Zu den wenigen positiven Folgen der Corona-Kacke gehören die Knips-Touren, die ein Kumpel und ich seither unternehmen. Es war im Frühjahr 2020, als europlan-online angesichts der ruhenden Ligen dazu aufrief, bei der Suche nach fehlenden Fotos zu helfen. Als ich von Fußball-Reisenden las, die mit dem Fahrrad die Dorfplätze ihrer Heimat abklapperten, war ich angezündet.

Also nahmen wir uns zuerst Mönchengladbach vor, das alleine beanspruchte schon zwei Tage. Von dort breiteten wir uns immer weiter aus - mal Richtung Aachen, mal Richtung Krefeld, mal Richtung Heinsberg. Seit vier Jahren ziehen wir immer mal wieder los, erst letzte Woche war es wieder so weit. Und wenn ich sehe, das bei der Übersicht der fehlenden Fotos rund um MG quasi alles abgegrast ist, muss ich doch ein wenig lächeln.

Viele Acker, manche Perlen

Jeder Fach-Fremde wird uns natürlich für verrrückt erklären. Aber was haben wir nicht für schöne Geschichten erlebt. Unzählige Male musste ich für vernünftige Bilder über Zäune klettern. Einmal zerriss ein Stacheldraht meine Hose, gleich zweimal "erwischte" uns der Platzwart und musste überzeugt werden, dass wir nichts Böses im Schilde führen. Weil natürlich meist nur von Nebenplätzen und verlassenen Ackern die Bilder fehlen, war es oft schwere Kost, so wie hier, hier oder hier. Doch es gab auch Highlights.

Beim etwas versteckt liegenden Nebenplatz des SC Wegberg etwa lauerten im Gestrüpp Tribüne und Stufen. Das noch unfotografierte Universitätsstadion in Aachen bot eine 8000-Mann-Tribüne. Und in Gangelt-Schierwaldenrath knipsten wir die Reste einer Betontribüne (und mein Kumpel schlich sich aufs Bild).

Fußball über Gräbern

In Erinnerung blieb zudem das Waldstadtion des SC Glessen in Bergheim, und damit sind wir beim heutigen Spiel. Auch in Glessen musste ich damals klettern, wurde von recht vielen Stufen überrascht, vor allem aber von einer Infotafel. Darauf war zu lesen, dass unter der Kunstrasenfläche noch Gräber des benachbarten jüdischen Friedhofs befinden. Grusel grusel.

Genau genommen steht dort geschrieben: "Laut Aussagen älterer Glessener Bürger sollen unter einem Teil des Sportplatzes angeblich Gräber liegen. So gilt heute ein 'Status Quo', nach dem in besagtem Bereich des Spotzplatzes keine Tiefbauarbeiten oder Grabungen stattfinden sollen." Besser ist das.

Kaffee in Glessen

Alles zusammen, vor allem aber die frühe Anstoßzeit um 12.30 Uhr bewog mich, auf dem Weg zum Spätdienst die Autobahn zu verlassen und dem Waldstsdion einen erneuten Besuch abzustatten. Diesmal stand das Tor netterweise auch auf :-)

Klar, Kreisliga B, nur 20 Zuschauer - das rockt nicht so wirklich. Aber der Kaffee für 1,50 schmeckte, das Spiel war erfreulich fair (Schiedsrichter: "Ey, Jungs, ich konnte echt nicht sehen, ob das Hand war, da stand jemand im Weg" - Antwort: "Kein Problem, weiter geht's"), und sogar die Sonne ließ sich blicken.

Und was soll so ein Dorfkick? Vielleicht hat ja der eine oder andere zuletzt den Instagram-Post von Gayson Stanley beim Besuch des VfL 93 Hamburg gelesen, an den ich mit Kaffee in der Hand denken musste. Recht hat der Mann!

Hilfe benötigt

PS: Aufmerksamen Link-Klickern wird aufgefallen sein, dass Mönchengladbach bei Europlan noch nicht komplett ist - es fehlen die Fotos der Plätze auf dem Gelände des ehemaligen JHQ. Wir haben es probiert, auch viele emails geschrieben, aber es ist kein Hinkommen. Vielleicht kann uns ja jemand helfen, der das hier liest...