Manchmal verstecken sich hübsche Stadien in der siebten tschechischen Liga: Pod Lipou heißt die Heimat des SK Roudnice nad Labem, die einen Besuch absolut lohnt. Schon das Fassungsvermögen von 6000 verrät die Attraktivität, liegt es doch über dem mancher Erstligisten.

Grund für das kleine Schmuckkästchen ist freilich die Vergangenheit. Von 2011 bis 2014 waren die Blau-Weißen drittklassig unterwegs, ehe der Klub finanziell k.o. ging und 2015/2016 sogar in der 8. Liga ran musste. Außerdem ist Roudnice nad Labem (deutsch: Raudnitz an der Elbe) das Farmteam des FK Teplice, ein wenig Geld wird da sicher auch fließen...

Was das Herz begehrt

Das Pod Lipou liegt nur wenige Meter vom Ufer der Elbe entfernt und stand beim großen Hochwasser im Juni 2003 prompt komplett unter Wasser (--> beeindruckende Fotos und Videos). Geboten wird allerhand: Eine hübsche Haupttribüne mit nettem Stützbogen und Vereinslogo obendrauf, gegenüber gut 1000 Sitzschalen, hinten den Toren je drei bis vier Stufen, eine Anzeigetafel, Eingänge von drei verschiedenen Seiten und - als besonderes Bonbon - auf einem kleinen Graswall einen Haufen überdachte (!) blaue Holzbänke. Nur Flutlicht fehlt.

Alles in allem also sehr ansehnlich, was auch für den Eintrittspreis gilt - der Mann auf dem Klappstuhl will ganze 20 Kronen, also umgerechnet 75 Cent. Ein Ticket gibt es dafür leider nicht. Das Spiel vor 153 Zuschauern ist ehrlicherweise recht bescheiden, besonders der Gast rumpelt gut rum und geht dennoch per Freistoß in Führung. Am Ende setzt sich aber die Qualität der Hausherren durch, die nach dem ersten Spieltag gleich mal die Tabellenführung übernehmen. Wenn denn der Sieg nicht aberkannt wird - zu meiner Überraschung wechselt Roudnice nämlich viermal aus. Wahrscheinlich aber gibt es im tschechischen Amateurfußball einfach nur eine Sonderregel.

Fußball-Pioniere aus Roudnice?

Zum Schluss noch was für Historiker: Auf seiner Homepage schreibt der Klub, dass in Roudnice "laut erhalten gebliebenen Dokumenten" am 15. August 1892 das erste Fußballspiel auf tschechischem Boden stattfand. Na dann...