FK Bokelj Kotor - FK Sutjeska Niksic 1:0 (Druga Liga Crna Gora, 14.04.06)

Spärlicher Besuch in Kotor Über 15 Jahre nach seinem Beginn ist der Zerfall des ehemaligen Jugoslawiens noch immer nicht beendet. Nirgendwo wird dies so deutlich wie in Serbien und Montenegro: Noch bilden die beiden ehemaligen Teilrepubliken Jugoslawiens einen Staatenbund, für den 21. Mai ist jedoch ein Referendum über die staatliche Unabhängigkeit Montenegros angesetzt. Wahrscheinlich ist nach aktuellen Prognosen eine Loslösung von Serbien und damit ein (bzw. zwei) neue Staaten auf der Landkarte.

Unter diesen Voraussetzungen stehen auch dem Fußball im Lande einige Umwälzungen bevor, die derzeit noch nicht absehbar sind. Besonders betroffen ist der nur 620.000 Einwohner zählende Staat Montenegro. Aktuell misst sich einzig Buducnost Podgorica in der ersten Liga mit serbischen Größen wie Partizan oder Roter Stern Belgrad.

Das Vereinswappen mit kyrillischen und lateinischen Buchstaben Weitere zehn Klubs aus Montenergro sind in der zweitklassigen "Druga Liga Crna Gora" zusammengefasst, die einen Teil des zweigleisigen Unterhauses bildet. Gut möglich, dass eben diese zehn Vereine schon in wenigen Monaten zusammen mit Buducnost Podgorica die erste Liga Montenegros bilden.

Dorfplatz mitten im Weltkulturerbe

Ein Erstligist sein will dann auch der FK Bokelj Kotor. Auf den ersten Blick scheint das nur schwer zu glauben. Das Stadion Gradski liegt zwar wunderschön in der Bucht von Kotor - dem einzigen Weltkulturerbe Montenegros -, hat aber eher den Charme eines Dorfplatzes. Nicht nur der Rasen ist in einem bedauernswerten Zustand, auch der Ausbau ist beschränkt.

Zumindest auf einer Seite finden sich dann aber doch noch einige Stufen, die am Rand sogar die Schwindel erregende Zahl 20 erreichen. Höhepunkt ist die Mini-Mini-Ehrentribüne mit sechs Reihen a sechs Sitzen, die zudem von einem kleinen Dach beschützt wird. Kaum zu glauben, dass die Kapazität des Stadions mit 5000 noch im Mittelfeld der Liga liegt.

Gospa od Skrpjela Überraschung in der Nachspielzeit

Etwa 150 Zuschauer - darunter keine auszumachenden Gäste - haben sich in der Mittagssonne eingefunden und den Eintrittspreis von einem Euro berappt. Dafür gibt es immerhin eine Eintrittskarte, auf der extra für die deutschen Gäste mit dem Kugelschreiber der Gegner sowie das (falsche...) Datum eingetragen werden. Sehr nett, die Montenegriner.

Auf dem Feld entwickelt sich ein äußerst müder Kick, in dem der Tabellenvorletzte aus Kotor mit einer jungen Mannschaft dem Dritten aus Niksic überraschend lange erfolgreich Gegenwehr leistet. Und nicht nur das: In der Nachspielzeit gelingt den Blauen der zwar völlig unverdiente, aber dafür umso mehr umjubelte Siegtreffer. Die wenigen aktiven Fans - die sich im Stadion vor dem Graffiti "Cattaro Brigate" positioniert haben - laufen vor Freude auf den Platz und werfen sich auf den bereits aufgetürmten Spielerhaufen. Auch sportlich scheint der Klassenerhalt für den Klub damit wieder in Reichweite - auch wenn der 21. Mai wohl ohnehin alle Planungen über Auf- und Abstiege über den Haufen werfen wird.

Für uns stand kurz darauf schon der nächste Grenzübertritt auf dem Programm. Ziel: Bosnien-Herzegowina.

Die besten der 5000 Plätze Italien ist auch in Montenegro das Vorbild der Fans Plakate in der Stadt künden von dem Spiel