RFC Lüttich - FC Rupel Boom 1:1 (3e Klasse A, 12.8.2015)

Stade de Rocourt des RFC Lüttich

Es ist die Rückkehr eines Riesen: Vor 21 Jahren musste der RFC Lüttich, einer der größten Klubs des Landes, sein geliebtes Stadion im Stadtteil Rocourt verkaufen und lebte seither mal hier, mal dort als Untermieter. Mit dem heutigen Tag endet diese Leidenszeit.

FC Liege in Rocourt
Rocourt war in all den Jahren der Sehnsuchtsort der zahlreichen Fans des Traditionsklubs. Stattdessen trug der fünfmalige Meister seine Heimspiele in Tilleur, Seraing, Verviers, Ans, ja sogar in Eupen aus. In jenen Jahren stürzte der Klub, der 1896 erster belgischer Meister wurde und dessen Stammnummer 4 eigentlich schon alles sagt, bis in die Liga vier ab.

Seit diesem Sommer aber hat der RFC Lüttich wieder eine eigene Heimat in Rocourt. Zwar nicht exakt am alten Ort, wo der Klub am 26. November 1994 gegen Cercle Brügge letztmals auflief - dort steht inzwischen ein Kino. Aber immerhin nicht weit entfernt, auf einem ehemaligen Kasernengelände. Könnte uns in Mönchengladbach bekannt vorkommen.

Haupttribüne in Rocourt
Nur ein Übergangs-Stadion

Für 1,2 Millionen Euro sind dort drei Tribünen entstanden: Eine mit 700 Sitzschalen, eine mit 1500 Stehplätzen und eine Mini-Tribüne für die VIPs. Das Fassungsvermögen des "Stade de Rocourt" liegt so bei 3000, für einen Aufsteiger in die dritte Liga ganz ordentlich. Damit ist die Geschichte aber noch nicht beendet: In wenigen Jahren soll hier ein noch größeres Stadion stehen, in das die jetzt schon bestehenden Tribünen integriert werden. Wenn ich das richtig verstehe, wird jener Neubau nur wenige Meter entfernt vorgenommen.

Abendstimmung
Heute ist das ohnehin egal, denn der RFC spielt endlich sein erstes Pflichtspiel seit 21 Jahren in Rocourt. Die offizielle Eröffnung fand schon zuvor bei einem Testspiel gegen Union Saint-Gilloise statt - gegen jenen Gegner hatte Lüttich schon 1921 das "alte" Rocourt eingeweiht. Das "neue" Rocourt war natürlich mit 3000 Zuschauern proppevoll, und auch heute zum Ligastart sind kaum freie Plätze auszumachen.

Neustart geglückt

Die Stimmung ist wie erwartet prächtig. Die Stehplatztribüne hinter dem Tor platzt aus allen Nähten, viele tragen T-shirts mit einer simplen 4 - die erwähnte Stammnummer. "Le Great Old wallon" mag zwar nur noch (aber immerhin wieder) drittklassig sein, doch Fans hat der Klub, der einst Jean-Marc Bosman nicht verkaufen wollte und so eine kleine Revolution im Transferrecht auslöste, noch immer viele. Keine sechs Minuten sind gespielt, da fällt vor dem "Kop" auch schon das 1:0. Besser hätte der Neustart kaum glücken können. Nach der Pause gelingt Boom zwar der Ausgleich, insgesamt ist die Atmosphäre dem Anlass entsprechend aber bestens.

Am Ende zählt ohnehin vor allem eines: Der RFC Lüttich, Meister von 1896, 1898, 1899, 1952 und 1953 und noch in den 1980er Jahren im UEFA-Cup dabei (gegen Bilbao, Benfica, Juventus, Werder und Rapid), ist zurück in seiner Heimat. Und das ist manchmal wichtiger als ein Tabellenplatz oder die Liga, in der man gerade spielt.

Anzeigetafel auf Rädern  Stammnummer 4 in Liege  Volle Hütte