SG Sonnenhof-Großaspach - SC Pfullendorf 3:0 (Regionalliga Südwest, 10.5.2013)

comtech Arena in Großaspach

Über die SG Sonnenhof-Großaspach gibt es herrlich schöne Geschichten zu erzählen. Sie alle, und das ist das Schöne, hängen irgendwie mit dem "Erlebnishotel Sonnenhof" zusammen, das 1950 von der Familie Gerber in Kleinaspach eröffnet wurde.

Stützpfeiler
- Beginnen wir mit der Entstehungsgeschichte des heutigen Vereins. Denn der Klub geht, man mag es kaum glauben, auf eine Thekenmannschaft jenes Hotels zurück. Der "FC Sonnenhof Kleinaspach" kickte zunächst nur in der Freizeitliga, war aber so gut, dass er wenig später am "offiziellen" Spielbetrieb teilnahm - und heute, nach sechs Aufstiegen in 22 Jahren, in der Regionalliga angekommen ist. Viel ist passiert, nur das Hotel im Namen hat sich gehalten. (Eine hübsche Geschichte, die wahrscheinlich nur von Andorras dreimaligem Meister Principat Andorra übertroffen wird, der 1987 aus einem Real Madrid-Fanklub entstand und ursprünglich "The Real Madrid Supporters from Charlie's Restaurant" hieß...)

- Teil jener Thekenmannschaft war als Spross der Hotelier-Familie Ferber freilich auch Uli Ferber. Der damalige Junior-Chef des Hotels war spielerisch eher limitiert, schafft es aber noch heute regelmäßig auf die Sportseiten der Zeitungen - als Berater von Profis wie Mario Gomez, Bernd Leno oder Serdar Tasci.

Ultras Sonnenhof Großaspach
- Und dann ist da noch die Ehefrau von Uli Ferber. Unter dem Familienfoto in der Festschrift zum 60-jährigen Hotel-Jubiläum steht schlicht "Andrea Ferber geb. Zellen", doch wesentlich bekannter ist die Dame unter ihrem Künstlernamen: Andrea Berg. Tatsächlich, so heißt es, "haben Gäste im Landhaus nicht selten das Glück, von einem echten Star bedient zu werden", denn die Hausherrin legt "gern selbst mit Hand an."

Die Vorhölle steht in Kleinaspach

Man darf also sagen: Die "Gaststätte mit Tanzcafe" hat das kleine Aspach recht bekannt gemacht. Und so beginnt auch unsere Erkundungstour genau dort. Mit hungrigem Magen betreten wir die Lobby, eilen am Andrea-Berg-Fanshop vorbei durch die Gänge, erreichen den "Alaska-Biergarten" und erstarren kurz: Die Ü-60-Fraktion tanzt, trinkt, singt und schunkelt bereits kräftig zu unerträglich lauter Schlager-Musik. So ungefähr muss die Vorhölle aussehen. Begeistert lassen wir uns nieder.

comtech Arena
Es dauert keine zehn Minuten bis zu "Du hast mich 1000 mal belogen", keine 20 bis "Die rote Sonne von Barbados" und keine 30 bis "DJ Buzzi" die Mischung aus Kette rauchenden Friseusen, wohl nicht ganz so harten Bikern und verzweifelten Hausfrauen auf der Suche nach Frischfleisch völlig im Griff hat. Ich halte mich wirklich für einen toleranten Menschen, mein Hobby ist bestimmt irgendwie auch seltsam, aber ich habe eine Bitte: Wenn ich mit 65 im Erlebnishotel Sonnenhof zu G.G. Anderson schwofen sollte, werft mir bitte etwas in den Kaffee.

Arena-Idylle im Fautenhau

Verstört und leicht zitternd finden wir nach fast zwei Stunden Wolle Petry, Flippers und - etwa alle 20 Minuten - Andrea Berg den Ausgang und düsen Richtung Stadion. Dort flüchten wir in die Stadiongaststätte, ein kanadisches Blockhaus mit Namen "Fautenhau-Alm", werden schon an der Tür von Andrea-Berg-Plakaten begrüßt, und im Inneren läuft - DJ Ötzi! Lasst es euch gesagt sein: Gegen Großaspach ist Guantanamo ein Klacks.

