Post SV Solingen - SF Baumberg 1:10 (Kreispokalfinale, 26.5.2016)

Jahnkampfbahn Solingen

Der Star war heute eindeutig das Stadion: Schon das Wort "Denkmalschutz" deutet an, dass die Jahnkampfbahn in Solingen ein echtes Kleinod ist. Eines, wo leider kaum noch Fußball gespielt wird. Heute war immerhin einer dieser seltenen Tage, wurde das Kreispokalfinale doch genau hierhin gelegt. Dafür Danke!

Eingangsbereich im Solinger Stadion Wald
"Zeugnis für die Architektur der 1920er Jahre"

Warum die vor allem als "Stadion Wald" (nach dem Solinger Stadtteil, nicht nach den Bäumen) bekannte Spielstätte unter Denkmalschutz steht, wird schon vor dem Betreten klar. Der wunderschöne Eingangsbereich mit dem Uhrenturm wurde sogar schon Jahre vor dem gesamten Stadion geschützt. Auf einer Plakette ist inzwischen zu lesen:

Die Gesamtanlage des denkmalgeschützten Stadions mit ihren expressionistischen Eingangs- und Sanitärgebäude ist ein bedeutendes Zeugnis für die Architektur und Sportstättenplanung der 1920er Jahre."

Post SV Solingen - Tradition seit 1935
1948 kamen 22.000 Zuschauer

Hat man jenen Eingang passiert, öffnet sich der Blick auf das 1928 erbaute Rund aus Naturstein, an dem nicht viel verändert wurde: Links mehrere Reihen Stufen aus dicken Steinklötzen, rechts die Tribüne mit Holzbänken, umgeben von weiteren Stufen. Und hinter den Toren immerhin noch Graswälle. Alles in allem eine kleine Reise durch die Zeit.

Der Zuschauerrekord liegt bei 22.000 aus dem Jahr 1948, inzwischen ist das Fassungsvermögen allerdings auf 6600 gesunken, auch wenn das ein wenig arg gering erscheint. Seit 1974 hat das Rund keinen "eigenen" Verein mehr, Union spielte hier in der 2. Bundesliga zwar ab und zu, aber irgendwann begann die Kampfbahn zu verfallen. Bis - zum Glück - ein Förderkreis sich der Sache annahm und die Anlage wieder aufpeppelte. 2013 gab es dafür den Deutschen Preis für Denkmalschutz. Respekt!

Jahnkampfbahn in Solingen
WM-Finale 1954 in Solingen

Die Belohnung folgt unter anderem 2015, als die Macher des RTL-Films "Die Turnschuh-Giganten" über die Brüder Adi und Rudolf Dassler einen Drehort für die Szenen des WM-Finals 1954 suchten. Am Ende fiel die Wahl auf die Jahnkampfbahn in Solingen, ein paar Szenen der Dreharbeiten gibt es hier zu sehen.

Ein echtes Schmuckstück versteckt sich also in Solingen, und wenig überraschend waren heute etliche Stadionfreunde anwesend, die vor und während des Spiels fleißig Fotos schossen. Als offizielle Zuschauerzahl wurde schließlich 300 angegeben, was aber deutlich zu wenig scheint, ich würde mal glatt die doppelte Zahl in den Raum werfen.

Gegengerade im Stadion Wald
"Tradition seit 1935"

Sehr schön auch, dass beide Seiten aktive Fans am Start hatten: Beim A-Ligisten aus Solingen etwa 15 mehrheitlich ziemlich junge Vertreter mit Ultras-Zaunfahne und sogar einer kleinen Choreo ("Tradition seit 1935"), dem gegenüber die etwas älteren und stämmigeren "Baumberger Jungs". In der ersten Halbzeit gab es sogar ein paar Provokationen beider Seiten, woraufhin einige Baumberger in der Pause die Solinger Jungspunde besuchten. Leicht übertrieben, dachte ich zunächst, das Ganze endete aber mit Shakehands.

Ähnlich friedlich ging es auch auf dem Platz zu: Die Gäste waren als Landesliga-Meister und somit künftiger Oberligist natürlich haushoch überlegen, schon zur Pause stand es 0:5. Zwei Tore in den letzten drei Minuten sorgten am Ende sogar für ein zweistelliges Ergebnis - ein wenig hart für den Post SV, dessen zahlreiche Helfer an Grill und Getränkebude übrigens schwarze Shirts mit der Aufschrift "Über Baumberg nach Berlin" trugen. Hat leider nicht ganz geklappt.

Nun denn, mit der Pokalübergabe endete die Stippvisite in einem wirklich sehenswerten Stadion. Nach Schlusspfiff ging es vorbei an einem Ehrenmal für die Gefallenen des ersten Weltkriegs, das nur ein Jahr nach dem Stadion eingeweiht wurde und ebenfalls zur Gesamtanlage gehört, und vom Parkplatz aus gen Heimat.

Stadion Solingen Wald  Holzbänke in Solingen  Über Baumberg nach Berlin