Trotz einer Talfahrt in den vergangenen Jahrzehnten ist Union St.Gilloise einer der traditionsreichsten Vereine Belgiens. Sage und schreibe 11 Meistertitel (1904, 1905, 1906, 1907, 1909, 1910, 1912, 1913, 1923, 1934 und 1935) bedeuten Platz drei auf der belgischen Ehrentafel, hinzu kommen zwei Pokalsiege 1913 und 1914. Sich selbst als "Family Club" bezeichnend, verweigerte sich der Klub aus Brüssel Ende der 60er Jahre dem Professionalismus und verschwand bald von der Bildfläche: Der dritte Erstliga-Abstieg 1972 bedeutete den endgültigen Abschied aus der höchsten Spielkasse, in rasanter Talfahrt ging es innerhalb von 10 Jahren bis in die 4. Division (1981/82). Inzwischen hat der Klub sich berappelt und ist in die 2. Liga zurück gekehrt.

Zeuge der bewegten Vergangenheit ist noch heute das 1919 eröffnete Stade Joseph Marien, an dem seit den letzten Arbeiten 1926 nicht mehr viel verändert wurde. Wie Anfang des Jahrhunderts üblich befand sich der Stadion in Nachbarschaft zu einer Grünanlage (dem noch heute existenten Dudenpark), auf dem Fußweg Richtung Haupttribüne erinnern zugemauerte Kassenhäuschen an den einstigen Zuschauerzuspruch, der nicht nur bei den Derbies gegen den Nachbarn Daring Club de Molenbeek enorm war.

Im Inneren darf der Besucher sich an einer steilen, mit Wellenbrechern gesäten Gegengerade sowie den abgesperrten, weil mit Sträuchern überwucherten Stehplätze hinter den Toren erfreuen. Zum Halbzeit-Bier lädt die in die wuchtige Haupttribüne eingelassene Stadionkneipe ein.

Zwar erreichen die Zuschauerzahlen in St.Gilloise heute längst nicht mehr das Niveau der goldenen Ära, vierstellige Zahlen darf man dennoch erwarten. Ein Hinweis für alle Reisenden: Auf der offiziellen Vereinshomepage findet man im Englisch-Bereich den Hinweise "On the Brussels Ring Road take exit 13 (Anderlecht Industry)". Hier hat sich ein Fehler eingeschlichen, der trotz einer email an den Klub nicht behoben wurde: Die Ausfahrt hat korrekt die Nummer 17! Andernfalls steht euch eine lange Suche bevor....