Union Berlin - Borussia 6:4 n.E. (6.2.01, DFB-Pokal-Halbfinale)

Einlullen lassen haben wir uns. "Borussia Mönchengladbach ist seit 20 Jahren der erste wirklich würdige Gegner an der Alten Försterei" durfte ein Unionfan in der Stadionzeitung berichten. Als "Einer der traditionsreichsten Fußballvereine Deutschlands" wurden wir da vorgestellt, mit "begeisternden Fans". Und sowieso schien das Fußballspielen am Niederrhein erfunden worden zu sein, wenn man dem Stadionsprecher Glauben schenken wollte. Es schien fast so, als ob die Hälfte der Unionfans sowieso schon immer eigentliche Borussiafans gewesen seien. Bis zum Anpfiff hatten es die Berliner geschafft, uns zu überzeugen. Nicht nur wir Fans, sondern auch die Spieler glaubten anscheinend, die Größten zu sein. Der kleine Verein aus Köpenick wird es schon nicht wagen, die große Borussia zu ärgern.

Zur Halbzeit wussten wir es besser: Mit viel Glück stand es nur 0:1 gegen uns, und im Block war tote Hose. Statt wie eine Mauer hinter unser Elf zu stehen, wie es für ein Pokalhalbfinale in der erstmals seit Jahren ausverkauften Alten Försterei würdig gewesen wäre, gewannen die Nörgler im Block - mal wieder - die Oberhand. Doch mit der zweiten Halbzeit sollte alles anders werden. Borussia spielte auf unsere Kurve, entfachte in den ersten fünf Minuten ein Feuerwerk, und unser Block tobte plötzlich. Erst recht nach Aries Doppelschlag. Das Endspiel zum Greifen nah. Träume von Touren nach Rom, Paris und Barcelona wurden wach. Doch Gladbach war - dieses Kapitel hatte die Stadionzeitung leider vergessen, zu erwähnen - auch immer der Verein der tragischen Niederlagen gewesen. Und es sollte eine weitere folgen.

Zehn Minuten vor Schluss der Ausgleich, und dann eine Verlängerung, die auf tiefem Boden (Danke an dieser Stelle an die Unioner, die den Platz am Vortag vom Schnee befreit hatten und das Spiel so erst möglich gemacht hatten) zu einem echten Pokalfight wurde. Das Elfmeterschießen musste schließlich entscheiden, und schon nach dem ersten Schüsschen von van Lent war der Kuchen gegessen. Nachdem drei Minuten später unsere Niederlage perfekt war, durften wir mit ansehen, wie Fans von Union freudetrunken den Platz stürmten. Hatten diese sich beim Einlaufen noch mit ihrer riesigen "Eisern Union" Blockfahne sowie zahlreichen Bengalos positiv in Erscheinung setzen können, konnten sie es nun nicht lassen, uns gebührend zu verabschieden. Statt den größten Erfolg der Vereinsgeschichte zu feiern und uns in Ruhe zu lassen, versammelte sich ein nicht gerade kleiner Haufen direkt vor unserem Block, um zu pöbeln. Dass dabei Münzen, Trinkflaschen und sogar Knallkörper in unseren Block flogen, muss wohl nicht weiter kommentiert werden. Verärgert und frustriert verließen wird das Stadion und traten eine der deprimierendsten Heimfahrten seit Langem an.

Ein Wort übrigens noch an die Herthaner, BFCler, Chemnitzer und alle anderen Nicht-Borussen in unserem Block: Zu Hause saßen genügend Gladbacher, die sich das Spiel vor dem Fernseher ansehen mussten. Die hätten liebend gerne eine Eintrittskarte gehabt und vielleicht auch mal im Gegensatz zu euch den Mund aufbekommen! (ER)