SV Rödinghausen - Borussia II 3:1 (Regionalliga West, 28.4.2015)

Häcker-Wiehenstadion des SV Rödinghausen

Den SV Rödinghausen nicht zu mögen, ist ziemlich leicht.

Eingang zum Häcker-Wiehenstadion
Vier Wörter reichen, um den Klub aus dem Kreis Herford zu beschreiben: Fünf Aufstiege in Folge. Der geneigte Beobachter ahnt, dass hier nicht ein genialer Spielmacher oder gewitzter Trainerfuchs am Werke war, sondern ein Mann mit dickem Portemonnaie. Im Falle von Rödinghausen heißt dieser Horst Finkemeier und ist Seniorchef des Küchenherstellers Häcker.

Klatschpappen, Cheerleader, hysterischer Stadionsprecher

Und so steht also, nur wenige Meter vom klobigen Firmensitz entfernt, mitten auf dem Feld ein modernes Kleinstadion, in dem Viertligafußball gespielt wird.

Haupttribüne beim SV Rödinghausen
Wie die Faust aufs Auge passt das Drumherum bei Heimspielen. So werden heute - natürlich gesponserte - Klatschpappen verteilt, das Höllen-Werkzeug unter den Fanutensilien. Die Idee: Immer wenn auf der Anzeigetafel "Action" eingeblendet wird, dürfen die Zuschauer kräftig Lärm machen. Himmel hilf. Ab und an ertönt während des Spiels auch ein mexikanisch gemeintes Trompeten-Solo aus den Lautsprechern - offensichtlich ein Gruß an den Mini-Fanclub "Amigos" (!), der mit Sombreros auf dem Kopf im Stadion erschienen ist.

"Kölle und der SVR"

Dass aus jenem Fanblock Lieder wie "Kölle und der SVR" (Wenn das die Kölner wüssten...) und "Wir schmeißen Sten auf Stein" kommen, macht die ganze Angelegenheit nicht gerade sympathischer. Gleiches gilt für die Cheerleader. Oder die Ordner, die ständig lästige Zuschauer verjagen müssen, die die Sicht aus dem VIP-Bereich stören. Oder den Stadionsprecher, der "Shake your booty" bei Toren einspielt und brüllt, als ob der SVR soeben Weltmeister geworden wäre. Mindestens.

Bis ans Ende der Welt
Genug genörgelt. Absolut anerkennen muss man, dass das ganze Brimborium zieht: 1498 Zuschauer - darunter Eintracht Braunschweigs Trainer Torsten Lieberknecht - kommen am heutigen Dienstag, das ist durchaus beachtlich. Etwa 50 davon drücken der Borussia die Daumen, die als Tabellenführer angereist ist und heute einen großen Schritt in Richtung Meisterschaft machen kann. Nach einer schnellen Führung scheint auch alles nach Plan zu laufen, dann aber kommt nicht mehr viel von den Fohlen. Es kommt, wie es kommen muss: In den letzten 20 Minuten schießt Rödinghausen drei Tore und schlägt - wie übrigens schon im Hinspiel - den VfL. Grmpf.

Fußball auf dem Feld

Schauplatz des Ganzen ist das Häcker-Wiehenstadion. Wo einst in der Kreisliga A gekickt wurde, findet sich seit 2011 eine moderne Tribüne mit allen Zipp und Zapp und seit 2014 auch ein separater Gästeblock genau gegenüber. Rund 3140 Zuschauer passen so in die nach dem allgegenwärtigen Sponsor und dem nahen Wiehengebirge benannte Anlage. Kleiner Tipp meinerseits: Ein oder zwei Hinweisschilder im Ort wären hilfreich.

Das Bitterste zum Schluss: Als hipper Klub verfügt natürlich auch der SV Rödinghausen über eine eigene Klubhymne, die vor Anpfiff gespielt und deren Text auf der Anzeigetafel eingeblendet wird. Darin finden sich die immergleichen Phrasen a la "die besten Fans der Welt" oder "Wir stehen zu euch, egal was kommt". Massenware also. Aber wie heißt das Machwerk unverschämterweise? "Bis an Ende der Welt". Da musste ich dann doch schlucken :-)

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