Tritium Calcio - US Cremonese 0:2 (Coppa Italia Lega Pro, 7.11.2012)

Stadio Brianteo in Monza

"Tritium", das klingt irgendwie eher nach Chemie-Unterricht als nach Fußball. Und tatsächlich: "Tritium ist ein natürliches Isotop des Wasserstoffs", verrät Wikipedia. Aber: Tritium ist eben auch der lateinische Name der Stadt Trezzo sull’Adda in der Lombardei und Namensgeber des heimischen Fußballklubs.

Tribüne im Stadio Brianteo von Tritium 1908
Anstoß zu früher Stunde

Nach zwei Aufstiegen in Folge ist Tritium seit 2011 erstmals in seiner Geschichte Drittligist und darf daher an der Coppa Italia Lega Pro teilnehmen, dem nationalen Pokalwettbewerb für Dritt- und Viertligisten. Der ist in etwa so leicht zu verstehen wie die Sache mit den Wasserstoff-Isotopen: Nach einer Gruppenphase und zwei K.o-Runden sind Anfang November noch zwölf Teams übrig, die nun in vier Dreier-Gruppen die Halbfinalisten ausspielen. Kapiert? Egal.

Der Stellenwert ist jedenfalls eher gering, was schon die heutige Anstoßzeit zeigt: Mittwoch, 14.30 Uhr. Schlecht für die Fans, gut für uns, zumal Tritium mangels brauchbarer eigener Spielstätte inzwischen im durchaus ansehnlichen Stadio Brianteo in Monza spielen muss. Also heißt es wenige Stunden nach der Landung in Bergamo: Auf nach Monza.

Leere Ränge bei Tritium Calcio
16 Euro, 145 Zuschauer

Eines vorweg: Das Spiel, immerhin ein Duell zweier Drittligisten, interessiert keine Sau. Handgezählte 145 Zuschauer (Danke, Robert!) verirren sich im weiten Rund, ganze zwei davon geben sich als Anhänger des Ex-Erstligisten aus dem 100 Kilometer entfernten Cremona zu erkennen. Womit die Borussia gewissermaßen die zweitgrößte Fraktion im Stadion stellt, trifft doch kurz vor Anpfiff noch eine zweite Autobesetzung aus Mönchengladbach am Stadion ein.

Einziges Ärgernis: Tritium geht die Begegnung wie ein normales Drittliga-Spiel an. Heißt: Stolze 16 Euro sind zu berappen, natürlich muss der Name umständlich auf das Ticket gedruckt werden, und ebenso natürlich wird beim Eingang der Ausweis kontrolliert und alle Taschen gründlich durchsucht. Ist klar. Leider nehmen die Spieler den Kick nicht ganz so ernst, besonders in der lustlosen ersten Halbzeit bieten beide Teams ein Fehlpass-Festival, ehe Cremona doch noch zwei Tore schießt und damit einen großen Schritt in Richtung Halbfinale macht.

Kassenhäuschen von Tritium Calcio
Nur Michael Jackson füllte das Rund

Für all das entschädigt allerdings das 1988 eröffnete Stadio Brianteo. Die Haupttribüne mit ihrer an zwei Türmen aufgehängten Dachkonstruktion ist ein echter Hingucker, und auch die zwei Ränge der Gegengeraden lassen sich sehen. Einzig die flachen Kurven, von denen eine nach dem 1998 verstorbenen Monza-Fan David Pieri benannt ist, verhindern ein noch größeres Fassungsvermögen als die offiziellen 18.568. Das ist freilich auch so viel zu hoch: Ausverkauft war das Brianteo nur 1992, als ein gewisser Michael Jackson hier zwei Konzerte gab.

Beim Fußball bringen weder Tritium noch Viertligist AC Monza hohe Zuschauerzahlen. Sechs Jahre Bauzeit - das erwähnte Dach bereitete enorme technische Schwierigkeiten - für eine Handvoll Zuschauer, ich weiß nicht. Immerhin: Einmal war die Serie A zu Gast, als 1991 das Atalanta-Stadion nicht zur Verfügung stand und Bergamo hier auf Ascoli traf. Derzeit allerdings ist das Brianteo von solchen Highlights weit, weit entfernt.

Nach Schlusspfiff verlassen wir das schöne Rund und treten den geordneten Rückzug Richtung Westen an, wo 150 Kilometer entfernt Juventus Turin am Abend in einem etwas attraktiveren Wettbewerb antritt - der Champions League.

Stadio Brianteo  Curva Sud  Nicht viel los