Preußen Krefeld - TSV Krefeld-Bockum 3:2 (Kreisliga A, 15.04.2018)

Hubert-Houben-Kampfbahn in Krefeld

Quasi vor der eigenen Haustüre verbirgt sich ein kleines Schätzchen, das ich bisher sträflich ignorierte: Seit 1925 steht in Krefeld die inzwischen denkmalgeschützte Hubert-Houben-Kampfbahn. Gut möglich sogar, dass ich als kleiner Pimpf mit der glorreichen D-Jugend von Blau-Weiß Anrath mal selbst hier gespielt habe. Das ist jedoch schon soooo lange her, und meine Blicke galten damals wahrscheinlich eher den Cola-Krachern und Erdbeer-Schnüren am Kuchenstand als dieser wunderschönen Anlage.

Tribüne bei Preussen Krefeld
Eine Kampfbahn als Denkmal

Die Anlage in Krefeld ist eine Art Gesamtkunstwerk: Unter Denkmalschutz stehen nicht nur die schicke Tribüne mit ihren Holzbänken, sondern auch das "Haus des Platzwarts", die im Original erhaltenen Steinmauern sowie zwei Skulpturen, die im Eingangsbereich platziert sind. Kaum zu glauben, dass es zuletzt immer wieder Pläne gab, die Kampfbahn aufzugeben. Immerhin liegen diese derzeit aud Eis.

Skulptur und Haus des Platzwarts
Der Spaß beginnt schon auf dem Parkplatz, wo der erste Blick auf das erwähnte Haus des Platzwarts fällt. Der Schriftzug "Hubert-Houben-Kampfbahn" ist nicht zu übersehen, zudem gibt eine kleine Infotafel Auskunft über die Geschichte der Anlage. Nach dem Betreten der Kampfbahn für 3 Euro (leider keine Eintrittskarte) kann man auch in jenes Haus herein, da dort inzwischen Getränke und Kuchen verkauft werden. Cola-Kracher und Erdbeer-Schnüre leider nicht. Immerhin hängen alte Wimpel und Fotos an den Wänden.

Tribüne Hubert-Houben-Kampfbahn
Der Mief von 100 Jahren

Über allem steht aber die Tribüne mit ihren 600 Sitzplätzen, den sehenswerten Treppenaufgängen, den roten Bänken und dem Muff von fast 100 Jahren, der sich unverkennbar im Inneren ausbreitet, etwa beim Betreten der Toiletten. Einen weiteren Ausbau gibt es übrigens nicht, sieht man einmal von einer leichten Erhöhung auf der Gegeneite inklusive einer Handvoll Parkbänke ab. Insgesamt liegt das Fassungsvermögen somit bei etwa 5000.

Ein "Hubert-Houben-Stadion" gibt es auch in Goch, was die Frage aufwirft, wer jener Hubert denn überhaupt war. Die Antwort: Einer der besten Sprinter seiner Zeit, der 1898 in Goch geboren wurde und später für Preußen Krefeld lief. 1928 stellte er mit der deutschen 4-x-100m-Staffel in 40,7 Sekunden einen Weltrekord auf und holte bei Olympia in Amsterdam Silber. Nach seinem Tod im Jahr 1956 wurder die zuvor als "Blumenthal-Sportplatz" bekannte Anlage in Krefeld nach ihm benannt.

Rote Holzbänke bei Preußen Krefeld
Einst gegen Fortuna, heute ganz unten

Ach so, Fußball. Preußen Krefeld spielte von 1992 bis 1996 in der anfangs noch drittklassigen Oberliga Nordrhein unter anderem gegen Rot-Weiss Essen, Alemannia Aachen und Fortuna Düsseldorf. Heute kicken die Preußen nur noch in der Kreisliga A - und sind dort Tabellenletzter. Die Partie gegen den Nachbarn aus Bockum wollen dann auch nur offiziell 20 (handgezählt: 40) Zuschauer sehen, werden aber mit einer unterhaltsamen zweiten Halbzeit belohnt. Nach torlosem ersten Durchgang drehen die Preußen einen 0:2-Rückstand in ein 3:2 und feiern diesen Sieg ausgiebig - auch wenn der Abstieg weiterhin kaum zu verhinden ist.

Ansonsten bietet die Kreisliga B das, was man sich von ihr verspricht: Den Angreifer, der sich nach seiner Auswechslung erst mal auf die Tribüne setzt und eine raucht. Den Linienrichter, der gleichzeitig Betreuer einer Mannschaft ist und nach jeder Verletzung mit den Worten "Scheiße" seine Fahne fallen lässt, um auf den Platz zum verletzten Spieler zu laufen. Und natürlich den Einwechselspieler, der auf der Bank döst und vom Trainer mit "Pack endlich das Handy weg und mach dich warm" auf die Aschenbahn geschickt wird.

Herrlich!

Schöne Tribüne  Schwarz aus Weiß  Anzeigetafel