Borussia - Werder Bremen 2:2 (25.2.07)

Nicht gerade durch ausgewogenen Journalismus zeichnet sich in dieser Saison die Berichterstattung des Express über Borussia aus. Bestes Beispiel ist sicher die von Jupp Heynckes öffentlich angeprangerte "Hetzjagd" auf seine Person, die nicht zuletzt das Boulevardblatt mit wachsender Begeisterung betrieb. Auch das Ende des "Nachspiels", einer über viele Jahre erfolgreichen Einrichtung des Fanprojekts, geht auf das Konto des Express, der sich an ungeschriebene Gesetze schlicht nicht halten wollte. Neuester Fehlgriff: Der Kommentar zur Fan-Aktion beim Abschlusstraining vor dem Werder-Spiel. "Rowdy-Attacke auf Borussia" prangte da in gewohnt dicken Lettern - sogar auf Seite 1.

Worin genau die "Attacke" bestand, wurde beim Lesen des Artikels leider nicht deutlich. Etwa in den Schmäh-Gesängen? Die gibt es bei jedem Spiel. Waren es die bösen Spruchbänder? Ebenfalls etwas Alltägliches. Oder gab es gar körperliche "Attacken"? Quatsch mit Sauce. Wer das Foto aufmerksam studiert, dem fällt sogar auf: Alle angeblichen "Randalierer" stehen brav hinter der Absperrung.

Wo also ist der Skandal? Ach ja, natürlich, die bengalischen Feuer. Die gelten heutzutage ja quasi als Synonym für marodierende Hooligans. Warum also nicht gleich die Schlagzeile "Italienische Verhältnisse jetzt auch in Mönchengladbach!", lieber Express??? So ließe sich doch noch viel mehr Auflage machen... Dass diese brav in der Hand gehalten wurden und von einer "Flucht der Spieler" (Express) beim besten Willen nicht die Rede sein konnte, interessierte ebenfalls nicht.

Dass aber nicht etwa "Randalierer", sondern echte Borussenfans am Werk waren, die, wie das Fanprojekt richtig schreibt, "seit vielen Jahren treu hinter dem Verein stehen und nun an die Grenze ihrer Leidensfähigkeit gestoßen sind", interessierte niemanden. Aber wäre es nicht die Aufgabe der Journalisten gewesen, zumindest auch die Gegenseite zu hören? Wäre es nicht im Sinne einer ausgewogenen Berichterstattung gewesen, die Position der Fans zumindest zu erwähnen? Oder bestünde dann etwa die Gefahr, dass der Leser womöglich Verständnis zeigt und die schöne Seite-1-Schlagzeile hinfällig wäre?

Oder aber war, wie man hört, gar kein Express-Reporter vor Ort? Überraschen würde das zumindest nicht.