NK Posusje - NK Siroki Brijeg 1:2 (Premijer Liga BiH, 15.04.06)

Mokri Dolac Stadion Wer sich mit Fußball in Bosnien-Herzegowina befasst, kommt um die Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen Volks- und Religionsgruppen nicht herum. Faktisch ist das Land noch immer dreigeteilt: Kroaten, Serben und Moslems sorgen für ein hohes und andauerndes Konfliktpotenzial. Auch nach der Unabhängigkeit 1991/92 traten immer wieder Auseinandersetzungen zwischen den Gruppen auf - wenig überraschend gerade auch beim Fußball. Eine Eliteliga mit Klubs aus allen drei Teilen blieb aus diesem Grund viele Jahre nur ein Traum. Es sollte bis 2002 (!) dauern, ehe Vereine aus dem ganzen Land einen gemeinsamen Spielbetrieb wagten, der immerhin bis heute hält.

Vor 2002 hatte es auf dem höchsten Level nur regionale Ligen gegeben, die ihren eigenen Meister ausspielten. Die des kroatischen Teils wurde dabei von zwei Vereinen dominiert: NK Posusje und NK Siroki Brijeg, den beiden heutigen Gegnern. Die nur 20 Kilometer voneinander entfernten Vereine, in deren Wappen sich bis heute ein Hinweis auf Kroatien findet, machten die einzigen ausgespielten Titel unter sich aus: 1996 und 1997 triumphierte Siroki Brijeg, 1999 und 2000 Posusje. Nach der "fußballerischen Vereinigung" konnte immerhin Siroki Brijeg seine Spitzenposition halten, der Verein aus dem nur 12.000 Einwohner zählenden Städtchen wurde 2003/2004 nationaler Meister - diesmal von ganz Bosnien-Herzegowina.

Mokri Dolac Siroki Brijeg träumt vom erneuten Titel

In der aktuellen Saison sieht es so aus, als ob Siroki Brijeg dieses Kunststück wiederholen könnte. Souverän führt der Klub die Tabelle an, ein Auswärtssieg im Derby beim abstiegsbedrohten Nachbarn aus Posusje scheint da Pflicht. 100 mitgereiste Fans unter den 2500 Zuschauern hoffen auf genau diesen und unterstützen ihre Farben überraschend lautstark. Die 50 aktiven Anhänger auf der Heimseite sind zwar mit einem Megaphon ausgestattet, streichen aber angesichts der stimmlichen Unterlegenheit schnell die Segel und beschränken sich aufs Zuschauen.

Auf dem Feld sind die Kräfteverhältnisse ähnlich, auch hier überlassen die Hausherren den Gästen die Initiative und werden dafür mit einer 1:2-Niederlage bestraft. Der NK Siroki Brijeg darf somit von einem weiteren Titel träumen.

Mostar "This match was sold"

Das 6000 Zuschauer fassende Stadion Mokri Dolac erweist sich als kleiner, aber feiner All-Seater mit gelben Sitzschalen. Nicht ganz schlüssig scheint die Bedeutung des Stadionnamens. Mit "Wet Valley" übersetzt Wikipedia den Namen, deutet den Ortsnamen Posusje an anderer Stelle aber als "Gegend die arm an Wasser ist". Wie das zusammen passt, bleibt fraglich.

Für ungewöhnliche Unterhaltung sorgt derweil der Stadionsprecher. Völlig unerwartet vermeldet dieser während des Spiels zunächst jeden einzelnen Treffer auf den anderen Plätzen, um plötzlich sogar Tore aus der Serie A durchzugeben. Als jedoch gegen 16 Uhr die Durchsage "MSV Duisburg - Hamburger SV 0:2" kommt, kennt unsere Verwunderung keine Grenzen mehr. Den Spielstand der Partie zwischen Leverkusen und Mönchengladbach verschweigt der gute Mann dagegen. Gott sei Dank.

Für uns ging es nach Schlusspfiff direkt weiter. Ziel: Split.

Anmerkung: Zu diesem Bericht erhielt ich folgende mail eines Posusje-Fans von www.poskoci.com: "Our druckers and all fans of our club NK Posusje are not play fan songs on this match because this match was sold from our first people in our club. This is our protest on this match. This is big criminal in Premier Liga.

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