Zenit St. Petersburg - FC Rostov 2:0 (Premier Liga, 15.07.2007)

Das Petrowski-Stadion liegt auf einer Insel in der Newa Nach zwei Tagen in Tallinn hieß es am Samstagabend Abschied nehmen, um weiter Richtung Osten vorzustoßen. Um 23 Uhr startete der Nachtbus, der uns in sieben Stunden nach St. Petersburg bringen sollte. Viel Schlaf war uns dabei aus mehreren Gründen nicht vergönnt:
1. Das Gedudel aus den Lautsprechern. Weder russische Folklore noch der Modern Talking-Megamix lassen ein Nickerchen zu
2. Der Geruch. Unser Vordermann sah nicht nur so aus, als hätte er zwei Flaschen Wodka getrunken, er stank auch so
3. Die holprigen Straßen. Insbesondere in Russland wurde der Bus kräftig durchgeschüttelt
4. Die Grenze. Zwei Stunden dauerte es, bis Visum, Reisepass und Gepäck zur Zufriedenheit der Zöllner kontrolliert waren.

Riesige Flutlichmasten kennzeichnen das Petrowski-StadionEtwas verschlafen erreichten wir somit die nördlichste Millionenstadt der Welt, kämpften uns durch die kyrillischen Buchstaben auf dem Metroplan und erreichten gegen 7 Uhr unser Hotel. Die Hoffnungen auf ein Nickerchen wurden mit einem bestimmten "Njet" schnell zerschlagen: Check-in ab 13 Uhr. Also aufgerafft und einen ersten Rundgang durch die riesige Stadt mit ihren unzähligen Sehenswürdigkeiten absolviert, ehe am Nachmittag endlich die Äuglein geschlossen werden konnten. Doch die Freude war nur von kurzer Dauer: Schon am Abend stand die Begegnung des Tabellenführers Zenit St. Petersburg gegen Schlusslicht FC Rostov auf dem Programm.

Ausverkauftes Stadion, verschiedene Fanblöcke

Erster gegen Letzter, dazu regnerisches Wetter - also kein Problem beim Ticketkauf? Denkste! 90 Minuten vor Anpfiff drängten sich etwa 40 Fans vor dem einzigen geöffneten Kassenhäuschen, steckten Ausweise durch die Scheibe und erhielten in der Regel Absagen. So auch wir: "Njet", hieß es wieder einmal. Auch ein Flehen ("extra aus Deutschland angereist bla bla") half nicht, schließlich wurde kommentarlos der Vorhang zugezogen. Also den Schwarzmarkt sondiert und für den Wucherpreis von umgerechnet 15 Euro pro Karte zugeschlagen. Etwas angesäuert, aber in erster Linie erleichtert, ging es hinein ins Stadion - was tut man nicht alles für einen Länderpunkt...

Kleine Choreo der ZenitfansDas Petrowski-Stadion liegt auf einer kleinen Insel in einem Nebenarm der Newa. Gerade einmal 21.725 Zuschauer passen in das 1925 erbaute Stadion, das an vielen Stellen bereits bröckelt. Kein Wunder also, dass derzeit das ohnehin größere Kirov-Stadion, in dem Zenit schon von 1950 bis 1989 spielte, nach dem Vorbild der Schalke Arena umgebaut wird. Bis dahin müssen die Fans jedoch noch im Regen stehen - so wie heute, wo fast während der gesamten Spielzeit der Himmel seine Schleusen geöffnet hat.

Die Fans in dem bunten Allseater lassen sich jedoch nicht die Stimmung verderben und überzeugen von Beginn an mit einem lautstarken Support. Epizentrum ist die Hintertortribüne, auf der die Ultras stehen und wo über weite Strecken viel Bewegung herrscht. Eher wenig Gesänge kommen seltsamerweise von der Gegengeraden, obwohl dort das eigentliche Intro stattfand: Zahlreiche Schwenkfahnen sowie das Spruchband "Spivak - 191 Spiele, 43 Tore - Danke!" für den Ukrainer Olexandr Spivak werden dort zum Einlaufen präsentiert. In einem dritten Fanblock schließlich gibt es eine kleine Choreo aus blauen und weißen Pappen zu sehen. Die etwa 50 Gäste aus Rostov machen sich derweil nur zu Beginn des Spiels durch eine Oberkörper-frei-Aktion bemerkbar und verharren ansonsten auf ihren Plätzen, gut behütet von einer Polizeikette.

Advocaat-Elf trifft zweimal in der Nachspielzeit

Das Spiel hat Zenit, bei denen Trainer Dick Advocaat offensichtlich mehr Glück hat als noch bei der Borussia, zwar über weite Strecken in der Hand, ohne jedoch zu großen Chancen zu kommen. Als in der 40. Minute der Gast gar einen Elfmeter zugesprochen bekommt, liegt eine Überraschung in der Luft. Doch der Zenit-Schlussmann hält, und so kommt es, wie es kommen muss. In der Nachspielzeit der ersten Hälfte gehen die von Gazprom gesponserten Blau-Weißen (einige Fans tragen tatsächlich Schalke-Shirts) 1:0 in Führung, ehe im zweiten Durchgang erneut in der Nachspielzeit das 2:0 folgt. Die Bengalos brennen im Regen, der Traum vom zweiten Meistertitel nach 1984 lebt weiter.

Für uns hieß es nun Aufwärmen beim Abendessen, ein paar Bierchen, ein wenig Sightseeing am Montag und am Dienstag schließlich der Rückflug über Berlin. Zwei wunderschöne Städte, drei Spiele, zwei Länderpunkte - was will man mehr?

Außenansicht des Petrowsky-stadions Warten vor dem Kassenhäuschen Gut bewacht: die Gästefans Wie eine riesige Fliegenklatsche