Kiruna FF - Övertornea SK 2:1 (Div 3 Norra Norrland, 17.5.2014)

Lombia IP in Kiruna

"Sveriges nordligaste fotbollsförening" steht stolz auf der Homepage des Kiruna FF, Schwedens nördlichster Fußballverein also. Grund genug für uns, die fast sechs Stunden von Tromsö (pro Strecke) in Kauf zu nehmen, vorbei an zugefrorenen Seen, Rentierherden auf der Straße und leider verlassenen Samen-Zelten am Straßenrand. Allein diese Anblicke waren den Trip schon wert.

Välkommen till Kiruna, Lappland
Dabei hätte es heute genug Gründe gegeben, in Tromsö zu bleiben:

- Der 17. Mai ist Norwegens Nationalfeiertag, der traditionell mit Umzügen gefeiert wird und heute sogar den 200. Geburtstag beging, geht er doch auf den 17. Mai 1814 zurück
- Der Höhepunkt der norwegischen Abiturfeiern mit vollen Bars und bunten Verkleidungen
- Der erste Tag des Jahres mit 24 Stunden Sonne in der Stadt

Eine Stadt zieht um

Nun, wir zogen eine Fünftligaspiel in Schweden vor. Selig sind die Bekloppten. Bereut haben wir es allerdings keine Sekunde, siehe oben. Und: In die nördlichste Stadt Schwedens (18.000 Einwohner) verschlägt es einen schließlich auch nicht jeden Tag.

Rentiere
Zumal Kiruna eine spannende Stadt im Wandel ist, von dem auch der Fußballverein betroffen ist: Kaum mehr als 100 Jahre nach der Gründung wird ab diesem Jahr der komplette Stadtkern abgerissen und fünf Kilometer weiter östlich an neuer Stelle aufgebaut. Grund ist der Erzabbau, der schon aus großer Entfernung zu sehen ist und der neues Land fordert.

Bis 1994 sogar zweitklassig

In der Touristeninformation der Stadt - die ebenfalls nicht mehr lange steht - findet sich ein schönes Modell von Kiruna, auf dem eingezeichnet ist, bis wo gebaggert wird. Und wenn es so kommt, wie dort gezeigt, spielt Kiruna FF bald am Rande eines Kraters. Die rote Linie jedenfalls geht direkt am Lombia IP vorbei, der anscheinend verschont wird. Man darf gespannt sein.

Tribüne des Lombia IP
Noch steht der Idrottsplats jedenfalls auf festem Grund, bekommt derzeit allerdings nur Magerkost zu sehen. Das war mal anders: Bis 1994 war Kiruna zweitklassig, nahm 1991 sogar an der Aufstiegsrunde zur Allsvenskan teil, scheiterte dort aber klar. Danach ging es langsam bergab - seit 2009 sucht der Klub vergeblich den Ausweg aus der fünften Liga, wo die Gegner Sunnana SK, Haparanda FF oder wie heute Övertornea SK heißen. Und dennoch hat der Klub einen großen Fan in Deutschland gewonnen, siehe hier.

Kein grüner Rasen in Sicht

Größtes Problem von Kiruna war es schon immer, einen passenden Untergrund zu finden. Monatelange Dunkelheit, Schnee von Oktober bis in den Mai und bis zu -40 Grad lassen keinen Naturrasen zu, bis 1976 spielte der Klub gar auf einer Art Schotterplatz namens Matojärvi IP. Seither heißt die Heimat von Kiruna Lombia IP, wo tatsächlich schon damals ein - freilich äußerst schlechter - Kunstrasen lag. Erst 2004 wurde der Belag gegen einen modernen Kunstrasen der 3. Generation ausgetauscht.

Gegengerade
Angeblich 6000 Zuschauer passen heute hier herein, andere Quellen sprechen von 2333, was etwas realistischer klingt. Immerhin: Der Zuschauerrekord liegt bei 2450 und stammt aus dem Heimspiel gegen IFK Lulea im Jahr 1989. Prunkstück ist die Haupttribüne, auf der sowohl Bänke als auch Sitzschalen zu finden sind und die eine kleine Besonderheit zu bieten hat: Die Tribüne ist direkt an die Wand der Eishalle gebaut, in der Kiruna IF in der dritten Eishockey-Liga des Landes spielt.

Nur 66 Zuschauer sehen späten Sieg

Gegenüber findet sich eine kleinere Holztribüne, das war es dann aber auch. Freilich reicht das Ganze völlig aus: Heute kommen nur 66 Zuschauer, aus dem an der Grenze zu Finnland gelegenen Övertornea ist wenig überraschend niemand mitgereist. Eine Eintrittskarte gibt es leider nicht, für 50 Kronen (ca 5,50 Euro) geht es durch ein quietschenden Drehkreuz hinein ins Vergnügen.

Anzeigetafel
Das Spiel ist mäßig, so ehrlich muss man sein. Nach dem frühen 1:0 (2.) kassiert Kiruna den Ausgleich, und lange sieht es so aus, als ob es im vierten Saisonspiel das vierte Remis gibt. Kurz vor Schluss gelingt aber doch noch der Siegtreffer - vielleicht schafft Kiruna ja in diesem Jahr die Rückkehr zumindest in die 4. Liga, die der Klub allemal verdient hätte.

Zurück nach Norwegen

Für uns geht es anschließend mit streikendem Navi fünf Stunden zurück nach Tromsö - was angesichts der wenigen Straßen in diesen Breitengraden aber nicht wirklich ein Problem ist. Anders als auf der Hinfahrt scheint diesmal sogar die Sonne, was uns immer wieder an Seen, Bergen und großartigen Ausblicken zum Anhalten zwingt.

Spät am Abend ist das Ziel erreicht, ein wenig Feiertagsstimmung hat sich in der Stadt gehalten, sodass auch wir noch eine Runde Mack-Bier genießen, ehe wir nach kurzer Nacht wieder ins Auto steigen und das nächste Ziel ansteuern: Sjövegan.

Sitzschalen im Lombia IP  Tribüne und Halle Rücken an Rücken  Hamburgare

Lappland