APOEL Nikosia - EN Paralimni 0:1, 20.1.2008 (Zypern - Division A)

Das Stadion NEO GSP in Nikosia

Gestapelte Sandsäcke mitten auf der Straße, Warnschilder wohin man sieht, Soldaten mit umgehängten Maschinengewehren: Die Ledra Street, wichtigste Einkaufsmeile Nikosias, bietet unwirkliche Bilder, wie man sie sonst nur noch aus Berlin kannte. Checkpoint Charlie und Berlin 2 heißen dann auch passenderweise die angrenzenden Cafes, die an das Schicksal der nun "letzten geteilten Hauptstadt" erinnern. Auch wenn diese Grenze längst so etwas wie eine Sehenswürdigkeit geworden ist, sorgt sie doch für ein beklemmendes Gefühl.

Jene Ledra Street hat zweifellos schon bessere Tage erlebt. Den 8. November 1926 zum Beispiel, als eben hier in einer Konditorei die Geburtsstunde des Klubs APOEL Nikosia schlug. Der Klub sollte dem Namen nach "alle Griechen Nikosias" einen, was jedoch nur eine Vision blieb. Nach politischen Streitigkeiten spaltete sich 1948 der eher links eingestellte Klub Omonia ab - bis heute der große Rivale von APOEL. Wenn man so will, ist also auch Fußball-Nikosia in zwei Hälften geteilt.

Das Dach der Haupttribüne des NEO GSP ragt im Vordergrund bis über den benachbarten Platz Größtes und schönstes Stadion des Landes

Heimat beider Klubs ist seit 1999 der 22.859 Zuschauer fassende All-seater Neo GSP. Schon 1902 wurde an jener Stelle südlich der Stadt Sport betrieben, spätesten seit den 70er Jahren war das "Old GSP" jedoch nicht mehr zeitgemäß, Fußball und Leichtathletik zogen in das Makarion Stadium um. Erst der am 6. Oktober 1999 eröffnete Neubau zog die Vereine ebenso wie die Nationalmannschaft wieder in das nun größte Stadion Zyperns. Zudem finden hier sämtliche internationalen Spiele zyprischer Klubs statt, zur Hochzeit der Auseinandersetzungen im Nahen Osten bestritten auch israelische Teams hier ihre internationalen Heimspiele.

Hervorstechendstes Merkmal ist zweifellos das wellenförmige Dach, das sich praktischerweise bis über das benachbarte Leichtathletik-Stadion schlängelt und somit auch hier Schatten spendet. Auch die etwas klobige Haupttribüne ist ein Blickfang, die drei übrigen Tribünen fügen sich mit ihren weißen und blauen Sitzschalen nahtlos ins Bild. Auch die stufenlosen Aufgänge zur Haupttribüne sind ein ins Auge stechendes "besonderes Merkmal" - unter dem Strich darf das NEO GSP wahrlich als gelungene Anlage bezeichnet werden.

Etwa 5000 Zuschauer wollen das Duell zwischen dem amtierenden Meister APOEL, der sich derzeit mit dem Rivalen Omonia um Platz zwei der Tabelle streitet, und Verfolger EN Paralimni sehen. Leider wirken die Heimfans ebenso wie die Mannschaft etwas unmotiviert, einzig wenn es gegen den Schiedsrichter geht, erwachen beide zum Leben. Dass das allerdings nicht für drei Punkte reicht, wird in der Nachspielzeit des ersten Durchgangs klar, als der APOEL-Torhüter beim Herauslaufen nicht an den Ball kommt und sich das einzige Tor des Tages fängt. Die etwa 60 mitgereisten Anhänger zünden zwei bengalische Feuer, singen ein wenig und genießen den Rest des Spiels, in dem der Unmut der Heimfans sich schließlich in immer lauter werdenden Pfiffen äußert. Die Niederlage verhindern kann das aber auch nicht mehr.

Ein Teil der Fans von EN Paralimni Stufenloser Aufgang zur Tribüne des NEO GSP Die Fans von APOEL sind politisch eher rechts eingestellt