MSV Moers - FC Meerfeld 1:1 (Bezirksliga, 16.10.2016)

Rheinpreußenstadion in Moers

In der Liste der größten Fußball-Stadien Deutschlands findet sich auch die eine oder andere Kuriosität. Bestes Beispiel: Zwischen all den modernen Arenen taucht auf Platz 48 das Rheinpreußenstadion in Moers auf, das zweifellos zu den eher unbekannteren seiner Art gehört. Also: Hin da!

Zeche Rheinpreußen
Fußball im Schatten der Zeche

Vor dem Besuch des altehrwürdigen Stadions lohnt indes ein kleiner Abstecher, denn der MSV Moers ist tatsächlich ein echter Zechenverein. Die Zeche Rheinpreußen war die erste westlich des Rheins und in den florierenden Jahren des Kohleabbaus eng mit dem Verein verbunden - der Name des Stadions erinnert daran ebenso wie dessen unmittelbare Umgebung. Die "Kolonie Meerbeck" ist eine typische Bergarbeiter-Siedlung mit grauen, zweckmäßigen Häusern, aber auch kleinen Villen und roten Backstein-Gebäuden. Und: Die Straßen rund um das Stadion heißen "Zechenstraße", "Knappenstraße, "Schlägelstraße", "Haldenstraße" und natürlich "Glückaufstraße". Herrlich.

Einsturzgefahr
Glückauf!

Auch die Zeche gibt es noch, wenn auch nur als Denkmal: Der 48 Meter hohe Schacht IV ragt nach Jahren des Verfalls frisch renoviert in den Himmel und ist sogar - welch Zufall - sonntags geöffnet. Also rein da.

Kaum durch die Tür getreten, schallt uns schon ein lautet "Glückauf" entgegen, und ehe wir uns versehen, führt uns ein ehemaliger Bergarbeiter mit gut 70 Lenzen auf dem Buckel durch die Räume und erzählt stolz von seinen Jahren unter Tage. Ein Kumpel durch und durch, großartig. Leider müssen wir uns schneller als erwünscht verabschieden, der Anpfiff naht. Trotzdem: Danke, Werner. Oder besser: Wännä.

Sprecherturm im Rheinpreußenstadion
Einsturzgefahr

Also schnell die wenigen Meter zum Stadion gedüst. Dort angekommen, macht das Herz sofort einen kleinen Hüpfer: Über dem Eingangsbereich steht in großen Buchstaben "Rheinpreußenstadion", und direkt dahinter öffnet sich der Blick auf alte, verfallene und überwucherte Stehstufen. Herrlich. Kleine Warnung: Ab und an wird auf Asche direkt nebenan gespielt, also vorher informieren.

Der Zustand der Anlage ist wahrlich nicht der beste. "Betreten der Tribünen verboten! Einsturzgefahr" steht auf einem Schild, sämtliche Stufen sind abgesperrt, die meisten der 120 Zuschauer nehmen daher auf dem ulkigen Mäuerchen Platz, das ringherum vor die Tribüne gebaut wurde. Ein weiteres Highlight ist der Sprecherturm auf Höhe der Mittellinie, der leider nicht mehr genutzt wird - die Tür hat Rost angesetzt, der Zugang ist wegen der fehlenden Stufen ohnehin unmöglich.

Unkraut auf Stufen
Große Vergangenheit

Ansonsten erinnert leider nicht mehr viel an die alten Tage, als der Klub noch als RSV Meerbeck an die Tür zur zweiten Liga klopfte oder der Zuschauerrekord auf 25.000 geschraubt wurde. Ein paar Fotos mit vollen Tribünen aus der Saison 1979/1980 - so lange ist das noch gar nicht her - gibt es hier.

Immerhin: Im Eingangsbereich steht noch eine alte Lore und erinnert an die Bergbautradition. Nicht klären konnten wir, ob mal so etwas wie eine "Haupttribüne" existierte, vielleicht sogar mit einem Dach. Mehrere deplatziert wirkende Steinquader sowie schräge Mäuerchen auf den Traversen deuten auf Höhe der Mittellinie jedenfall darauf hin.

Zuletzt ging es mit dem Meerbecker Sportverein Moers rapide bergab, von 2007 bis 2013 war der Klub gar in der Kreisliga B beheimatet. Rund um den 100. Geburtstag gelangen immerhin zwei Aufstiege, und derzeit hält sich der MSV in der Bezirksliga recht wacker. So auch heute, wo gegen den Lokalrivalen FC Meerfeld bei allerbestem Herbstwetter nach zwei Toren in den letzten sieben Minuten ein Remis herausspringt.

Das gelungene Ende eines lohenswerten Ausflugs nach Moers. Prädikat: Sehenswert.

Eingangsbereich des Tadions  Blick über das Rheinpreußenstadion  Fahne in der Zeche