Leyton Orient - FC Gillingham 3:1 (League 1, 1.12.2009)

Das Matchroom Stadium on Leyton Orient an der Brisbane Road

Manchmal reicht eine Luftaufnahme, um ein Stadion zumindest einem Land zuzuordnen. Wer etwa das Bild rechts sieht - vier einzelne Tribünen, vor allem aber die endlosen Reihen Backsteinhäuser in der Nachbarschaft - wird zielsicher auf Großbritannien tippen. Und richtig: Zu sehen ist die Brisbane Road des Londoner Drittligisten Leyton Orient.

Die Brisbane Road in London
Nur der East Stand atmet noch Geschichte

Und wie es sich für ein Arbeiterviertel gehört, liegt mittendrin ein Fußball-Stadion. Seit (wahrscheinlich) 1905 wird an der Brisbane Road gekickt, zunächst allerdings war hier der Lokalrivale und heutige Achtligist Leyton FC Hausherr. Erst 1937 zog der "große Nachbar" Orient ein und baute das damals noch bescheidene Viereck kontinuierlich aus. Flutlicht, hohe Stehränge und sogar eine Laufbahn hielten Einzug. Das Fassungsvermögen stieg bis auf 35.000, ehe ab 1996 eine schrittweise Renovierung das Gesicht der Brisbane Road komplett veränderte.

So entstanden neue Tribünen im Süden (1999), Westen (2005) und Norden (2007). Für Nostalgiker ist nur der East Stand geblieben: Der ist immerhin seit 1956 im Betrieb, damals wurde die Tribüne einfach aus dem nahe gelegenen Mitcham Stadium umgepflanzt. Mehr oder weniger berühmt ist der Giebel des Tribünendaches mit den roten Buchstaben Leyton Orient.

Gegen die "Frankfurt Kickers" am Bökelberg

Der Giebel auf dem East End der Brisbane Road
Zur Gegenwart: Zum Kellerduell gegen Gillingham kommen am Dienstagabend nur 3183 Zuschauer in das Stadion, das inzwischen nur noch 9271 Fans einen (Sitz-)platz bietet und zu allem Überfluss auch noch in Matchroom Stadium umgetauft wurde. Dennoch gilt für das Stadion das Motto: Klein, aber fein. Vier frei stehende Tribünen - also das, was man bei uns gerne und völlig zurecht als "englisch" bezeichnet - sehen einfach nach Fußball aus! Dennoch liebäugelt Orient mit einem Umzug in das eigentlich viel zu große Olympiastadion, das derzeit nur eine Meile entfernt gebaut wird.

Nach dem Anpfiff wird es unterhaltsam. Zum einen liegt das an dem intensiven Spiel beider Seiten, zum anderen an meinem Sitznachbarn. Der nämlich stellt sich als LOFC-Allesfahrer heraus, der in den vergangenen neun Jahren nur ein einziges Spiel der O's verpasst hat. Respekt. Auch "Mönchengladbach" ist ihm ein Begriff: Ende der 90er war er sogar am Bökelberg ("the stadium with the huge stand"), sah ein Spiel gegen die "Frankfurt Kickers or something like that" und erinnert sich, in der Nordkurve tüchtig Bier abbekommen zu haben. Ja, so war das damals.

Schlaflos in Stansted

Auf den Rängen haben zunächst die (offiziell) 711 Supporter aus Gillingam die Oberhand, besonders nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich. Die sich abzeichnende Niederlage lässt die "Gills" aber bald verstummen. Leider sind die Heimfans nur selten sangesfreudig, ein lautes "Come on Orient" ist fast schon das Maximum. Schade.

Am Ende heißt es 3:1 für die Gastgeber, für mich folgt ein weiteres Kapitel der beliebten Serie "Schlaflos in Stansted". Was besonders strapaziös ist, wenn der Handy-Akku leer ist uns somit kein Wecker zur Verfügung steht. Heißt: Einschlafen verboten bis 7 Uhr. Was tut man nicht alles.

Flutlich bei Leyton OrientAusgang an der U-Bahn-Station LeytonDer neue West Stand im Matchroom Stadium