurde auch ein "Dopingraum" (sic!) eingerichtet. Vielleicht erklärt das ja die heutige Leistungssteigerung...

Stadion im Sportzentrum Hennef
679 Zuschauer und zwei Fanblöcke

Prunkstück bleibt jedenfalls die unüberdachte Haupttribüne, an deren Seiten sich jeweils zehn (unüberdachten) Stufen finden. Das im Informer angegebene Fassungsvermögen von 10.000 liegt dennoch deutlich zu hoch, die bei Wikipedia angegebenen 5000 passen da schon eher. Jenes Wiki verrät übrigens auch, dass einer der bekanntesten Hennefer Fußballer Torhüter Friedel Dresbach war - jener Dresbach, der am 15. November 1960 das Tor der Borussia hütete, als diese beim 0:3 gegen die Glasgow Rangers das erste Europapokal-Spiel ihrer Geschichte absolvierte.

Jene Haupttribüne ist heute sogar ausverkauft, am Ende kommen immerhin 679 Zuschauer. Bei Hennef gibt es einen kleinen Fanblock mit Fähnchen und Spruchband - das leider über die Absperrung gehalten wird und so nicht gelesen werden kann. Während des Spiels kommt aus der Ecke aber recht wenig bis gar nichts, was den Spott der gegenüber stehenden Kölner provoziert. Diese sind am spielfreien Wochenende zwar nur mit enttäuschenden 80 Leutchen die wenigen Kilometer nach Hennef gefahren, lassen aber immerhin ab und an etwas von sich hören.

Am Ende jubeln aber doch die Fans der Gastgeber. Oder, um es mit den Worten des Quatschkopps zu sagen: "Home attack, home goal"

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