DJK BW Friesdorf - Bonner SC 1:2 (Mittelrheinliga, 22.8.2015)

Bande Bonn im Derby
Friesdorf gehört nicht gerade zu den bekanntesten Stadtteilen Bonns, hat aber immerhin zwei berühmte Männer hervorgebracht: Hans Riegel, der aus seiner Anschrift "Hans Riegel, Bonn" das Akronym Haribo formte und mit roten Gummibärchen einen Weltkonzern begründete. Und Johannes B. Kerner, der in Friesdorf geboren wurde, dort zur Schule ging und 1992 mit roter Jeansjacke in einem Fernsehstudio saß, um mit "ran" ein neues Zeitalter der Fußball-Berichterstattung in Deutschland einzuläuten.

Besagter Johannes spielte in seiner Jugend auch für Blau-Weiß Friesdorf - allerdings Tischtennis. Die Fußballer fristeten dagegen lange ein Schattendasein - bis 2015 immerhin der Aufstieg in die fünftklassige Mittelrheinliga gelang. Dort kommt es nun gleich im ersten Heimspiel mit dem Derby gegen den Bonner SC zum Highlight, vielleicht sogar dem größten Spiel der bisherigen Vereinsgeschichte.

Sportzentrum Friesdorf
1200 Zuschauer beim Derby

Dass es voll wird, ist schon vorher klar. "Da sehr viele Zuschauer auch von anderen Vereinen erwartet werden, bitten wir um die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln", teilt der Klub im Vorfeld mit. Am Ende werden es stolze 1200 Zuschauer - Respekt. 2011/2012 hatte es das Derby schon einmal in der Landesliga gegeben, damals vor ebenfalls beachtlichen 600 Fans.

Etwa die Hälfte der Zuschauer drückt freilich den Gästen die Daumen. Diese sind beim Nachbarn herzlich willkommen. "Seid laut und seid emotional, Jungs. Zeigt uns, dass ihr die geilen Fußballfans seid, auf die wir uns hier freuen", heißt es in der Stadionzeitung. Und die "Bande Bonn" plus Konsorten hält sich daran, macht 90 Minuten lang Stimmung und verdient sich durchaus ein "Chapeau". Auch wenn ich nie, nie, nie verstehen werden, warum eine Gruppe von 15-20 Leuten einen Vorsänger mit Megaphon braucht. Egal.

Sieben Stufen
Sieben Stufen und noch ein paar mehr

Das Sportzentrum Friesdorf verfügt offiziell über eine Kapazität von 5000 Zuschauern, was vielleicht ein bisschen zu hoch gegriffen ist. Die sieben Stufen auf der gesamten Gegengerade können sich aber sehen lassen, zumal sich auch gegenüber ein paar Stufen finden. Hinter einem Tor kann man noch auf einem leicht ansteigenden Rasen Platz nehmen, das war es dann. Für einen Fünftligisten insgesamt sicher ok.

Auf dem Kunstrasen gibt es ein ordentliches Spiel zu sehen. Beide Teams haben am ersten Spieltag verloren und wollen nun Wiedergutmachung. Die gelingt am Ende dem BSC: Nach Friesdorfs Ausgleich kurz vor Schluss erzielt Bonn doch noch den umjubelten Siegtreffer, nicht wenige Sportclub-Fans springen vor Freude über die Bande und jubeln auf dem Rasen - klettern dann aber auch schnell wieder zurück. Ein würdiges Ende eines schönen Derby-Tages.

Bleibt die Frage: Was wird in Friesdorf für Musik gespielt? Haribo macht Kinder froh? Die ran-Titelmelodie? Weder noch.

Die Setlist von Blau Weiß Friesdorf:

1. Ellie Goulding - Love Me Like You Do. Ellie Goulding: Geile Stimme. Dieser Song: Nicht ihr bester. Aber okay.
2. Martin Solveig - Intoxicated. Sehr, sehr nervig. Wirklich.
3. MoTrip - So wie du bist. Seit einem Werbespot mit Schweini plötzlich hip. Refrain gefällt, Strophen eher nicht.
4. Daniel Wirtz - Wenn sie diesen Tango hört. Ich gestehe: Es gab eine Zeit, in der ich Pur mal gut fand. Lang ist's her. Und schuld war dieser Song.
5. Flo Rida - I Don't Like It, I Love It. Sehr, sehr nervig. Wirklich. Also echt jetzt.
6. Major Lazer - Lean On. Richtig penetranter Refrain. Aber noch immer besser als Flo Rida.
7. Kygo - Firestone. Eyeyey, das tägliche 1Live-Gedudel geht weiter...
8. Feder - Goodbye (ft. Lyse) . Ebenfalls aktuell ein Radio-Dauerbrenner. Diesmal aber ein guter.
9. Cro - Bye Bye. Der Beweis, dass Cro derzeit (leider) nur Musik für Teenie-Mädchen macht.

Fazit: "Einfallslos" trifft es wohl am besten. Schade. Macht ne 4-. Zum Gesamtstand.

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