Problematischer Name
Das idyllisch von mächtigen Linden umrundete Willy-Sachs-Stadion ist vor allem durch seine Namensgebung bekannt geworden. Stadionstifter und Namensgeber Willy Sachs war immerhin SS-Obersturmbannführer und gehörte dem "Freundeskreis Reichsführer SS" an, was nicht jeder wirklich prickelnd fand und findet. Maccabi Haifa etwa schaute 2001 zu einem Freundschaftsspiel in Schweinfurt vorbei und zog es nach kurzer Diskussion doch vor, auf dem Nebenplatz zu spielen.
Der umstrittene Sachs wurde 1936, drei Tage vor der Eröffnung des Stadions in Anwesenheit von Himmler und Göring, zum Ehrenbürger Schweinfurts ernannt. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Er habe die Auszeichnung "in Anerkennung seiner außerordentlichen Verdienste um die Stadt, insbesondere durch die Stiftung des Stadions" erhalten, heißt es auf schweinfurt.de. Wahrlich keine einfache Geschichte.
Fast wie früher
Optisch hat sich das Stadion seit seiner Eröffnung nicht viel verändert. Klar, es gab Sanierungen (1990 etwa und zum Zweitliga-Aufstieg 2001), aber gerade der weite Eingangsbereich, die etwas klobige Tribüne mit ihren 860 überdachten Sitzplätzen, die Leichtathletik-Anlagen und die breiten Stehstufen sind geblieben. Alles in allem eben ein Stadion, das an eine vergangene Zeit erinnert. Das ist prinzipiell schön, sogar dann, wenn jene Zeit eine dunkle war. Ein paar schöne Früher/Heute-Vergleiche gibt es hier.
Apropos dunkle Zeit: Die hat auch der FC Schweinfurt im Anschluss an sein Zweitliga-Intermezzo erlebt. Auch der in Schweinfurt geborene Ex-Borusse Martin Schneider konnte im Herbst seiner Karriere den Abstieg nicht verhindern, 2010 spielten die "schnüdel" gar in der Landesliga. Seither gab es immerhin zwei Aufstiege, und nun kickt der Klub wieder viertklassig. Gut so.
"Heimspiel in Schweinfurt"
Auch die SpVgg Bayreuth ist seit diesem Sommer in der Regionalliga angekommen, sodass heute mal wieder das Frankenderby steigt. 1277 Zuschauer kommen, sicherlich eine ordentliche Kulisse. Besonders schön: Beide Klubs werden seit jeher von engagierten Fans unterstützt, auch heute ist dies der Fall. Wobei der Stimmungspunkt an die etwa 150 Gäste geht, die mit vollem Einsatz dabei sind und am Ende nicht ganz zu Unrecht "Heimspiel in Schweinfurt" skandieren.
Und das Spiel? Eine glatte 1! Lassen wir einfach das Schema sprechen:
0:1 Ulbricht (13.)
1:1 Krautschneider (15. Foulelfmeter)
2:1 Krautschneider (20. Foulelfmeter)
2:2 Stolz (30.)
3:2 Krautschneider (38.)
4:2 Kraus (54.)
4:3 Hiemer (56. Foulelfmeter)
5:3 Schebak (81.)
Rot: Zivkovic (Bayreuth/19.)
Gelb-Rot: Heckenberger (Bayreuth/61.)
Zwei Platzverweise, drei Elfmeter, acht Tore - und 30 Minuten lang 11 Spieler gegen 9. Was will man mehr? Gut gelaunt ging es also für vier Stunden zurück auf die Autobahn.
Bleibt die Frage: Was wird in Schweinfurt für Musik gespielt?
Die Setlist des FC Schweinfurt 05:
1. Santiano - The Fiddler On The Deck. Dieses "Wir sind wilde Seebären, har har"-Geschrammel lässt mich eher kalt. Zumal in Bayern.
2. Pitbull feat. Ke$ha - Timber. Eine einfache Gleichung: Pitbull = Hundekacke. Hier ein besonders großer Haufen.
3. Helene Fischer - Atemlos. Herrje, die Helene, quasi DJ Ötzis Halbschwester. Leider ein absoluter Ohrwurm. Dummdidumm...
4. Tiesto - Red Lights. Wenn das angesagte Dance-Musik ist, bin ich froh, vor zehn Jahren Discos besucht zu haben.
5. Jan Delay - St. Pauli. Finde den Nasenbär einfach gut. "Oberweite - Unterwelt" - großartig.
6. Nico & Vinz - Am I Wrong. Zwei Norweger, hört hört. Trotzdem: Kann das seichte Gedudel nicht mehr hören.
7. Cro - Traum. Text doch arg...hmm... bescheiden. Macht dennoch verdammt gute Laune. Daher: Daumen doch!
8. Andreas Bourani - Auf uns. Der (heimliche) WM-Song 2014. Bleibt die Frage: "Wer friert uns diesen Moment ein?"
9. Confect - FC Schweinfurt, du bist spitze. Der Titel klingt ideenloser, als der Song eigentlich ist. Schon ok.
Fazit:Wenig einfallsreich, aber immerhin zwei, drei hübsche Sachen dabei. Macht ne 4+. Zum Gesamtstand.