TuS Pewsum - VfL Osnabrück II 1:1 (Oberliga Niedersachsen-West, 7.9.2008)

Tribüne im Stadion Schul- und Sportzentrum zu Pewsum Mit der Fünftklassigkeit ist das in diesem Jahr so eine Sache. Unterhalb der Regionalligen ist nach der Liga-Reform in Deutschland ein ziemliches Durcheinander entstanden, das Spielklassen wie etwa die starke NRW-Liga plötzlich auf eine Stufe stellt mit der eher unspannenden "Oberliga Bremen". Somit dürfen sich inzwischen Mannschaften fünftklassig nennen, die auch vielen Hoppern ein Stirnrunzeln abverlangen dürften - vom FC Voran Ohe über Werder Bremen III bis hin zum TuS Pewsum.

Porzellan-Teller im "Stadion Schul- und Sportzentrum"

Pewsum ist ein Ortsteil der Gemeinde Krummhörn in Ostfriesland, wenige Kilometer westlich von Emden. Das sportliche Aushängeschild ist der heimische Turn- und Sportverein, der immerhin ein "von 1863" im Namen trägt, und seine Heimspiele im klagenvollen "Stadion Schul- und Sportzentrum" austrägt. In der Praxis bedeutet das eine kleine überdachte Tribüne - unter der sogar 24 grüne Schalensitze montiert sind - und drei Seiten ohne jeglichen Ausbau. Das Fassungsvermögen beläuft sich folglich auf bescheidene 1500, auch wenn an anderer Stelle von 55.000 die Rede ist :-)

Böse Zungen würden folglich von einem "Dorfverein" sprechen, freundlich gesinntere Menschen wissen eher die positiven Züge eines Fußball-Nachmittags in Pewsum zu schätzen. Wo etwa erhält man seinen Kaffee noch in echten Tassen statt Pappbechern, wo den selbstgebackenen Kuchen auf einem Porzellanteller? Von Pfand keine Spur. Und wo kann man noch 50 Zentimeter neben der Seitenlinie stehen, den Diskussionen der Spieler sowie den Nörgeleien der anwesenden Rentner lauschen und dabei die Sonne genießen? Merke: Alles eine Frage der Perspektive.

Eingang zum Stadion Schul- und Sportzentrum zu Pewsum Korrespondenzsprachen in Albanien

Einzig der Stadionsprecher will so gar nicht in diese Idylle passen. DJ Holly nennt sich dieser und hat sein Handwerk offenbar auf der Kirmes als Losverkäufer gelernt. Eintönige Ansagen in sinnlose Bumm-Bumm-Musik hineingemischt kannte ich bisher nur vom Auto-Scooter in Anrath. Immerhin hatte DJ Holly auf Anfrage eine Zuschauerzahl parat - auch wenn 250 etwas hoch gegriffen schien.

Und dann war da noch die Stadionzeitung, deren Layout zwar an der Schreibmaschine erstellt schien, deren Inhalt aber voll überzeugen konnte. Auf Seite 12 nämlich fand sich ein wenig überraschend ein Ausflug in die weite Fußball-Welt: "In loser Folge werden diverse Länder Europas vorgestellt" stand da in der Überschrift - "Heute: Albanien". Was der gemeine Pewsumer wohl mit Informationen wie "Nationalstadion: Qemal Stafa" und "Korrespondenzsprachen: Englisch, Französisch" anfangen kann? Wir jedenfalls fanden es super und sahen gönnerhaft darüber hinweg, dass Nentori Tirana angeblich einst in die "Analen" (sic!) der albanischen Pokalgeschichte eingegangen sein soll. Eine Info für'n Arsch, sozusagen...