Haupttribüne bei der SG Sonnenhof
Genug davon. Fußball! Recht idyllisch im Wald liegt die Comtech Arena, die im August 2011 nach zweijährigem Umbau des alten Naturstadions eröffnet wurde. 10.000 Zuschauer passen in die Arena, die ein wenig überdimensioniert wirkt, stünde sie doch manchem Zweitligisten gut zu Gesicht. Einer der Investoren ist übrigens Alexander Hleb, der - langsam wird es kompliziert - genau hier sein erstes Spiel auf deutschem Boden bestritt, ein Haus in Großaspach besitzt und von Uli Ferber beraten wird. Und bestimmt auch großer Schlager-Fan ist. Oder so.

Viele Pfeiler verderben die Sicht

Was an der Arena gefällt, ist neben der schönen Lage das Vorhandensein von Stehplätzen auf beiden Seiten, die freistehende Haupttribüne sowie "echte" Flutlichtmasten. Was dagegen stört, sind die unglaublich vielen Stützpfeiler. Prinzipiell bin ich aus ästhetischen Gründen durchaus ein Pfeiler-Fan, aber hier sind es so unglaublich viele, dass tatsächlich die Sicht gehörig eingeschränkt wird. Unter dem Strich: Eine moderne Arena, wie so viele, nur in klein.

Leere Sitze
Nur 400 Zuschauer wollen sehen, ob die SG ihre Minimal-Chance auf den Aufstieg wahren oder Pfullendorf Hoffnung im Abstiegskampf schöpfen kann. Etwa 20 recht junge Anhänger unterstützen aus dem Eckblock mit Fahnen, Trommel und Gesang die Heimmannschaft, und auch wenn das Ganze natürlich eher übersichtlich ist, muss ich sagen: Die Jungs hängen sich rein, haben Spaß und bekommen daher von mir einen Daumen hoch. Die Gäste haben etwa zehn Anhänger (mit zwei Doppelhaltern) dabei, die vergleichsweise selten zu hören sind. Was wohl auch am Spiel liegt: Das 3:0 für die Hausherren hätte durchaus noch höher ausfallen können.

Von Sido bis Robbie Williams

Nach dem Schlusspfiff treten auch wir die Heimfahrt an, die noch einmal am Hotel Sonnenhof vorbei führt. Diesmal fesseln wir uns an die Autositze, widerstehen dem Sirenen-Gesang aus dem Alaska-Biergarten, halten Kurs auf die Autobahn und haben schon wenig später diesen seltsamen Fleck Erde verlassen. Uff.

Bleibt die Frage: Was für Musik wird bei der SG gespielt? Andrea Berg, Andrea Berg und Andrea Berg? Denkste!

Die Setlist der SG Sonnenhof-Großaspach:

1. AC/DC - Are you ready. Nicht ganz Schlager :-) Schon mehrfach erwähnt: Im meinen Ohren klingt jeder AC/DC-Song gleich. Nicht schlecht, aber gleich
2. Rot und Schwarz. Vereinshymne, die 1999 mit den damaligen Landesliga-Kickern eingesungen wurde. Dafür gibts nen Pluspunkt.
3. Olly Murs ft Flo Rida - Troublemaker. Kein Song über Althauer, aber genauso hart zu ertragen. Mainstream-Kacke.
4. Kings of Leon - Use Somebody. Ein wenig schnulzig, aber geile Stimme, guter Text, schöner Song. Daumen hoch!
5. Snow Patrol - Chasing Cars. Nicht nur ein wenig, sondern sehr schnulzig. ZU schnulzig.
6. Sido - Bilder im Kopf. Ach, gegen Sido kann man einfach nichts haben. Find den Song sogar richtig gut.
7. Icona Pop - I love it. U-n-g-l-a-u-b-l-i-c-h nervig!
8. Robbie Williams - Candy. Ziemlich klebrig - und von der ersten Zeile an nicht zu ertragen.

Fazit: Immerhin keine Schlager-Hölle. Dennoch viel Mist, Sido und Kings of Leon retten die 4+. Zum Gesamtstand.

Fautenhau-Alm  Blick von außen  Vokuhila, hier noch in

Viel Spaß dabei...