Msida St. Joseph FC - Marsaxlokk FC 0:1 (BOV Premier League Malta, 06.01.07)

Das Ta Qali liegt im Nichts Der Millenium Stand von Maltas Nationalstadion Fans von Msida St. Joseph

"England oder Italien?" lautet eine unter Fußballfans gern gestellte Frage. Die wohl perfekte Antwort darauf heißt "Malta". Im äußersten Süden Europas hat sich eine groteske Symbiose zweier gegensätzlicher Kulturkreise entwickelt, die Folge der einstigen Abhängigkeit Maltas vom Vereinigten Königreich ist. Das Resultat: Vor der Trattoria steht plötzlich eine knallrote Telefonzelle. Im Cafe schlürfen die Einheimischen ihren Espresso und diskutieren dazu im breitesten Englisch. Und auf den holprigen Straßen mischt sich ein sizilianischer Fahrstil mit dem Gebot des Linksverkehrs. Eine gewöhnungsbedürftige Kombination.

Die Haupttribüne des National Stadium in Ta Qali Nationalstadion im Nichts

Auch im Fußball orientieren sich die Malteser mit Vorliebe an den beiden Vorbild-Nationen, der FC Liverpool steht ähnlich hoch im Kurs wie der AC Mailand. Die Zuschauerzahlen in der eigenen Liga sind dagegen rückläufig. Nicht wenige machen dafür die ungünstige Lage des 1980 eröffneten Nationalstadions verantwortlich. Fernab der Hauptstadt Valletta finden hier auf nahezu freiem Feld, am Rande des kleinen Städtchens Ta' Qali, alle wichtigen Begegnungen des Landes statt. Zwar werden an Spieltagen Extra-Busse aus der Hauptstadt eingesetzt, dazu gibt es sogar traditionell zwei Spiele in Folge zu sehen, vierstellige Zuschauerzahlen sind dennoch die Ausnahme.

Das gilt auch für das Spitzenspiel zwischen dem Tabellenzweiten Msida St. Joseph und Spitzenreiter Marsaxlokk. Etwa 700 Zuschauer haben sich in der 16.514 Zuschauer fassenden Arena eingefunden, darunter auch Torsten und BTH-Jens aus Hannover, mit denen noch die zweite Halbzeit der Partie Hibernians - Pieta (0:1) verfolgt wird und die an dieser Stelle gegrüßt seien. Mit dem Schlusspfiff dieses "Vorspiels" beginnen die beiden noch verbliebenen Fangruppen damit, ein wenig das Rund zu schmücken. Dieses passiert nahezu identisch: Hinter dem Tor wird ein großes Trikot platziert, davor eine lange Zaunfahne aufgehängt und auf der Tribüne der Zaun mit vielen Fähnchen versehen. Immerhin.

Malta Auf dem Weg zur ersten Meisterschaft

Die Begegnung beginnt etwas schleppend, wird aber vom Tabellenführer aus dem Fischerdorf Marsaxlokk bestimmt. Der 1949 gegründete Klub strebt in diesem Jahr die erste Meisterschaft der Vereinsgeschichte an, nur vier Jahre nach seinem ersten Aufstieg ins Oberhaus. Im zweiten Durchgang entwickelt sich ein Spiel auf ein Tor, Marsaxlokk vergibt Chance um Chance, ehe Kevin Sammut in der 86. Minute doch noch das Tor des Tages gelingt und seinem Klub im 14. Saisonspiel schon den zwölften Erfolg beschert. Damit wächst der Vorsprung auf Verfolger Msida auf stolze neun Punkte.

Das National Stadium ist naturgemäß das Prunkstück des maltesischen Fußballs. 1980 löste es das Empire Stadium in Gzira als Spielort der Nationalelf ab, die dort auf einem hart gewalzten Sandplatz stets einen kleinen Heimvorteil hatte. 2001 folgte anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums des Verbandes der Umbau in ein reines Sitzplatzstadion, neueste Errungenschaft ist die auf den Namen "Millenium Stand" getaufte, hochmoderne Tribüne auf der Gegengeraden.

Für uns hieß es anschlißend ab ins Bett, war doch am nächsten Morgen frühes Aufstehen angesagt.