Neftchi Baku - MOIK Baku 3:1 (Yuksak-Liga Aserbaidschan, 5.4.2009)

Statue von Tofik Bakhramov vor dem Nationalstadion in Baku
Unseren letzten Tag im Kaukasus begannen wir ganz entspannt: Den Checkout zögerten wir bis exakt 11:59 Uhr heraus, um uns anschließend faul per Seilbahn in die Höhe kutschieren zu lassen um bei heißen Getränken den Blick über Baku zu genießen. Heiße Getränke bei 23 Grad? Tja, außer Kaffee und Tee führte der Wirt auf dem Gipfel leider nichts…

Noch ein kleiner Bummel durch die City, und dann tauchten wir auch schon in die Unterwelt der Metro ab, um zwei Stationen später direkt vor dem Tofik Bakhramov-Stadion ans Sonnenlicht zurückzukehren.

Aserbaidschans berühmtester Fußball-Export

Tofik Bakhramov, Tofik Bakhramov – irgendwoher kennt der deutsche Fußballfan den Namen doch? Richtig: Seit dem WM-Finale 1966 galt "der Russe" als Verantwortlicher für das Wembely-Tor. Kollege Bakhramov nämlich war in jenem Spiel als Linienrichter im Einsatz und entschied beim berühmten Schuss von Geoffrey Hurst auf Tor. Eine Entscheidung, die ihn der Legende nach bis auf das Sterbebett ("Der Ball war drin, ich bin mir sicher“) begleitet haben soll.

Inzwischen ist aus "dem Russen" ein Aserbaidschaner und gleichzeitig der berühmteste Fußball-Export des Landes geworden. So berühmt, dass nach seinem Tod 1993 das Nationalstadion nach ihm benannt und vor dem Hauptportal eine Statue zu seinem Gedenken errichtet wurde. Enthüllt übrigens von keinem anderen als Geoffrey Hurst – auch in Aserbaidschan hat man Humor.

Das Tofik-Bakhramov-Stadion in Aserbaidschans Hauptstadt Baku

Viel zu früh am Stadion angekommen suchten wir wie am Vortag vergeblich nach Eintrittskarten, betraten das Stadion also eher vorsichtig durch die offenen Tore und wurden prompt von der Polizei aufgehalten. "Russki?" - "Njet, Nemski" - "Aaaah, Ballack, Klinsmann, Berti Vogts." Und schon wurden wir förmlich auf die Pressetribüne gedrängt, dabei wollten wir da wirklich wirklich gar nicht hin :-)

Platz für ein Feuerchen
Tja, so saßen wir da also eine Stunde vor Anpfiff in der völlig leeren Schüssel. Was bleibt einem da anderes übrig als Sonnenblumenkerne zu futtern und auf vernünftige Stadionmusik zu hoffen? Leider vergeblich: Aserbaidschanische Volksmusik mag am Anfang ja ganz nett sein, eine Stunde am Stück ist das Gedudel aber nur schwer zu ertragen. Zumal auch Azerbaycan TV sein Abendprogramm regelmäßig mit älteren Herren füllt, die fleißig auf der Klampfe spielen. Dazu blickt die Kombo dann verträumt-melancholisch in die Gegend, während der Zuschauer Bilder von der Schönheit des Landes vorgesetzt bekommt. Ja, in diesem Land ist ganz offensichtlich alles in bester Ordnung….

Ein überdimensionales C

Ich schweife ab. Vielleicht also ein paar Worte zum Stadion, das einigen Quellen zufolge von deutschen Kriegsgefangenen gebaut wurde. 30.000 Sitzplätze bietet es heute, wobei sich die Ränge von der hohen Haupttribüne bis hin zur eher flachen Gegengerade kontinuierlich verjüngen. Die Folge: Ein überdimensionales C - eine Reminiszenz an Stalin (das kyrillische C entspricht dem lateinischen S). Oder, um die etwas populärere Deutung meines Sitznachbarn zu wählen: Eine Ahnlehnung an ein römisches Kolosseum, wozu auch die vielen Säulen auf der Tribüne beitragen.

Haupttribüne im Tofik-Bakhramov-Stadion
Irgendwann wurde dann endlich angestoßen, was maximal 800 Zuschauer im weiten Rund interessierte. Berti Vogts war übrigens nicht darunter. Geboten wurde das Aufeinandertreffen von Vorzeigeklub Neftchi Baku, der 1966 in der Sowjetliga immerhin bis auf Platz drei vorstieß, und dem Armeeklub MOIK Baku. "Neftjanik“ bedeutet übrigens Erdölarbeiter – die Frage nach dem Hauptsponsor erübrigt sich wohl.

Sehr zur Freude des kleinen, aber recht sangesfreudigen Fanclubs begannen die Hausherren stark, gingen 2:0 in Führung, ehe wie aus dem Nichts der Anschluss fiel. Die Hoffnung währte jedoch nur bis zum 3:1 in der Schlussphase.

Lange Stunden an zwei Flughäfen

Mit dem Schlusspfiff begann für uns der vielleicht anstrengendste Teil der Tour - die Rückreise. Erst um 03.50 Uhr startete der Flieger nach Riga, was uns langwierige Wartestunden am Flughafen einbrachte. Aber auch das ging vorbei, sodass am frühen Morgen Riga erreicht war. Hier galt es, noch einmal läppische sechs Stunden zu überbrücken, und um 14 Uhr Zeit hatten wir wieder deutschen Boden unter den Füßen. Noch zwei Stunden im Auto, dann war das gute, alte Mönchengladbach erreicht und eine unvergessliche Tour ging eigentlich viel zu früh zu Ende…

Fanklub von Neftchi Baku Hinweisschild auf das Stadion in der U-Bahn-Station Blick auf Baku