a stadium odyssey.
Simon Inglis

sightlines. a stadium odyssey.

Der Engländer Simon Inglis gilt auf der Insel als der Stadion-Experte schlechthin. Schon 1983 veröffentliche der Autor ein glänzend recherchiertes Werk über die Geschichte der wichtigsten englischen und walisischen Stadien ("Football grounds of Britain"), seither ist er im Fußball-Mutterland Ansprechpartner Nummer eins bei Fragen zum Thema. Nach Werken, die sich um die Historie verschiedener Arenen drehen ("Villa Park: 100 Years" oder "The History of Non-league Football Grounds") hat Inglis im Jahr 2000 "Stadium Odyssey" veröffentlicht - ein Buch rund um die weltweite Faszination der Stadien.

Herzstück sind die unter der Überschrift "Ciudad de los Estadios" firmierenden Kapitel zur argentinischen Hauptstadt Buenos Aires. Dort solle es mehr Stadien als Büchereien geben, las Inglis einst - und machte sich prompt auf den Weg über den Atlantik. Stolze 25 dieser Arenen, vom Bombonera bis zu Ferrocarril Oeste, besuchte er innerhalb von sechs Tagen - freilich ohne Spiel. Mit einer Ausnahme: Für den Klassiker Boca - River blieb dann doch noch Zeit...
Auf seiner Irrfahrt durch sämtliche Viertel der Millionen-Metropole trifft der Engländer vornehme Vereinsbosse genauso wie Bewohner der Armenviertel, alle eint dabei die Begeisterung für Fußball. Von seinen unzähligen Erlebnissen berichtet Inglis derart fundiert und mit feinem Humor, dass auch die englische Sprache keine Hürde mehr darstellt.

Die weiteren Kapitel beschäftigen sich mit bunten Geschichten rund um Stadien dieser Welt. So besucht Inglis Architekten des Nationalstadions in Beirut, spricht mit vom Flutlicht genervten Anwohnern des Eden Park in Auckland und erzählt die Geschichte der "Mutter aller Arenen", des Astrodomes in Houston. Besonders lesenswert ist der Bericht vom Gaelic Football-Finale in Dublin mitsamt der ewigen Diskussion "Soccer at Croke Park?" sowie vom Wrigley Field in Chicago, wo die Cubs seit 1914 Baseball spielen. Einhelliges Urteil: Absolut lesenswert!

Die einzige Schwachstelle des Buches bringt Inglis ausgerechnet im ersten Kapitel. In einem fiktiven Briefwechsel aus dem 1. Jahrhundert lässt er den Griechen Anorakos und den Römer Vicarius über den Unterschied zwischen Stadion und Arena philosophieren - das ist streckenweise ermüdend und passt so gar nicht zu den spannenden Geschichten, die da noch kommen.

Übrigens: Auch unser geliebtes Hobby streift Inglis kurz, als er nach einer passenden Bezeichnung für seinen Beruf sucht: "The nearest I had ever come to a professional-sounding title for my own work had been a "stadiologist", one I much preferred to "stadium expert" or "groundhopper", which implies a hobbyist with a rail pass and a vacuum flask." Na dann... :-)

Preis: 8 Pfund. Yellow Jersey Press, 2001, ISBN: 0-224-05969-6.