DJK Spvgg. Herten - Westfalia Vinnum 2:2 (Kreisliga A, 26.04.2018)

Kampfbahn Katzenbusch in Herten

Zechenvereine sind ein ganz eigenes Kapitel im Ruhrgebietsfußball. Klassische Beispiele sind die Sportfreunde Katernberg, der SV Sodingen - oder die SpVgg Herten. Ob man es glaubt, oder nicht: Einer der letzten dortigen Zechenfußballer war Rudi Assauer.

Kampfbahn Katzenbusch
"Da wohnten die Malocher"

"In Herten-Süd, wo ich groß geworden bin, haben die Bergleute gewohnt. Die ganze Region war auf Zeche Ewald zu Hause. Ich bin direkt am Katzenbusch aufgewachsen. Da wohnten die Malocher", erinnerte sich Assauer einmal. Immerhin ein halbes Jahr arbeitete Assauer in der 2001 geschlossenen Zeche, nebenbei kickte er bei der SpVgg. Die war damals noch ein ganz großes Ding.

Wie groß, zeigt vielleicht der 6. Oktober 1963 am besten. Während in der jungen Bundesliga schon der Ball rollte, standen sich eine Klasse tiefer in der Regionalliga West die SpVgg. Herten und eine gewisse Borussia aus Mönchengladbach gegenüber. Letztere immerhin schon mit Günter Netzer und Herbert Laumen in ihren Reihen, Herten tatsächlich mit Rudi Assauer. Herten gewann vor 2000 Zuschauern mit 3:1 - noch Fragen?

SpVgg Herten am Katzenbusch
Und doch half es nicht viel. Am Ende der Saison stieg "Herten 12", wie das Team wegen seines Gründungsjahres genannt wurde, dennoch ab. Es begann der lange Weg bergab. Den finanziellen K.o. verhinderte 1999 unter anderem ein Benefizspiel gegen Schalke 04 - Rudi Assauer hatte sich an seine Wurzeln erinnert. 2000 folgte die Fusion mit der DJK 07/26 Herten, der Klub heißt seither "DJK/SpVgg Herten" - und spielt seit 2017 trotzdem nur noch in der Kreisliga A.

Macht auf! Laßt mich herein!

Wie so oft ist es das Stadion, das an die alten Zeiten erinnert. Die 1925 eröffnete Kampfbahn Katzenbusch liegt äußerst idyllisch am Rande des gleichnamigen Wäldchens, und das Highlight gibt es gleich zu Beginn: Hinein in die gute Stube geht es durch ein Steintor, auf dem nicht nur der Name der Sportstätte prangt, sondern links und rechts auch zwei Sprüche in verschnörkelter Schrift:

Tribüne in der Kampfbahn Katzenbusch
"Gut Heil! Macht auf! Laßt mich herein! Mit mir beginnt des Festes Reih’n“
sowie
"Betretet die Kampfbahn und werdet Männer, die zu siegen versteh’n"

Hinter dem Tor öffnet sich ein recht großes Gelände. Besonders im vorderen Bereich erinnern die bemoosten Stufen noch an die früheren Tage, weiter hinten sind dagegen nur noch grüne Hügelchen geblieben. In Schuss gehalten werden noch ein paar Stufen auf Höhe der Mittellinie. Offiziell liegt das Fassungsvermögen bei 10.000 (früher: 12.000), was aber ein wenig hoch gegriffen scheint.

Betretet die Kampfbahn und werdet Männer, die zu siegen verstehn
Kampf gegen die Dämmerung

Flutlicht gibt es nicht, was am heutigen Donnerstagabend durchaus ein Problem ist. Die spätmöglichste Anstoßzeit ist 19.00 Uhr, jedoch steckt der eine oder andere Spieler noch im Ruhrgebietsstau. Um 19.05 Uhr pfeift der Schiedsrichter schließlich an, weil er Angst hat, die Begegnung "nicht durchzukriegen". Die Nummer 3 der Gäste kommt 15 Minuten später keuchend angelaufen, hat aber "Glück", weil sich ein Mitspieler gerade verletzt hat - und wird sofort eingewechselt.

Als es auch noch heftig zu regnen beginnt, wird es nicht nur ziemlich dunkel, sondern es fliehen auch noch ein paar der ohnehin nur 20 Zuschauer. Immerhin klart es wieder auf, und die Begegnung geht bis zur 90. Minute über die Bühne. Am Ende heißt es 2:2, was leider auch den erhofften Aufstieg der Hertener noch einmal in Gefahr bringt.

Nicht weit weg vom Katzenbusch entfernt lebt heute übrigens wieder Rudi Assauer, der in einem Reihenhäuschen von seiner Tochter gepflegt wird. Im Oktober 2017 stimmte der Stadtrat über eine Ehrenbürgerschaft Assauers ab. Diese Ehre wurde zuvor nur drei Männern zuteil, darunter Adolf Hitler. Assauer wurden die nötigen Stimmen verwehrt. Manche Dinge muss man nicht verstehen.

Bemooste Tribüne  Tor in der Kampfbahn Katzenbusch  Schloss Herten