
Martin Max und Werner Hansch: Immerhin zwei prominente Fußball-Namen hat Recklinghausen hervorgebracht, beide kennen auch das mächtige Stadion Hohenhorst aus dem Effeff. Max spielte hier sogar vier Jahre, ehe er 1989 zu einer gewissen Borussia aus Mönchengladbach wechselte und später Nationalspieler sowie zweimal Torschützenkönig wurde.
Ansonsten spielte Recklinghausen trotz seiner Größe (115.000 Einwohner) im Fußball aber nie eine besondere Rolle, auch wenn das 1977 eröffnete Stadion anderes vermuten lässt. "Damals redeten viele vom Bundesliga-Fußball in Recklinghausen, wenn erst nur das Stadion fertig werden würde", sagte Architekt Hans-Joachim Thielcke einmal der WAZ.
Bis zu 30.000 Zuschauer
Also wurde ähnlich wie beim Münchner Olympiastadion ein Erdstadion gebaut. Heißt: Es wird ein Loch gebuddelt und die Erde für die Ränge benutzt. Nicht ganz klar ist zumindest mir, ob diese Ränge zumindest anfangs auch mit Stufen versehen waren. Die Stadt Recklinghausen schreibt in ihrer Chronik jedenfalls "1977: Stadion Hohenhorst eröffnet (30.000 Plätze)." Auf Wikipedia heißt es dagegen: "Das Stadion wurde für eine Kapazität von 30.000 Zuschauern geplant, aber nie so ausgebaut."
Wie auch immer: Wer heute über die riesigen, grasgrünen Wälle latscht, könnte auch Rucksack und Wanderschuhe nehmen und sollte nicht überrascht sein, wenn zwischendurch mal eine Kuh den Weg kreuzt Na gut, nicht ganz, aber die Größe ist schon beeindruckend. Hinzu kommt die ebenfalls nicht gerade kleine, überdachte Tribüne (2700 Sitze). Wurde also höchste Zeit für einen Besuch.
"Ein wahrer Leckerbissen"
Ganz alleine waren wir mit der Idee nicht, unter den etwa 200 Zuschauern waren mindestens 30 Hopper. Überhaupt scheint das Stadion gerade neu "entdeckt" zu werden, schon am 21. April hatte der FC Recklinghausen auf seiner Facebook-Seite geschrieben:
"Aufmerksame Zuschauer unserer Heimspiele dürften es bereits in den letzten Spielen festgestellt haben. Es sind auffällig viele Personen mit Kamera vor Ort die unsere schöne Spielstätte ablichten.
So waren vor 2 Wochen auffällig viele Besucher mit nordost-deutschen Dialekt vor Ort , aber auch Schwaben. Zuschauer von Hansa Rostock besuchten unser Stadionrund um anschließend ihr Team bei RW Essen zu unterstützen. Aber auch VFB Stuttgart-Fans verlängerten im Ruhrgebiet ihr Wochenende und besuchten nach dem Bundesligaspiel gegen den VFL Bochum am folgenden Tag den Hohenhorst.
Diese Freizeitgestaltung ist nicht selten und trägt auch einen Namen : Groundhopping. Wie andere Leute Briefmarken sammeln, sammeln die Grounhopper Stadien , in denen sie Spiele besuchen. Es ist unter Umständen ein kostspieliges Hobby verbunden mit Abenteuerlust , da einige Groundhopper jedes Wochenende mehrere hunderte oder sogar tausend Kilometer fahren , um mehrere Spiele an einem Tag zu sehen.
Die meisten Reaktion auf unser Stadion schlagen in die gleiche Kerbe : Ein bemerkenswertes Stadion , ein wahrer Leckerbissen."
Sieg gegen Oberligisten
Schön auch, dass vor Ort einige alte Bekannte rumliefen und somit nett geplaudert wurde. Auch das Geschehen auf dem Rasen war bei bestem Sommerwetter unterhaltsam: Bezirksligist Recklinghausen zwang den drei Klassen höher spielenden Oberligisten Schermbeck ins Elfmeterschießen und behielt dort sogar die Oberhand. Sehr zum Unmut übrigens der drei Jung-Ultras der Gäste, die sogar ein pyrotechnisches Werkzeug abbrannten.
