Schalke 04 II - SC Delbrück 1:2 (Oberliga Westfalen, 8.8.07)

Das Fürstenbergstadion

Eine Fahrt mit der U17 ist in Gelsenkirchen eine Art Ruhrgebiet-Schnellkurs. Allein der Startpunkt "Essen-Margarethenhöhe" klingt nach tiefstem Revier, ganz zu schweigen vom Fahrtziel "Gelsenkirchen Buerer Straße". Dazwischen hält die Bahn, nach Überquerung des Rhein-Herne-Kanals, an nicht weniger klangvollen Stationen wie "Schloß Horst", "Halbe Höhe" oder gar "II. Schichtstraße". Die Zeit der Zechen hat ihre Spuren hinterlassen. Eher unspektakulär klingt dagegen der Halt "Fischerstraße", obwohl sich auch hier ein echtes Stück Ruhrgebiet versteckt: Das Fürstenbergstadion.

Das Fürstenbergstadion

Die noch immer eindrucksvolle Arena, vom Stadionsprecher schlicht "Horster Stadion" genannt, ist eine der vielen Stadion-Perlen im Revier. Als Spielstätte des Kreisligisten STV Horst-Emscher etwas in Vergessenheit geraten, sorgen die Schalker Amateure inzwischen wieder für höherklassigen Fußball. Nach dem Auszug aus der Glückaufkampfbahn sieht die teilweise verfallene Uralt-Arena dank der Knappen immerhin wieder Viertligafußball.

"Was bleibt ist ein schönes, großes Stadion"

Eigentlicher Hausherr ist aber der STV, der nach dem 2. Weltkrieg zeitweise sogar vor Schalke 04 rangierte und noch 1967 deutscher Amateurmeister wurde. "All das ist lange her. Der Jubel ist verhallt, der Pütt ist geschlossen. Was bleibt ist ein schönes, großes Stadion inmitten von Horst-Süd, dem ehemaligen Arbeiterwohngebiet der Zeche Nordstern", heißt es im Buch "Im Land der tausend Derbys. Die Fußballgeschichte des Ruhrgebiets".

Das Fürstenbergstadion

Wohl wahr, wohl wahr. 25.000 Zuschauer fasst heute das 1928 erbaute Rund noch, auch wenn überall Schilder vor dem "Betreten der Stehstufenanlagen" warnen. Zurecht: Ein Großteil ist mit Moos oder gar Sträuchern überwuchert, einige Reihen sind sichtbar eingesackt. 1973 tat sich als Folge eines Bergschadens gar ein 75 Zentimeter tiefes Loch auf, wie im Buch der deutschen Fußball-Stadien nachzulesen ist. Einen Rasenplatz gibt es übrigen erst seit 1948, vorher wurde auf Asche gespielt. Mit kuriosen Folgen: "Wehte der Wind über den Platz, sahen die Spieler wie Kohlenhauer aus. Die Zuschauer mussten, wenn sie heimgekehrt waren, erst in die Badewanne steigen", schrieb 1949 der Westfälische Kurier.

Ein ähnliches Schicksal müssen die heute anwesenden 200 Zuschauer nicht befürchten. Der Großteil hat sich auf den blauen Sitzschalen der mit enormer Beinfreiheit versehenen Tribüne breit gemacht - auch, um sich vor dem Regen zu schützen. In der Mehrheit interessieren sich Zuschauer älteren Semesters - überraschend viele auch aus Delbrück angereist - für das Spiel, die wenigen als solche erkennbaren Fans tragen lange Haare, ein Schalke-Trikot und als Namenszug Libuda.

Das Fürstenbergstadion

"Ich komm gleich bei dich bei"

Im Spiel beginnen die Königsblauen mit Kampfschwein Willi Landgraf in ihren Reihen stark, was den offenbar zu cholerischen Anfällen neigenden SC-Trainer zu einem Wutanfall nach dem anderen und die nur wenige Meter entfernt sitzenden Zuschauer zu Kommentaren wie (Originalzitat!) "Ich komm gleich bei dich bei" treibt. Immerhin scheint die Brüllerei zu wirken, ab der 30. Minute spielt der Gast wie verwandelt, geht 2:0 in Führung und lässt sich auch durch den Anschluss in der 74. Minute nicht mehr aus der Ruhe bringen.

Ein Wort noch zur Halbzeit-Unterhaltung: Was nun gar nicht geht, ist der Möhre-Megamix - bestehend aus Hits wie "Das sind nicht 20 Zentimeter", "1234567...ich würde euch gern alle lieben" oder "Pack ihn ein und geh nach haus, hol ihn nie mehr wieder raus"... Aaaaaah!
Warum ich das alles schreibe? Ganz einfach: Eigentlich nur, damit der Text länger wird und mehr Platz für Fotos dieser wunderschönen Anlage entsteht...