Seattle Sounders - Eintracht Frankfurt 1:1 (Testspiel, 8.7.2017)

CenturyLink Field in Seattle

Drei Wochen Kanada, aber kein Fußball? Nach Veröffentlichung aller relevanten Spielpläne schien dieses Szenario zu meiner Enttäuschung nahe. Aber (Achtung, liebe Groundhopping-Polizei): Ich hätte sehr gut damit leben können. Aufmerksame Leser werden bemerkt haben, dass mir andere Dinge längst wichtiger sind als irgendwelche Quoten. Zum Glück.

Home of the Seattle Sounders
Am Ende wurden es doch noch zwei Kicks. Spiel eins war durchaus kurios: Die Seattle Sounders vereinbarten in der Gold-Cup-Pause einen Test gegen Eintracht Frankfurt in ihrem äußerst sehenswerten CenturyLink Field. Also saßen wir keine 40 Stunden nach der Landung in Vancouver auch schon wieder im Amtrak-Zug gen Süden, um dem ebenfalls sehenswerten Seattle einen Kurzbesuch abzustatten.

Anstoß knapp verpasst

Allen Deutsche-Bahn-Meckerern sei an dieser Stelle gesagt: Alles Kinderkram. Wenn ihr richtig genervt sein wollt, dann fahrt von Vancouver nach Seattle. Erst schlich die Bahn eine Stunde lang mit maximal 30 km/h gen US-Grenze, dann erzwang eine defekte Zugbrücke einen weiteren 30-minütigen Stopp. Schon am ersten Halt betrug die Verspätung eine volle Stunde, die - immerhin - bis Seattle gehalten wurde.

Hawks Nest in Seattle
Um 11.52 Uhr Ortszeit war die Emerald City erreicht, den Anstoß um 12.00 Uhr (!) hätten wir dank der kurzen Wege sogar noch geschafft, wenn nicht im Stadion ein strikes Taschenverbot herrschen würde. Volle 20 Minuten für die Abgabe des Rucksacks in der Schlange stehen, während im Stadion die deutsche und amerikanische Nationalhymne gespielt werden - das nervt. Zur 20. Minute waren wir schließlich drin.

Room with a view

Erster Eindruck: Geile Hütte. Zweiter Eindruck: Ganz schön voll. Tatsächlich wollten 40.667 Zuschauer diesen nicht gerade weltbewegenden Kick zur Mittagszeit sehen - Respekt. Seattle hat nicht umsonst den Ruf als Fußball-Stadt, 2016 sahen im Schnitt 42.636 Fans die Heimspiele, im achten Jahr in Folge bedeutetet das Platz eins der MLS. Aus Frankfurt waren wohl auch einige Fans mit dabei, entdecken konnten wir jedoch keinen. Nach der Führung durch Branimir Hrgota (wer sonst...) war aber ein leises "Schwarz und Weiß wie Schnee" zu vernehmen.

Fanblock in Seattle
Der hohe Zuschauerschnitt wäre freilich nicht ohne das pompöse Stadion möglich. Das CenturyLink Field bietet bei NFL-Spielen der Seahawks 69.000 Zuschauern Platz, für die MLS wird das Fassungsvermögen meist mit 39.419 angegeben - was freilich nicht ganz korrekt ist, oft sind mehr als 50.000 da. Insgesamt bietet sich ein grandioses Bild - vor allem, weil die Nordseite nur teilweise ausgebaut ist. Hier steht mit dem "Hawks Nest" eine äußerst markante, dreieckige Tribüne. Sinn des Ganzen ist es, den Blick auf die Skyline von Downtown Seattle zu ermöglichen. Wirklich sehr gelungen, das Ganze.

Emerald City Supporters im Süden

Gegenüber, auf der nach der angrenzenden Straße "Brougham End" genannten Südseite, stehen die Emerald City Supporters. Der unabhängige Fanklub organisiert ab und an sogar Choreographien, beim heutigen Test gibt es immerhin ein paar Gesänge und Hüpfeinlagen. Der Großteil der Zuschauer ist dagegen ganz klischeehaft ziemlich viel unterwegs, um sich Popcorn, Zuckerwatte etc zu organisieren. Beim Ausgleich durch US-Rekordtorschütze Clint Dempsey, gleichzeitig der Endstand, wird es immerhin recht laut. Mehr aber auch nicht.

Unterm Dach
Insgesamt also ein wirklich gelungener Fußball-Mittag, dem ein ebenso gelungener Nachmittag in der City inklusive Besuch beim Space Needle und dem ersten Starbucks der Welt folgte, ehe wir am Abend wieder den Amtrak Cascades gen Vancouver bestiegen. Diesmal schaffte es der Zug sogar, auf der knapp vierstündigen Strecke eine Verspätung von 80 Minuten herauszufahren. Einfach nur nervig, da half auch die schöne Streckenführung entlang der Pazifikküste nicht mehr. Grrr.

Zurück gen Kanada

Für uns ging es anschließend von Vancouver aus durch großartige Natur über Banff, Jasper und Whistler bis zu den Walen vor Vancouver Island - alles ohne Fußball, siehe oben. Der erwähnte zweite Kick eröffnete sich so unerwartet wie der in Seattle - nämlich auf dem Rückflug beim fünfstündigen Umstieg in Toronto.

CenturyLink Field in Seattle  Der Kaiser in Seattle  Peyto Lake