Hertha BSC Berlin - Borussia 2:2 (27.11.05)

Das Olympiastadion Viereinhalb Wochen nach dem 0:3 im DFB-Pokal führt die Reise der Borussia erneut zur Berliner Hertha. Ein kurzer Zeitraum, in dem doch viel passiert ist: Gladbachs kleine Serie fand ein Ende, Eugen Polanski stieg zum neuen Hoffnungsträger auf - und nicht zuletzt hat der Winter den goldenen Herbst abgelöst. Neben Anreiseschwierigkeiten (abgesagte Flüge, verschneite Straßen) sorgt die kalte Jahreszeit bei den erneut zahlreichen (ca. 5000) VfL-Fans damit vor allem für kalte Füße.

Auch auf dem Spielfeld ist zunächst alles anders: Schon nach vier Minuten erzielt ausgerechnet der Brasilianer Kahe, der tags zuvor das erste Mal in seinem Leben Schnee gesehen hat, seinen ersehnten ersten Saisontreffer. Als in der zwölften Minute gleich drei Herthanern im Verbund ein Eigentor unterläuft, ist der Wahnsinn komplett: Borussia führt 2:0, das weite Rund ist fest in der Hand der VfL-Fans, und bis zur Pause hält die Abwehr dicht. Erstmals seit dem 13. Mai 2001 (2:2 in Fürth), in der ersten Liga gar seit dem 9. Mai 1998 (2:0 in Wolfsburg), führt die Borussia auswärts zur Pause mit zwei Toren Vorsprung.

Im zweiten Durchgang ist es dann nicht die Kälte, sondern Gladbachs defensive Spielweise, die die Fans zum Zittern bringt. Und so kommt es, wie es kommen muss: Bis zur 68. Minute hält das Bollwerk, ehe die Hertha innerhalb von acht Minuten ausgleicht. Immerhin rettet der VfL in der Schlussphase noch das Remis, sodass sich am Ende die Freude über den Punktgewinn und der Ärger über die verpasste Chance die Waage halten.

Was sich in den vergangenen Wochen nicht verändert hat, ist freilich das Olympiastadion. Daher zitiere ich einmal mehr mich selbst bzw. den Bericht vom Länderspiel Deutschland - Brasilien:

"Nach vierjähriger Umbauzeit ist in der Hauptstadt eine 'Fünf-Sterne-Arena' entstanden, die in einer einzigartigen Art und Weise historische Komponenten mit den modernen Ansprüchen einer WM-tauglichen Spielstätte kombiniert. Etwaige Skeptiker, die einen Verlust des ursprünglichen Erscheinungsbildes befürchteten, dürfen sich schon auf dem Fußweg zum Stadion vom Gegenteil überzeugen lassen: Durch den Abbau der 1966 errichteten und nun nicht mehr benötigten Flutlichtmasten gleicht die Außenansicht des Olympiastadions inzwischen sogar mehr dem Bild der Sommerspiele von 1936 als zuvor. Einzig die neue, von Außen jedoch eher unauffällige Dachkonstruktion, fällt dem aufmerksamen Beobachter in Auge. Auch in den Bereichen Fassade, Ehrentribüne und Marathontor wurden sämtliche Aspekte des Denkmalschutzes beachtet.

Die wahre Leistung der Architekten offenbart sich folglich erst beim Betreten des Stadions. Neben der weltweit einzigartigen blauen Laufbahn, eine Reminiszenz an den Bundesligisten Hertha BSC, und der grauen Bestuhlung ist es das erwähnte Dach, das den Zuschauer in seinen Bann schlägt. Elf Prozent des Gesamtauftragwertes in Höhe von 242 Millionen Euro wurden alleine für dieses beeindruckende Werk verwendet. 'Die Stahlkonstruktion wird von zwei Membranflächen überspannt, die jeweils rund 31.000 Quadratmeter groß sind. Die obere Membran besteht aus 76 Segmenten. Insgesamt 1158 Glasscheiben, jede etwa 200kg schwer, bilden den Abschluss des Daches. Das Dach selbst ruht auf 20 Baumstützen', heißt es hierzu vergleichsweise nüchtern in der offiziellen Stadion-Beschreibung. Für den Betrachter bleibt schlicht der Eindruck einer atemberaubenden Konstruktion."