Sheffield FC - Rugby Town 1:1 (Evo-Stik League First Division South, 24.10.2015)

Coach and horse ground des Sheffield FC

Seit ein paar Jahren gilt der 24. Oktober dank einer Initiative der FIFA als "Geburtstag des Fußballs", jedes Jahr schicken Klubs und Profis aus aller Welt an diesem Tag Glückwünsche unter dem Motto "Happy Birthday, football" in die Welt. Schuld daran ist ein Provinzklub - der englische Achtligist FC Sheffield.

Der älteste Fußballverein der Welt
Und das mit recht. Bis heute schmücken sich deutsche Klubs bekanntlich gerne mit dem Qualitäts-Siegel "1. FC" vor dem Stadtnamen, auch wenn sie - siehe Köln - erst 1948 gegründet wurden. Würde der FC Sheffield diesem Beispiel folgen, dürfte er sich "1. FC Welt" nennen. Denn mit seinem irgendwie unwirklich anmutendem Gründungsdatum 24. Oktober 1857 ist er mal eben so der älteste Fußballklub der Welt. Uff.

"Order of Merit" für Real Madrid - und den FC Sheffield

Am heutigen 158. Geburtstag machen auch wir unsere Aufwartung und steuern nach dem Besuch bei Sheffield United dem Traditionsklub einen Besuch ab. Zumal die Paarung einen weiteren kleinen Kniff bereit hält: Gegner ist in Rugby Town ein Klub aus jener Stadt, die bekanntlich einst härtere Regeln als die Kollegen in Sheffield (und anderen Städten) bevorzugte und zudem den Einsatz von Händen erlaubte. Bis heute ist Rugby in Rugby die weitaus populärere Sportart, Achtligist Rugby Town ist im Fußball die Nummer eins der Stadt.

Groundhopping Sheffield FC
Aber zurück zum FC Sheffield. Noch ein paar lustige Fakten? 2004 erhielt der Verein von der FIFA den "Order of Merit", eine Auszeichnung, die nur ein anderer Klub der Welt erhielt - Real Madrid. Zum 150. Geburtstag im Jahr 2007 besuchte sogar Pele ein Heimspiel. Gegen den ebenfalls aus Sheffield stammenden Klub Hallam FC bestreitet Sheffield einmal im Jahr das älteste Derby der Welt, genannt "Rules Derby". Hallam wurde 1860 gegründet, ist damit der zweitälteste Klub der Welt und verfügt zudem mit der Sandygate Road über das laut Guinness-Buch "älteste Stadion der Welt".

Auf der Suche nach einer Heimat

Letzteres ist die große Schwachstelle des FC Sheffield. Erst seit 2001 trägt der Klub seine Heimspiele im "Coach and Horses Stadium" in Dronfield aus, einige Kilometer südlich von Sheffield. Was irgendwie passt, denn der Ground wurde nach dem angrenzenden Pub benannt, und bekanntlich spielten in der Gründerzeit des Fußballs fast alle Klubs auf einem Rasen, der neben einer Kneipe lag. Kaum zu glauben: Das "Coach and Horses Stadium" ist die erste permanente Heimat des Sheffield FC.

Coach and horses stadium
Ganz glücklich ist der Klub mit dieser Wahl aber offenbar nicht. Seit einigen Monaten läuft unter der Überschrift "Let's bring football back home" ein Crowdfunding-Projekt mit dem Ziel eines Stadionbaus in "Olive Grove", dem Ursprungsort des FC Sheffield. Unter anderem aus Katar kam schon ein dicker Batzen - gut möglich also, dass der Verein, der einst seinen Amateurstatus behalten wollte und so den Anschluss verlor, schon bald wieder umzieht.

Sepp Blatter als Mitglied

Noch allerdings führt auch uns der Weg nach Dronfield, und für acht Pfund geht es - ohne Ticket - hinein ins Vergnügen. Immerhin zwei Tribünen, darunter eine mit 250 Sitzschalen, gibt es, zudem einen Graswall. Die Kapazität liegt somit bei 2089, war freilich völlig ausreicht. Auch zum heutigen Geburtstag kommen "nur" 249 Zuschauer, darunter sogar etwa 30 Gäste. Ein wenig gesungen wird auch - wie es sich gehört sogar "Happy Birthday".

The home of football Sheffield FC
Ansonsten fehlt an keiner Ecke der Hinweis auf das - zugegebenermaßen beeindruckende - Alleinstellungsmerkmal des Klubs. Überall steht etwas vom "The World's first football club", auf einer Bande ist vom "Home of football" die Rede, und auch eine entsprechende Zaunfahne hängt. Besonders hübsch ist aber die Ehrentafel mit prominenten Mitgliedern des Klubs. Erster Name, ganz oben links: Joseph S. Blatter. Glückwunsch auch.

Party-Crasher in der Nachspielzeit

Das Spiel ist dann, welch Überraschung, ganz gewöhnlich. Tiefer Rasen, schöne Grätschen, viel Einsatz - so muss das sein. Bis in die Nachspielzeit führen die Hausherren verdient mit 1:0, dann betätigt sich ein Rugby-Akteur als Party-Crasher und trifft aus 25 Metern in den Winkel. "When we wrote rules, why didn't we make games last 89 mins" schreibt ein FC-Fan daraufhin bei Twitter. Ein schönes Schlusswort unter ein nicht ganz alltägliches Spiel.

Unser Weg führt anschließend zunächst nach Barnsley, wo Daniel am dortigen Stadion wieder ins Boot geholt wird, und von dort hoch in den Norden. Ziel: Das Wear-Tyne-Derby in Sunderland.

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